Digital Assets Briefing
Das Zuger Start-up Green Mining DAO bietet Investoren Coins aus Wasserkraft, die ihre Anteile direkt auf der Bitcoin-Blockchain halten können. +++ Dazu: Strategy ist jetzt «Müll» +++ Institutionelle ziehen Ethereum vor.
31. Oktober 2025 • Werner Grundlehner

Krypto, Sustainability, Tokenisierung – alle aktuellen Buzzwords in einem Unternehmen. Das im Jahr 2022 gegründete Zuger Start-up Green Mining DAO nutzt überschüssige Wasserkraft für nachhaltiges Bitcoin Mining in Paraguay. Die Herstellung – das Mining – von Bitcoins ist als Stromfresser verschrien und die Industrie sucht nach erneuerbaren Energien. Diese findet die Gesellschaft in der Nähe eines Staudamms in Paraguay.



Und in den Short Cuts diese Woche:
• Strategy ist jetzt «Müll»
• Institutionelle ziehen Ethereum vor


Das DAO in der Firmenbezeichnung bedeutet Dezentrale Autonome Organisation. Das ist die Struktur der Blockchain, die ohne zentrale Autorität auskommt. So ist auch das Unternehmen aufgebaut. Green Mining betreibt mehrere durch Wasserkraft angetriebene Mining-Anlagen. Die daraus gewonnene Abwärme nutzt das Unternehmen zukünftig zur Trocknung von Lebensmitteln, etwa Mango – ein zusätzlicher Einkommenszweig. Gewinne aus dem Betrieb der Mining-Einheiten fliessen als Bitcoin-Dividenden direkt an die Aktionäre.

Der Ertrag in Bitcoin

Die im vergangenen Jahr gegründete GM3 ist eine operative Gesellschaft für den Standort in Paraguay — dem dritten realisierten Projekt im Land mit langfristigen Energiepartnerschaften. Dafür hat das Unternehmen im vergangenen Jahr 4,5 Millionen Franken von Investoren eingesammelt. Wer in GM3 anlegt, besitzt gemäss Valentine Pleser, Gründerin und Geschäftsführerin von Green Mining «reale Infrastruktur, ohne selbst operativ tätig zu werden. Wir übernehmen Entwicklung, Aufbau und Betrieb vollumfänglich — und schütten echte, erwirtschaftete Bitcoin-Erträge aus».

Seit der Gründung von Green Mining im Jahr 2022 arbeitet das Team daran, nachhaltige Bitcoin-Mining-Anlagen aufzubauen und gleichzeitig ein Modell zu entwickeln, das Unternehmensanteile direkt mit Bitcoin verbindet. GM3 setzt dabei auf das Taproot-Assets-Protokoll und das Lightning Network, um Wertrechte sicher und effizient auszugeben. GM1 und GM2, die in der Gründungsgesellschaft GM Data Centers AG betrieben werden, sind gemäss Pleser bewusst kleinere Pilotprojekte zur Validierung von Innovation, Energiepartnerschaften und Betrieb. «Der skalierte, profitabel laufende Betrieb erfolgt über GM3 basierend auf diesen Erfahrungen», erklärt die Gründerin. Die Projektgesellschaft GM3 betreibt aktuell rund 3 Megawatt (MW) von 6 MW verfügbarer Leistung, vollständig hydrogekühlt und mit 100 Prozent erneuerbarer Energie betrieben.

Direkt ins Bitcoin-Wallet

GM3 schüttet die erwirtschafteten Gewinne in Form von Bitcoin quartalsweise an die Aktionäre aus. Nach Abschluss der Kapitalisierung wird Green Mining rund 20 Prozent der Aktien halten und erhält Ausschüttungen zu den gleichen Konditionen wie alle Co-Investoren. Ein Teil der Erlöse, die Abschreibung der Geräte – aktuell etwa 20 Prozent des Gesamtumsatzes –, wird auf der Bilanz gehalten und gemäss Pleser zum richtigen Zeitpunkt bewusst reinvestiert, um die Hardware kontinuierlich zu optimieren und den Standort langfristig als effiziente Bitcoin-Infrastruktur zu betreiben. «Zusätzlich halten wir eine kleine operative Bitcoin-Reserve, um flexibel auf Energie- oder Marktveränderungen reagieren zu können», fügt sie an.

Seit Ende Oktober können Investoren von GM3 ihre Anteile direkt in Bitcoin-Wallets halten. Die tokenisierten Aktien sind keine synthetischen Abbildungen, sondern rechtlich anerkannte Wertrechte nach Schweizer Aktienrecht. Sie werden über die Plattform Greenpact verwaltet, die jedes verifizierte Wallet mit dem digitalen Aktienregister des Unternehmens verknüpft. CEO Sascha Grumbach wird in der Pressemitteilung folgendermassen zitiert: «Unsere Investoren halten nun echtes Unternehmenseigentum, das durch dasselbe Netzwerk gesichert ist, das auch Bitcoin antreibt. Dies ist ein entscheidender Schritt hin zu einem dezentralen und rechtlich abgesicherten Eigentumsmodell – zugänglich, transparent und zukunftsweisend.»

Mangos kompensieren Energiekosten

Auf die Frage, wie wichtige das ergänzende Geschäftsmodell, das Trocknen von Mangos durch Abwärme, für die Rendite sei, antwortet Valentine Pleser: «Strategisch ist Heat-Reuse ein zentraler Effizienzbaustein: Durch die Nutzung von Abwärme für industrielle Trocknungsprozesse können wir perspektivisch bis zu 15 Prozent der Energiekosten kompensieren. Das stärkt die Profitabilität und Resilienz der Mining-Standorte, insbesondere in volatilen Marktphasen». Die Produktionskosten pro Bitcoin belaufen sich derzeit auf 65’000 Dollar, durch die zusätzliche Nutzung der Abwärme sollen sie auf gegen 55’000 Dollar gesenkt werden. Investoren wird ein jährliches Renditeziel von 20 Prozent in Aussicht gestellt, ausgezahlt als Dividende in Bitcoin.

Effektiv läuft GM3 seit Ende Dezember 2024 und schüttet bereits seit dem ersten Quartal an die Investoren aus. Gemäss Pleser werden bis Ende Oktober 2025 Bitcoin-Ausschüttungen im Mittel in der Grössenordnung von rund 15 Prozent annualisiert geleistet – abhängig vom individuellen Einstiegszeitpunkt der Investoren. «Die Ausschüttungen basieren ausschliesslich auf operativen Ergebnissen und können je nach Markt-, Mining- und Energiebedingungen variieren», fügt die Managerin an.

Aktien wie Coins behandelt

Vor der Tokenisierung auf der Bitcoin-Blockchain wurden die Aktien ausschliesslich im digitalen Aktienregister geführt. Jetzt existiert zusätzlich eine On-chain-Eigentumsrepräsentation auf Bitcoin, technisch wie rechtlich sauber integriert. Die Titel können (nach der Lock-up-Phase) direkt über Bitcoin übertragen werden, ohne Kaufvertrag und ohne Papierprozess. «Das ist echte digitale Eigentümerschaft. Aktien, die sich so einfach übertragen lassen wie Bitcoin – rechtlich vollwertig und ohne Intermediär», sagt die Green-Mining-Managerin.

«Wir bauen derzeit die technische Handelbarkeit auf unserer KYC-basierten Plattform Greenpact aus. Nach Ablauf der Lock-up-Periode können tokenisierte Aktien Wallet-zu-Wallet innerhalb einer regulierten, KYC-verifizierten Umgebung übertragen werden», ergänzt sie. Das ermögliche eine rechtssichere elektronische Übertragung ohne Notariatsprozess, während das gesetzliche Aktienregister automatisch aktualisiert werde und damit weiterhin die Rechtsgrundlage bildet.

Handel auf BX Digital?

Eine mögliche Notierung an der BX Digital sowie weiteren regulierten Handelsplätzen wird geprüft. Für Green Mining stehe dabei Anlegerschutz, regulatorische Klarheit und werthaltige Infrastruktur statt kurzfristiger Handelsvolumina im Vordergrund. «Wir fokussieren uns darauf, ein robustes, Compliance-konformes Marktumfeld zu schaffen, bevor wir Liquidität extern öffnen», führt die Geschäftsführerin aus.

Jetzt ist es nicht so, das GM3 die ersten Schweizer tokenisierten Aktien wären, die über die Blockchain handelbar sind. Anbieter wie Daura oder Aktionariat machen dies schon seit Jahren – mit bescheidenem Erfolg. Valentine Pleser grenzt sich klar von diesen Projekten ab. «Unser Modell basiert nicht nur auf digitaler Abbildung, sondern auf tokenisierter Realwirtschaft: echte Schweizer Aktien, echte Infrastruktur, echte Bitcoin-Cashflows – direkt auf Bitcoin.» GM3 vereine die Rechtssicherheit des Schweizer Aktienrechts mit der wirtschaftlichen Substanz von realen Infrastrukturprojekten und der technologischen Basis von Bitcoin. GM3 sei keine Plattform, die anderen die Tokenisierung anbiete, sondern ermögliche Anlegern Zugang zur Assetklasse Bitcoin Mining.

Bei derartigen Projekten scheinen oft technologische Aspekte im Mittelpunkt zu stehen und weniger der Kundenmehrwert, was bisherige Anbieter dann mit einer tiefen Akzeptanz bei Anlegern zu spüren bekamen. «Bei vielen Tokenisierungsprojekten stand die Technologie im Vordergrund und nicht der wirtschaftliche Nutzen. Bei uns ist es umgekehrt: Unsere Zielgruppe sucht gezielt Zugang zu Bitcoin-Exposure durch reale Infrastruktur und operative Ausschüttungen in Bitcoin», sagt dazu Pleser.

GM3 spreche eine Community aus Privatanlegern, Unternehmern, Family Offices und auch institutionellen Investoren an, die Tokenisierung nicht als Selbstzweck sehen würden, sondern als effizienten Weg zu reguliertem Eigentum an produktiven Assets. «Tokenisierung ist bei uns kein Marketing-Begriff, sondern ein Werkzeug, das Eigentum transparent macht, die Übertragung vereinfacht und Dividendenverteilung automatisiert», so die Green-Mining-Managerin. Das erklärt gemäss Pleser auch den schnellen Marktzugang: Bereits über 250 Co-Owner sind in einem frühen Stadium engagiert – mit wachsendem Interesse aus institutionellen Kreisen.

Doch was passiert, wenn ein erneuter Kryptowinter eintritt und der Bitcoinkurs unter jenen der Produktionskosten von Green Mining fällt. Dann dürfte es zu einem Survival of the Fittest kommen. Bei einer fallenden Bitcoin-Notierung stellen zuerst ineffiziente Miner mit den höchsten Produktionskosten ihren Betrieb ein. Dank extrem niedrigen Energiekosten und Heat-Reuse gehört GM3 gemäss Unternehmensangaben zu den kosteneffizientesten Standorten und bleibe auch in solchen Szenarien wettbewerbsfähig. Bei anhaltendem Kostendruck sei auch ein phasenweiser Pause-Modus in Peak-Zeiten denkbar, um einen geringen Strompreis zu erzielen.




Short cuts: News aus der digitalen Welt


Strategy ist jetzt «Müll»

Die Ratingagentur S&P hat die Kreditwürdigkeit von Micheal Saylors Unternehmen Strategy (ehemals MicroStrategy) auf «B» eingestuft. Damit gelten Vermögenswerte des US-Softwareunternehmens als «spekulativ und nicht investitionswürdig». Anleihen in diesem Bereich werden als «Junk Bonds» bezeichnet. S&P führt den starken Bitcoin-Fokus und die geringe Dollar-Liquidität des Unternehmens neben anderen Faktoren als Schwächen an. Das Ratingunternehmen fügte aber an, dass der Ausblick für das Bitcoin-Finanzunternehmen weiterhin stabil sei.

Strategy-Chef Michael Saylor (Bild) hat mit Eigenkapital und über Fremdfinanzierung eine Reserve von 640’808 Bitcoins aufgebaut. Der stabile Ausblick geht gemäss Strategy davon aus, dass Strategy die Fälligkeiten von Wandelanleihen umsichtig verwalten und die Dividenden für Vorzugsaktien beibehalten werde, möglicherweise durch die Ausgabe weiterer Anleihen. S&P spricht aber von einem «inhärenten Währungsungleichgewicht», da alle Schulden in US-Dollar fällig sind, die Reserven grösstenteils aus Bitcoin bestehen und das Software-Geschäft nur etwa kostendeckend arbeitet. Die Einschätzung von S&P erhält viel Aufmerksamkeit, weil es sich um die erste Bewertung eines auf Bitcoin-Treasury spezialisierten Unternehmens handelt.

Das Rating kommt zu einem Zeitpunkt, an dem viele Marktstrategen von einer grossen Korrektur warnen – insbesondere in «Blasenbereichen» wie KI und Krypto. Die Gefahr besteht, dass die Wandelanleihen von Strategy fällig werden, wenn der Bitcoin unter Druck steht. Die Aktien des US-Unternehmens haben 2024 um 430 Prozent zugelegt, im laufenden Jahr jedoch bisher 13 Prozent verloren.


Institutionelle ziehen Ethereum vor

Einige Marktbeobachter sprechen von einer neuen Ära institutioneller Kryptoanlagen. Im dritten Quartal haben die institutionellen Zuflüsse in Ethereum erstmals jene von Bitcoin übertroffen. Das Verhältnis der Zuflüsse in den vergangenen drei Monaten beträgt 9,6 Milliarden zu 8,7 Milliarden Dollar. Die verbesserten Renditechancen, Staking-Belohnungen und regulatorische Klarheit treiben das institutionelle Wachstum von Ethereum an. Lange war Bitcoin die bevorzugte Kryptowährung institutioneller Investoren als Wertspeicher und Inflationsschutz. Doch die Vielseitigkeit von Ethereum mit dezentralen Anwendungen, Smart Contracts und Token-Ökosystemen mit Skalierbarkeit und kontinuierlichen Ertragsmöglichkeiten hat erweiterte Nutzungs- und Gewinnbereiche eröffnet, was den Coin für professionelle Anleger interessanter macht.

Wichtig für Institutionelle ist auch regulatorische Klarheit. Vor kurzem hat die US-Börsenaufsicht SEC bestimmt, dass Staking auf Protokollebene kein Wertpapierangebot darstellt. Diese Ertragsmöglichkeiten durch Staking bieten Fondsmanager alternativer und traditioneller Fonds Möglichkeiten, um die Gesamtrendite des Krypto-Engagements zu verbessern. Mit dem anstehenden Fusaka-Hard-Fork-Upgrade, soll die Skalierbarkeit und Effizienz des Ethereum-Netzwerks weiter verbessert werden. Das höhere Wachstum von Ethereum hängt aber auch mit dem Basiseffekt der «späten» ETF-Zulassung im Frühling dieses Jahres zusammen. Die Bitcoin-Fondsbestände stiegen 2025 um 36 Prozent auf 1,3 Millionen Bitcoins, während sich die Bestände von Ethereum-Fonds um 138 Prozent auf 6, 8 Millionen Ether erhöhte.

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