UBS-Präsident Colm Kelleher hat die Möglichkeit ins Spiel gebracht, dass Konzernchef Sergio Ermotti seinen Posten übernehmen könnte. Mit dieser Aussage befeuert er Spekulationen über mögliche Veränderungen an der Spitze der Grossbank in den kommenden Jahren.
Kelleher erklärte im TV-Talk der Bilanz, dass er sich freuen würde, wenn Ermotti ihn zu gegebener Zeit ablösen würde – vorausgesetzt, die Umstände stimmten und es gäbe eine «angemessene» Abkühlungsphase. Ursprünglich hatte Kelleher bei seinem Amtsantritt erklärt, zehn Jahre bleiben zu wollen. Nun stellte er klar: «Ich werde keine weiteren sieben Jahre im Amt bleiben.» Man müsse wissen, wie lange man einen Wert darstelle, sagte er.
Vor einem Jahr hatte Kelleher noch gesagt, er werde fünf weitere Jahre bleiben, dann werde er gehen. Der Ire ist im April 2022 zum Chairman der Bank gewählt worden. Er löste Axel Weber ab, der zuvor zehn Jahre lang Verwaltungsratspräsident war.
Axel Weber verhinderte Ermotti
Axel Weber war es, der Ermotti als Nachfolger auf dem Präsidentensessel der Grossbank verhinderte, obwohl der Tessiner schon damals die Ambition hatte, ins oberste Leitungsgremium aufzusteigen. Der Deutsche, der Corporate Governance offensichtlich anders interpretiert als Kelleher, setzte durch, dass Ermotti zuerst die Bank verlässt, bevor er ein allfälliges Mandat im Verwaltungsrat zurückkehren kann. Walter Kielholz machte Ermotti dann zu seinem Nachfolger als Präsident der Swiss Re – für den flamboyanten Banker eine Verlegenheitslösung.
Nähere Angaben, wie die Abkühlungsphase aussehen könnte, machte Kelleher nicht. Eine schnelle Variante wäre, dass Ermotti in zwei Jahren als nicht-exekutives Mitglied direkt in den Verwaltungsrat wechseln und nach weiteren zwei Jahren Kelleher als Präsident ablösen könnte. Die langsamere wäre, er nimmt sich eine einjährige Auszeit, bevor er in den Verwaltungsrat eintritt und danach Präsident werden könnte.
UBS-Board wird zum Rat der Ältesten
Wie es auch immer kommt: Die UBS wird während der nächsten Jahre vom Gespann Kelleher/Ermotti geprägt werden. Eine Verjüngung an der Spitze der Bank ist damit nicht in Sicht. Beide befinden sich bereits in vorgeschrittenem Alter. Ermotti ist 65 Jahre alt, Kelleher bereits 68. Die Verjüngung wird daher auf operativer Ebene stattfinden müssen. Wie man aus den Tiefen der Bank hört, könnte es dabei zu einigen grösseren Überraschungen kommen.