Donnerschlag in Genf
Die Genfer Privatbank des britisch-chinesischen Bankkonzerns macht Tabula Rasa im arabischen Raum. Die Säuberungsaktion dürfte in Zusammenhang mit einem prominenten Geldwäscherei-Fall stehen.
25. August 2025 • Beat Schmid

Die Schweizer Privatbank von HSBC trennt sich von mehr als 1000 vermögenden Kunden aus dem Nahen Osten. Grund dafür ist verstärkter regulatorischer Druck im Umgang mit risikobehafteten Kunden, wie verschiedene Medien über das Wochenende berichteten. Betroffen sind unter anderem Kunden aus Saudi-Arabien, Katar, Libanon und Ägypten.

Bei den Kunden soll es sich zum Teil um UHNWIs handeln mit Vermögen von über 100 Millionen Dollar. HSBC erklärte in einem E-Mail-Statement, man setze die im Oktober 2023 angekündigten Pläne zur Neuausrichtung des Konzerns um. Im Rahmen dieser Strategie werde auch der «strategische Fokus» der Schweizer Privatbank angepasst. Zu den konkreten Kundenbeziehungen äusserte sich das Institut jedoch nicht.

In einer separaten E-Mail-Erklärung sagte Barry O’Byrne zudem, dass die Bank sich weiterhin mit «uneingeschränktem Engagement» sowohl für ihr Geschäft im Nahen Osten als auch für ihr Schweizer Vermögensverwaltungsgeschäft einsetze. Die Schweiz spiele eine Schlüsselrolle bei der weltweiten Betreuung der Kunden – «sie ist einer unserer wichtigsten Vermögensverwaltungsstandorte».

Affäre Riad Salameh

Die Bank soll die betroffenen Kunden bereits über das Ende der Zusammenarbeit informiert haben. In den kommenden Monaten sollen Briefe mit der Aufforderung verschickt werden, die Gelder zu transferieren.

Der Kundenrauswurf könnte im Zusammenhang mit der Affäre Riad Salameh stehen. Dieser wird in rund zehn Ländern strafrechtlich verfolgt, darunter auch in der Schweiz. Er steht im Verdacht, zusammen mit seinem Bruder Raja Hunderte Millionen Dollar zum Nachteil der libanesischen Zentralbank (BDL) veruntreut zu haben, die er von 1993 bis 2023 geleitet hat.

Über ein Jahrzehnt lang nahm die HSBC Private Bank (Suisse) diese Gelder entgegen. Gemäss Gerichtsdokumenten soll die Genfer Privatbank lange «Red flags» ignoriert und den Fall erst im August 2020 der Meldestelle für Geldwäscherei (MROS) gemeldet haben.

Die Finma stellte 2024 fest, dass HSBC (Schweiz) ihre Pflichten zur Geldwäschereibekämpfung verletzt hat, und ordnete Massnahmen zur Wiederherstellung des ordnungsgemässen Zustands an. Bis zur vollständigen Umsetzung wurde es der Bank verboten, neue Geschäftsbeziehungen mit politisch exponierten Personen zu eröffnen.

Erst im Juli hatte HSBC eingeräumt, dass Strafverfolgungsbehörden in der Schweiz und Frankreich Voruntersuchungen gegen die HSBC Privatbank (Suisse) SA im Zusammenhang mit mutmasslicher Geldwäscherei führen. Dabei geht es um zwei historische Kundenbeziehungen.

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