Letzte Woche wurde bekannt, dass Radicant, die Online-Bank der Basellandschaftlichen Kantonalbank (BLKB), das sogenannte physische Treuhandgeschäft verkauft hat. Das Closing der Verträge ging Ende Woche über die Bühne. Nun ist auch bekannt, wer die Treuhandverträge übernommen hat: Es ist die MKY Group aus Herisau (AR).
Auf der Website von Radicant Treuhand heisst es, dass die Radicant Business Services AG das Treuhandgeschäft an die MKY Treuhandpartner GmbH übergeben habe. Offziell hat Radicant den Kauf nicht vermeldet. Ein Sprecher von Radicant will sich dazu nicht weiter äussern.
Die MKY Group verfügt neben dem Sitz in Herisau über Standorte in Zürich, Luzern und Pristina im Kosovo. Gründer und CEO der MKY Group ist Ernest Ukaj. Er ist im Vorstand von Swissalbs, einem Netzwerk der schweizerisch-albanischen Community. Das Ziel ist es, «angehende sowie etablierte Unternehmerinnen und Unternehmer, gesellschaftliche Initiativen, politische Projekte und Bildungsprogramme» zu unterstützen und zu fördern.
Verarbeitung im Kosovo
Dass ein Unternehmen mit Vernetzung in die Albanien-Diaspora den Zuschlag erhalten hat, überrascht nicht. Als Radicant vor einem Jahr Numarics kaufte, übernahm sie ein Softwareunternehmen mit Treuhandkunden. Diese waren ein Jahr zuvor durch die Übernahme von A&O Kreston zu Numarics gestossen. Einen Teil der Treuhandarbeiten verarbeitete Numarics vom Kosovo aus. Ähnlich dürfte auch die MKY Group organisiert sein. Mitgründer von Numarics ist Kristian Kabashi, der ebenfalls Teil des Albanien-Netzwerkes in der Schweiz ist und 2023 den Unternehmerpreis von Swissalbs gewann.
Für Numarics hat die BLKB gemäss Recherchen rund 60 Millionen Franken im Rahmen eines Aktientausches gezahlt. Die erst letztes Jahr erfolgte Übernahme wurde zum Flop. Der erhoffte Transfer von Treuhandkunden zur Digitaltochter Radicant funktionierte nicht. Da die Werthaltigkeit des Tochterunternehmens nicht gegeben war, kam es wenige Monate später zu einem Abschreiber über 105 Millionen Franken. Der Riesenabschreiber stürzte Radicant und die Mutterbank BLKB in die Krise. Etliche Manager haben inzwischen das Unternehmen verlassen. Zuletzt war es Radicant-CEO Anton Stadelmann.
Wie tippinpoint diese Woche schrieb, interessiert sich inzwischen auch die Finma für die Vorgänge rund um den Abschreiber von 105 Millionen Franken. Insbesondere gehe es um die Klärung der Hintergründe der Übernahme von Numarics und des nur wenige Monate später erfolgten Abschreibers, sagen zwei unabhängige Quellen. Ein Sprecher der BLKB sagte dazu: «Wir können laufende Austausche mit der Finma nicht kommentieren.»