1177 Banker ohne Job
Das Verschwinden der Credit Suisse macht sich auf dem Zürcher Arbeitsmarkt immer stärker bemerkbar. Die Arbeitsämter vermelden rekordhohe Zahlen.
25. August 2025 • Beat Schmid

Im August meldeten die Zürcher Arbeitsämter so viele arbeitslose Banker wie noch nie. Exakt 1177 Personen aus der Branche «Banken» sind beim RAV eingeschrieben, wie aus der offiziellen Arbeitslosenstatistik des Kantons hervorgeht. Der Grund für den Anstieg dürfte vor allem die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS sein.

Seit März 2023, als die Jahrhunderttransaktion beschlossen wurde, stieg die Zahl langsam, aber stetig an. Damals waren 747 Banker bei den Zürcher Arbeitsämtern gemeldet. Heute sind es über die Hälfte mehr – plus 57 Prozent.



«Es ist brutal zu sehen, wie ein ehemaliger Kollege nach dem anderen die Bank verlässt und sich beim RAV anmelden muss», sagt ein ehemaliger CS-Angestellter, der heute eine Festanstellung bei der UBS gefunden hat.

Dass bei der UBS immer mehr Stellen verschwinden, ist auch im aktuellen Quartalsbericht nachzulesen. Per Ende Juni 2025 beschäftigte die Grossbank weltweit 105’132 Vollzeitmitarbeitende. Vor einem Jahr waren es noch 109’991. Als die Bank im Sommer 2023 erstmals konsolidierte Zahlen präsentierte, waren es 119’100 Vollzeitstellen. Zahlen zur Schweiz weist die Bank nicht aus.

Auch andere Banken entlassen

Dass zwei Jahre nach der Fusion mehr Banker beim RAV landen, war abzusehen. Die ersten grösseren Entlassungswellen begannen vor einem Jahr. Die betroffenen Mitarbeiter wurden im Rahmen des Sozialplans während bis zu 12 Monate weiterbezahlt. Jetzt laufen die Verträge definitiv aus. Wer keinen Job innerhalb oder ausserhalb der Bank gefunden hat, muss zum RAV.

Für Angestellte im Finanzsektor wird es schwieriger, wieder eine Stelle zu finden. Das liegt nicht nur an der UBS, auch andere Banken bauen Stellen ab, zum Beispiel die Privatbank Julius Bär, die rund 400 Stellen streicht. Dass es schwieriger wird, merkt auch Natalia Ferrara. Die Vizepräsidentin des Schweizerischen Bankpersonalverbands (SBPV) verfolgt die Entwicklung bei den Banken genau. Ihr Verband begleitet den Stellenabbau bei der UBS eng und sass bei der Ausarbeitung des Sozialplans mit am Tisch.

«Unsere Beobachtung ist, dass rund zwei Drittel der Personen, die in den Sozialplan kommen, eine interne Lösung oder einen Job ausserhalb der UBS finden», sagt Ferrara. Dieser Anteil sei seit den ersten Abbauwellen nach der Übernahme der Credit Suisse konstant. «Wir hoffen, dass das auch in Zukunft so bleiben wird», sagt sie.

Arbeitsmarkt kommt an die Grenzen

Der Verband setzte sich dafür ein, dass die UBS die Stellen nicht auf einmal, sondern gestaffelt über mehrere Jahre abbaut. Damit sollte verhindert werden, dass zu viele Leute gleichzeitig einen Job suchen oder zum RAV gehen müssen. «Das hat sich als der richtige Weg erwiesen», sagt Ferrara.

Die Folgen der Abbauwellen, die vor einem Jahr starteten und sich bis Anfang 2025 hinzogen, sieht man erst jetzt. Angesichts der immer weiter steigenden Zahlen beim RAV ist jedoch zu vermuten, dass der Arbeitsmarkt zunehmend Mühe hat, entlassene Banker zu absorbieren.

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