Nach langer Funkstille scheint es nun zu ersten Gesprächen zwischen dem Bund und der UBS gekommen zu sein. Dabei geht es offenbar darum, auszuloten, wie die Grossbank in den Zollverhandlungen mit den Amerikanern helfen kann. Ziel ist es, möglichst schnell die Strafzölle von 39 Prozent abzuwenden.
Klar ist: Die UBS verfügt über beste Kontakte in Washington – zum Finanzministerium und zur Notenbank FED. Und sie hat mit Colm Kelleher einen Präsidenten, der 30 Jahre bei der Wall-Street-Bank Morgan Stanley eine wichtige Rolle gespielt hat. Kelleher ist zwar gebürtiger Ire und schaffte es bei Morgan Stanley nicht ganz bis an die Spitze.
Dennoch müsste er die besten Verbindungen und den grössten Einfluss haben von allen Wirtschaftsvertretern, die ein Schweizer Unternehmen repräsentieren – abgesehen von Novartis-Chef Vas Narasimhan, dem wohl bekanntesten Manager eines Schweizer Grosskonzerns in den USA, der ausserdem US-Amerikaner ist.
Vas Narasimhan und Colm Kelleher sind Schwergewichte, die über ganz andere Möglichkeiten verfügen als das eilig zusammengestellte «Team Switzerland» mit zwei Partners-Group-Vertretern, dem Roche-Präsidenten, dem Swiss-Chef und einem Rohstoffmilliardär.
Verwunderung in Pharma- und Finanzkreisen
In Finanz- und Pharmakreisen hat man sich schon länger gewundert, warum der Bund bisher offenbar nicht auf die Idee kam, bei Kelleher und Narasimhan anzuklopfen. «Mir scheint, dass die Truppe damals sehr spontan und informell zusammengestellt wurde», sagt eine ranghohe Quelle bei Novartis. Auch eine Bankquelle mit Zugang zum UBS-Verwaltungsrat zeigte sich erstaunt über das fehlende Interesse.
Immerhin: In der Zwischenzeit hat der Bundesrat zum Pharma-Krisengipfel gerufen. Und auch die eingefrorenen Beziehungen zur Finanzindustrie scheinen langsam aufzutauen. Das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) soll sich an die UBS gewandt haben, um Unterstützung der Bank zu erhalten.
Die UBS will sich dazu nicht direkt äussern: «In der aktuellen Situation ist es wichtig, dass die Schweiz geschlossen auftritt und gemeinsam daran arbeitet, den Zollstreit so schnell wie möglich und ohne Ablenkungen zu beenden», erklärte ein UBS-Sprecher in einer per E-Mail verschickten Stellungnahme, wie Bloomberg berichtet. Ein SECO-Vertreter lehnte eine Stellungnahme zu den Gesprächen ab.
Die dargebotene Hand
Die dargebotene Hand der UBS kommt zu einem Zeitpunkt, in dem die Beziehungen zwischen den Behörden und der Bank kaum angespannter sein könnten. Der Bund will der Bank neue, schärfere Eigenkapitalregeln auferlegen. Die Bank hält diese Pläne für überrissen und betreibt intensives Lobbying, um die Verschärfungen abzuschwächen. Ein Engagement im Zoll-Streit könnte dabei mehr helfen als jedes Lobbying in Bern. Für die UBS bietet die neue Ausgangslage Chancen.
Gerade für Karin Keller-Sutter ist die Annäherung zwischen der Grossbank und dem SECO heikel. Sie hat sich wiederholt stark eingesetzt für die neuen Regeln und dabei auch die UBS zum teil stark kritisiert. Und sie hat mit ihrem verpatzten Telefongespräch mit Donald Trump einen guten Teil dazu beigetragen, dass die Schweiz überhaupt in diese missliche Lage geraten ist.
Fast trotzig reagierte ihr Departement auf eine Anfrage von Bloomberg: «Vertreter der UBS haben der Bundespräsidentin in der Frage der Zollverhandlungen mit den USA keinerlei Hilfe angeboten, und es hat in dieser Sache auch keinen Kontakt zwischen Karin Keller-Sutter und der UBS gegeben», sagte ein Sprecher des Finanzdepartements.