Zero Net-Zero
Nach der de-facto-Auflösung der Asset-Manager-Initiative hat nun auch die Bankenallianz NZBA ihre Aktivitäten vorerst eingestellt. Vier Jahre nach ihrem Start stehen die Sustainability-Initiativen der Finanzbranche vor einem Scherbenhaufen.
28. August 2025 • Beat Schmid

Die Net-Zero Banking Alliance (NZBA) hat Mittwoch eine Mitgliederabstimmung gestartet. Im Zentrum steht der Vorschlag des Steering Committees, die Allianz von einer klassischen Mitgliederorganisation in eine sogenannte Rahmeninitiative zu überführen. Ziel sei es, die bisher erarbeiteten Leitlinien stärker als «globales Referenzmodell» für die Bankenbranche zu etablieren. Das Resultat der Abstimmung soll Ende September 2025 vorliegen.

Das Steering Committee argumentiert, dass eine solche Struktur am besten geeignet sei, um Banken weltweit bei der Umsetzung des Pariser Klimaabkommens zu unterstützen und die Transformation der Realwirtschaft zu beschleunigen. Gleichzeitig wolle man den Dialog mit der Finanzindustrie fortführen und weitere Instrumente sowie praxisorientierte Handlungsanleitungen bereitstellen.

Die Debatte um die künftige Ausrichtung fällt in eine Phase, in der die Allianz spürbar an Gewicht verloren hat. In den letzten Monaten traten grosse Institute wie UBS, HSBC und Barclays aus – zuvor hatten bereits JP Morgan und Bank of America die Allianz verlassen.

Auch Schwester-Allianz hat ihre Aktivitäten eingestellt

Der politische Gegenwind ist gross. In den USA steht die Bankenbranche seit längerem unter Druck. Der amerikanische Präsident Donald Trump bezeichnete den Klimawandel wiederholt als «Hoax». Banken, die ihre Portfolios dekarbonisieren wollen, werden in republikanisch dominierten Bundesstaaten als «woke» oder gar als Mitglieder eines Kartells an den Pranger gestellt.

Ihre Aktivitäten weitgehend eingestellt hat bereits die Schwester-Allianz Net Zero Asset Managers (NZAM). Diese kündigte Anfang des Jahres eine Überprüfung ihrer Aufgaben an, nachdem Blackrock und andere grosse US-Asset-Manager ausgestiegen waren. Die Überprüfung ist weiterhin im Gang, wie auf der Website nachzulesen ist.

Unter dem Dach der GFANZ (Glasgow Financial Alliance for Net Zero) entstanden zahlreiche Branchenallianzen wie die NZAM oder NZBA. Initiant der Allianzen war der damalige UN-Sondergesandte für Klimaschutz und heutige Premierminister von Kanada, Mark Carney.

«Finanzierung fossiler Expansion muss zu einer roten Linie werden»

Neben der nun eingeleiteten Neuausrichtung kam es zuletzt auch zu einer inhaltlichen Aufweichung: Im April 2025 hatten die NZBA-Mitglieder beschlossen, ihre Selbstverpflichtung von einer strikten 1,5-Grad-Ausrichtung auf ein weniger ambitioniertes Ziel des Pariser Abkommens herunterzuschrauben.

Von Umweltorganisationen kommt scharfe Kritik an den Umbauplänen. Katrin Ganswindt, Leiterin der Urgewald-Finanzrecherche, schreibt in einer Stellungnahme: «Wenn die Welt brennt, braucht es Klimataten statt Klimarhetorik. Dies konnten freiwillige Bündnisse wie die NZBA bisher nicht einlösen. Fossile Finanzströme müssen endlich wirksam reguliert werden – auch, um die Stabilität des Finanzsystems zu sichern. Zentralbanken, Bankenregulierer und Aufsichtsbehörden müssen hier endlich aktiver werden. Die Finanzierung fossiler Expansion muss zu einer roten Linie werden.»

Nach dem Verschwinden der Credit Suisse und dem im August erfolgten Rückzug der UBS schrumpfte die Schweizer Vertretung in der NZBA zuletzt auf Raiffeisen, die Zürcher Kantonalbank, die Berner Kantonalbank sowie die Basellandschaftliche Kantonalbank.

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