Er wird einer der betagtesten Banker sein, die je an der Spitze eines Finanzriesen standen: Brendan Nelson, der nach einem chaotischen Nachfolgeprozess den Chairman-Posten bei der grössten Bank Europas, der britischen Grossbank HSBC, übernimmt.
Die Entscheidung folge «einem robusten Prozess, der sowohl interne wie auch externe Kandidaten berücksichtigt hat», teilte die Bank am Mittwoch in London mit. Nelson ist 76-jährig und seit Anfang Oktober interimistischer Vorsitzender des Aufsichtsgremiums. Er war im September 2023 in den Verwaltungsrat eingezogen. Der frühere KPMG-Buchhalter hat das Profil eines Profiverwaltungsrats und sass bereits in den Boards britischer Grosskonzerne wie BP oder NatWest.
HSBC hatte monatelang nach einem Nachfolger für Mark Tucker gesucht, der als Chair die meisten grossen Weichenstellungen der Bank verantwortet hatte. Der 67-Jährige kündigte im Juni an, per Ende September zurückzutreten, um den Vorsitz des Versicherers AIA Group in Hongkong zu übernehmen. Während seiner Amtszeit arbeitete Tucker mit vier CEOs zusammen; der zweitletzte war Noel Quinn, der heute Verwaltungsratspräsident von Julius Bär ist.
Neue Perspektiven für Schweizer Banker
Britische Medien haben bereits im Vorfeld seiner Wahl darüber spekuliert, wie lange Brendan Nelson sein Amt ausüben wird. Gemäss britischen Corporate-Governance-Regeln dürfen unabhängige Mitglieder maximal neun Jahre einem Verwaltungsrat angehören. Bereits vor seiner formellen Ernennung machte CEO Georges Elhedery klar, dass Nelson den Wunsch geäussert habe, nicht die vollen sechs bis neun Jahre zu absolvieren.
Gleichwohl wird er die implizite Alterslimite von Spitzenkadern im Banking gut und gerne auf 80 Jahre hochdrücken. Das wiederum eröffnet Schweizer Spitzenbankern im fortgeschrittenen Alter wie Sergio Ermotti oder Colm Kelleher ganz neue Perspektiven. Der UBS-CEO wird nächsten Mai 66 Jahre alt, sein Chairman feiert im gleichen Monat bereits seinen 69. Geburtstag.

