IT-Mammutprojekt
Bei der Migration der Kundendaten der Credit Suisse zur UBS greift das Schweizer Projektteam auf Know-how aus Singapur zurück. Wealth-Management-Spezialisten von Iqbal Khan unterstützen die Schweizer Einheit von Sabine Keller-Busse.
10. Juni 2025 • Beat Schmid

Die Migration der Kundendaten der Credit Suisse zur UBS befindet sich in der heissen Phase. In Altstetten wurden die ersten Daten im Rahmen der Massenmigration der CS-Kundendaten auf die Server der UBS verschoben. Dort in den schmucklosen UBS-Gebäuden im Westen der Stadt steht die sogenannte «Migration Factory», wo die Überführung der rund 1 Million Kundendaten orchestriert und überwacht wird. Hier sitzen Spezialisten in Rufdistanz vor ihren Bildschirmen und sollen die wohl grösste Datenverschiebung, die die Schweiz je gesehen hat, kontrollieren.

Den ersten Praxistest absolvierte die Grossbank in Singapur, wo die Kundendaten Anfang Jahr für die Region APAC zusammengeführt wurden. In der Migration Factory in Singapur arbeiteten rund 200 Personen – darunter Kundenberater, Produktspezialisten, Tech-Leute und Operations-Mitarbeitende.

Laut zwei Quellen sind nun einige der Spezialisten aus Singapur nach Zürich geholt worden, um ihre Erfahrungen einzubringen. Ursprünglich sei das so nicht vorgesehen gewesen, sagt ein Beteiligter. Offenbar unterstützen sie bei gewissen technischen Fragestellungen. Der Hintergrund liegt im organisatorischen Setup des Mammutprojekts: Statt eine zentrale Stelle zu schaffen, die sämtliche Belange der Migration abdeckt, entschied sich CEO Sergio Ermotti dazu, die Projektverantwortung den einzelnen Geschäftseinheiten zu überlassen.

Kooperationen sind selten

Konkret heisst das nun, dass Spezialisten aus dem Global Wealth Management (GWM) von Iqbal Khan und Rob Karofsky in der Schweizer Einheit von Sabine Keller-Busse aushelfen müssen. Divisionsübergreifende Kooperationen kommen bei der UBS eher selten vor. Seit der Rückkehr von Sergio Ermotti haben die Abgrenzungen tendenziell zugenommen, ist von Mitarbeitenden oft zu hören. Das habe nicht zuletzt auch mit dem Gerangel um die CEO-Nachfolge zu tun.

Eine technische Herausforderung der Migration liegt in der sogenannten «Co-Location» der Kernfunktionen von UBS und CS. Beide Systeme müssen nahtlos miteinander verbunden sein, um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten.

Die Dimensionen sind allerdings völlig unterschiedlich. Während in den GWM-Standorten Hongkong, Singapur und Luxemburg rund 18’000 Kundinnen und Kunden verschoben wurden, sind es in der Schweiz rund eine Million. Diese sollen in drei Wellen auf die neuen Systeme geleitet werden.

Erste Welle rollt an

Die erste ist in diesen Tagen mit der Migration von wenigen CS-Kunden angerollt. In den nächsten drei Monaten soll der Grossteil der Retailkunden auf die Systeme der UBS überführt werden. Es handelt sich um Kunden mit überschaubaren Geschäftsbeziehungen wie Privat- und Sparkonten. Dieser Transfer soll so weit wie möglich vollautomatisch ablaufen. Intern peilt die Bank an, sämtliche Retailkunden bis spätestens Ende Jahr verschoben zu haben.

Ab Sommer und Herbst sind dann die Kunden aus dem Private-Banking- und dem Firmenkundensegment dran. Laut Quellen handelt es sich dabei um 100’000 bis 150’000 Kunden. Diese Gruppe hatte zwar komplexere Geschäftsbeziehungen mit der Credit Suisse, doch auch sie soll weitgehend automatisiert auf die UBS-Systeme verschoben werden.

Gesondert behandelt wird eine dritte Gruppe: Es sind die komplexesten Fälle aus dem Private Banking und dem Firmenkundengeschäft. Diese Gruppe wird individuell, quasi von Hand, auf die UBS-Systeme überführt. Ein Sprecher der Bank lehnte eine Stellungnahme ab und verwies auf frühere Statements der Bank zur Datenmigration.

MEHR ZUM THEMA


Eine Million Kundendaten: Jetzt startet die heikelste Phase bei der Integration der Credit Suisse

In den nächsten drei Monaten werden die Schweizer Retailkunden auf die UBS-Server migriert. Später kommen die Wealth-Management- und Firmenkunden dran. Die schwierigsten Kunden müssen von Hand überführt werden.
29. April 2025

Ab jetzt gilt es ernst: Datenmigration der ersten 18’000 CS-Kunden steht unmittelbar bevor

Die Grossbank hat in Singapur eine «Migration Factory» mit 200 Spezialisten aufgebaut, welche die Kundendaten der CS in die Systeme der UBS überführen. «Der Startschuss für die letzten Tests ist gefallen», sagt ein Mitglied der UBS-Konzernleitung.
2. Oktober 2024