CS-UBS-Fusion
Die Grossbank hat in Singapur eine «Migration Factory» mit 200 Spezialisten aufgebaut, welche die Kundendaten der CS in die Systeme der UBS überführen. «Der Startschuss für die letzten Tests ist gefallen», sagt ein Mitglied der UBS-Konzernleitung.
2. Oktober 2024 • Beat Schmid

«Jetzt geht es los», sagte Stefan Seiler, Head Group Human Resources und Corporate Services bei der UBS. Am Finance Forum vom Dienstag in Zürich gab Seiler einen Einblick in die bevorstehende Migration der CS-Kundendaten auf die Systeme der UBS. Diese steht unmittelbar bevor: «Der Startschuss für die letzten Tests vor der eigentlichen Migration ist gefallen», sagte das Konzernleitungsmitglied auf dem Podium im Kongresshaus.

Ein gigantischer Datenberg muss von der CS zur UBS verschoben werden: Insgesamt geht es laut Seiler um die Migration von 110 Petabyte an Daten. Ein Petabyte entspreche rund 500 Milliarden Seiten geschriebenen Textes, erklärte der studierte Pädagoge dem Publikum. Der Vergleich lässt sich noch weiter treiben: Würde man alle Daten ausdrucken und zu einem Buch binden, reichte dieses von der Schweiz bis nach Wladiwostok.

Bekannt ist, dass die Migration mit den Kundendaten der Standorte Hongkong, Singapur und Luxemburg beginnt. Seiler bestätigt dies. «Ich war vor zwei Wochen in Singapur», sagte er. «Dort haben wir eine sogenannte Migration Factory. In einem riesigen Raum arbeiten rund 200 Leute, darunter Kundenberater, Produktspezialisten, Tech-Leute und Operations-Mitarbeiter. Sie alle orchestrieren den Migrationsprozess für die Kunden in Singapur und Hongkong.»

Die Besonderheit dieses Prozesses liegt in der sogenannten «Co-Location» der Kernfunktionen von UBS und CS. Beide Systeme müssen nahtlos miteinander verbunden sein, um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten. «In diesem Jahr migrieren wir die Kunden in Hongkong, Singapur und Luxemburg. Nächstes Jahr folgt die Schweiz», sagte Seiler.

Die Herausforderung in der Schweiz ist deutlich grösser: Während in den ersten drei Märkten insgesamt rund 18’000 Kundinnen und Kunden betroffen sind, sind es in der Schweiz fast eine Million. Seiler betonte: «Dies ist ein Paradebeispiel für ein multidisziplinäres Vorgehen zur Lösung eines offensichtlichen Problems. Es ist eine gewaltige Mammutaufgabe».

Im Bereich Global Wealth Management, wo der Hauptlast der Migration anfällt, hat die UBS ein Advisory Board geschaffen, wie tippinpoint berichtete. Zu den externen Experten zählen unter anderem der emeritierte Zürcher Finanzprofessor Martin Janssen und Stephan Zimmermann, Verwaltungsratspräsident der VP Bank.

Risiken der Migration

Die Migration solch riesiger Datenmengen birgt erhebliche Risiken. Eines der grössten Probleme sei, dass bei der Übertragung der Datenfelder der Zugang zu den Kundendaten verloren gehen könnte, sagte Seiler. «Es besteht auch die Gefahr, dass ein Mitarbeitender seinen PC nicht mehr einschalten kann, wenn er an seinen Arbeitsplatz kommt.» Da die UBS viele Migrationsschritte gleichzeitig durchführe, erhöhe sich das Risiko, dass eine grössere Anzahl von Benutzern betroffen sei.

Um dieses Risiko zu minimieren, setzt die UBS ein Zwischensystem ein. Die Daten der CS würden zunächst in dieses «Intermediary System» überführt und erst zu einem späteren Zeitpunkt vollständig in die UBS-Systeme integriert, sagte Seiler. Die Tests seien bereits mit 50 und später mit 500 Kunden erfolgreich durchgeführt worden. «Jetzt steht die Migration von 18’000 Kunden bevor», sagte Seiler.

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