Köpfe
Der frühere Winterthur- und CS-Manager tritt bei der SIX 2026 als Verwaltungsratspräsident zurück. In seine Amtszeit fallen milliardenschwere Abschreiber.
28. Mai 2025 • Beat Schmid

Thomas Wellauer übernahm im Jahr 2020 das Präsidium von SIX. Unter seiner Führung setzte der Finanzinfrastrukturdienstleister eine neue, auf «Innovation und Wachstum ausgelegte Strategie» um, wie die SIX in einer Mitteilung schreibt. «Heute hat das Unternehmen eine deutlich stärkere Basis – mit einer erfolgreichen neuen Strategie, einem schlanken und marktorientierten Geschäftsbetrieb und einem erneuerten Führungsteam», sagt der 70-jährige Wellauer zu seiner Amtszeit, die mit der Generalversammlung 2026 zu Ende geht.

In seine Amtszeit fallen aber auch grössere Abschreiber. Die letzten grossen Deals der Börsenbetreiberin waren nicht sonderlich erfolgreich. Der Kauf der spanischen Börse BME sowie der Verkauf des Kartengeschäfts und die Beteiligung an der französischen Worldline führten zu hohen Wertberichtigungen. Beide Investments wurden unter Wellauers Vorgänger Romeo Lacher durchgezogen beziehungsweise eingefädelt. Die SIX musste für 2023 1,2 Milliarden Franken auf diese zwei Beteiligungen abschreiben. Davon entfielen 860 Millionen auf Worldline und 340 Millionen auf die spanische Börse.

Vor allem der Deal mit Worldline erwies sich als fatal für die SIX. Statt das Kartengeschäft einfach den Franzosen zu verkaufen, entschied man sich, im Gegenzug eine Minderheitsbeteiligung zu nehmen. Doch Einfluss auf den Kurs des Unternehmens konnte die SIX nicht nehmen. Die börsenkotierte Worldline hat in den letzten fünf Jahren 92 Prozent ihres Werts verloren. Die SIX-Leitung in Zürich konnte nur zuschauen, wie der Wert der Beteiligung wegschmolz. Retrospektiv wäre es besser gewesen, einen tieferen Verkaufspreis zu akzeptieren und dafür keine Beteilung eingehen zu müssen.

Thomas Wellauer war ab 1997 Chef der Winterthur Versicherungs-Gruppe, die später von Credit Suisse übernommen wurde. Bei Credit Suisse war er Mitglied der Konzernleitung wurde und leitete zuletzt den Berich Financial Services. Nach einem Abstecher zu Novartis wurde Wellauer 2010 COO von Swiss Re.

Die Suche nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin sei bereits eingeleitet. «Wichtige Ziele sind erreicht, und es ist der richtige Zeitpunkt, um einen reibungslosen Übergang im Präsidium einzuleiten. Bis zur Übergabe im nächsten Jahr bleibe ich voll engagiert», sagt der Manager.

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