Goldman Sachs
Der Einstieg ins Kleinkundengeschäft geriet zum Fiasko. Es kam zu Leaks von hochrangigen Partnern, die in einer beispiellosen Säuberungsaktion herauskatapultiert wurden.
27. Mai 2025 • Beat Schmid

Bei Goldman Sachs kam es in den letzten Jahren zu einem heftig ausgetragenen Machtkampf . Im Zentrum stand CEO David Solomon und dessen verlustreiche Expansion ins Kleinkundengeschäft.

2022 mehrten sich intern die Stimmen gegen Solomon. Seine Entscheidung, das Retailgeschäft entgegen dem Rat führender Partner voranzutreiben, machte ihn zur Zielscheibe. Auch sein umstrittener Nebenjob als Nachtclub-DJ sorgte für Stirnrunzeln.

Einige hochrangige Partner stellten Solomon offen infrage. Sie machten das hinter verschlossenen Türen – zum Teil aber auch durch gezielte Leaks gegenüber Journalisten. Die Folge: Die Geschäftsleitung beauftragte eine interne Untersuchung, um Lecks in die Medien aufzudecken, wie das «Wall Street Journal» in einer Recherche schreibt. Solomon selbst versprach, Verräter aus dem Weg zu räumen – mit Rückendeckung des Boards.

Säuberungswelle auf der Führungsetage

In der Folge verliessen mehrere prominente Kritiker die Bank, darunter Jim Esposito, Co-Chef der Global Banking & Markets Division, und Starhändler Ed Emerson. Beide hatten sich wiederholt kritisch zur Strategie geäussert, ins Retailgeschäft einzusteigen. Die Abgänge dieser Führungspersönlichkeiten galten intern als unmissverständliches Signal: Wer sich gegen den CEO stellt, riskiert seine Karriere, so das Journal.

In der offiziellen Kommunikation wurden die Abgänge zwar mit warmen Worten begleitet – intern sei jedoch allen klar gewesen, dass es sich um eine politisch motivierte «Säuberung» handelte. Solomon festigte damit seine Position – und verschärfte zugleich die Angstkultur im Haus.

Seitdem hat Solomon die Kleinkundensparte weitgehend abgewickelt und Goldman Sachs strategisch neu ausgerichtet – zurück zu den angestammten Stärken im Investmentbanking und Vermögensmanagement. Die Gewinne zogen wieder an, der Aktienkurs erreichte im Februar 2024 ein Rekordhoch.

Als Belohnung wurde Solomon mit einer Gehaltserhöhung und einem langfristigen Bonuspaket von insgesamt 80 Millionen Dollar ausgestattet. Auch COO John Waldron wurde mit einem ähnlichen Paket zum Bleiben bewegt.

MEHR ZUM THEMA


Goldman Sachs: David Solomon meldet achtes Schrumpf-Quartal in Folge

Der Konzernumbau bei der Wall-Street-Bank belastet die Profitabilität. Der Gewinn sank im Vergleich zum Vorjahr um 36 Prozent. Besser im Schuss ist die Bank of America.
18. Oktober 2023

Ein Jerk - der mächtigste Mann der Wall Street auf Abwegen

David J. Solomon, CEO von Goldman Sachs, wird nach fünf Jahren im Amt plötzlich von allen Seiten kritisiert. Was ist geschehen, dass einer der erfolgreichsten Wall-Street-Banker als «Idiot» hingestellt wird?
17. August 2023