Im Präsidium der Privatbank wird es eine weitere Veränderung geben. Wie tippinpoint erfahren hat, wird der bisherige Vizepräsident Richard M. Campbell-Breeden noch in diesem Jahr zurücktreten, um einem Schweizer Platz zu machen.
Mit der Wahl von Noel Quinn in den Verwaltungsrat von Julius Bär von letzter Woche stehen plötzlich zwei Briten an der Spitze von Julius Bär – die zudem ihren Lebensmittelpunkt in Grossbritannien haben. Das ist problematisch für eine grosse Privatbank mit Hauptaktivitäten in Zürich.
Ein Umstand, den offenbar auch die Finma kritisch sieht, wie zwei mit der Sache vertraute Quellen sagen. Um ihr Mandat wahrnehmen zu können, müssen sich Verwaltungsräte über den «ordentlichen Sitzungsrhythmus hinaus für Krisensituationen oder Notfälle dauerhaft bereithalten», hält der Bankenregulator in einem Rundschreiben zur Corporate Governance fest. Dies ist nicht gegeben, wenn sowohl der Präsident als auch der Vizepräsident ihren Lebensmittelpunkt in London haben.
Richard Campbell-Breeden wird deshalb schon in den nächsten Monaten zurücktreten. Er werde einem Schweizer Platz im Bär-Verwaltungsrat machen, sagte eine Quelle. Dabei dürfte es sich um Jürg Hunziker handeln. Er ist neben der chinesisch-schweizerischen Doppelbürgerin Eunice Zehnder-Lai das einzige Schweizer VR-Mitglied im neunköpfigen Gremium. Nach dem Rücktritt von Romeo Lacher haben vier von acht Bär-Verwaltungsräten einen britischen Pass. Ein Sprecher von Julius Bär lehnte eine Stellungnahme zum Umbau des Präsidiums ab.
Für Hunziker spricht, dass er erst im April 2023 in den Verwaltungsrat von Julius Bär gewählt wurde und damit kaum Berührungspunkte zu den Private-Debt-Aktivitäten aufweist, die die Bank mit dem gescheiterten Financier René Benko betrieb.
Hunziker war in seiner Karriere vor allem in der Banken-IT tätig. Viele Jahre arbeitete er für Sungard Financial Systems; von 2017 bis 2022 war er bei Avaloq, davon drei Jahre als CEO des Softwareunternehmens. Know-how im Kerngeschäft von Julius Bär, dem Private Banking, hat Hunziker hingegen nicht – ebenso wenig wie Präsident Noel Quinn, der frühere HSBC-Chef, der ein Kenner des Commercial Banking ist.
Campbell-Breeden soll einfaches Mitglied bleiben
Richard Campbell-Breeden wurde im Zuge der Benko-Affäre zu starken Figur im obersten Leitungsgremium der Bank. Im Frühjahr 2024 wurde er Romeo Lacher als Vizepräsident zur Seite gestellt. Gemäss Quellen wird der frühere Goldman-Sachs-Banker nach seinem Rücktritt als Vizepräsident einfaches Mitglied im Verwaltungsrat bleiben. Die Frage ist allerdings, wie lange. An der Generalversammlung letzte Woche wurde er wie bei Bär üblich für ein Jahr gewählt. Insider gehen davon aus, dass er spätestens bei der nächsten Generalversammlung ganz zurücktreten wird.
Ein Treiber könnte auch bei ihm die Benko-Position sein, die der Bank eine Wertberichtigung von 600 Millionen Franken einbrachte und die Hälfte des Jahresgewinns 2023 vernichtete. Richard Campbell-Breeden sass mit dem zurückgetretenen Verwaltungsratspräsident Romeo Lacher im Risikoausschuss und hat damit die verhängnisvollen Kreditpositionen mit abgesegnet.
Romeo Lacher hat die Konsequenzen gezogen und sich aus dem Verwaltungsrat verabschiedet – gleichzeitig ist er auch aus dem Bankrat der Nationalbank zurückgetreten. Hintergrund ist unter anderem das Enforcement-Verfahren, das die Finma wegen des Debakels mit René Benko gegen Julius Bär eröffnet hat. Die Erfahrung zeigt, dass niemand genau voraussagen kann, wohin solche Verfahren letztlich führen werden. Man muss immer damit rechnen, dass die Finma das Enforcement auch auf Einzelpersonen ausdehnt.
Das war auch bei der Credit Suisse der Fall, bei der die Finma bereits seit mehreren Jahren gegen ehemalige Topmanager ermittelt. Es ist zumindest nicht ausgeschlossen, dass sie dies auch bei Julius Bär machen könnte. Allerdings ist darüber bisher nichts bekannt.