Auch der Bitcoin kam in der Deepseek-Hysterie unter die Räder. Deepseek, ein chinesisches Unternehmen für künstliche Intelligenz, hat am 20. Januar Deepseek R1, eine quelloffene KI-Plattform eingeführt, die sich nach ersten Eindrücken trotz viel tieferem Mitteleinsatz an Hardware und Entwicklern angeblich mit führenden US-Modellen wie ChatGPT messen kann. Die der Plattform zugeschriebene Leistung unterstreicht Chinas Ambitionen im KI-Sektor. Dieser Angriff auf die US-Technologie-Vorherrschaft führte zu Wochenbeginn zu hohen Kursverlusten unter amerikanischen Tech-Aktien.
Und in den Short Cuts diese Woche:
• In El Salvador ist Bitcoin nicht mehr offizielles Zahlungsmittel
• Antrag für Memecoin-ETF eingereicht
Der Bitcoin, der sich zuletzt oft ähnlich wie diese hochbewerteten US-Titel bewegt hatte, verlor auch an Terrain. Doch der Bitcoin ist kein amerikanisches Technologieunternehmen. Die Kerneigenschaften von Bitcoin – Knappheit, Sicherheit, Dezentralisierung und steigende Akzeptanz – bleiben intakt. Die Bitcoin-Notierung kehrte auch schnell wieder über die Marke von 100'000 Dollar zurück. Geholfen hat der ältesten Kryptowährung auch, dass zahlreiche Initiativen an den Start gehen, die zeigen, dass der Bitcoin breite Akzeptanz findet, über Krypto-Jünger, das US-Unternehmen MicroStrategy und ETF-Anleger hinaus. Und auch an ambitionierten Kurszielen fehlt es nicht.
In keiner Währung bewertet
So sagte Larry Fink, CEO des weltgrössten Vermögensverwalters Blackrock, an einer Rede am WEF in Davos, der Bitcoin werde auf 700'000 Dollar klettern. Fink bezeichnete die Kryptowährung als internationale Vermögensanlage, die in keiner Währung bewertet werde. Er verglich den Bitcoin mit digitalem Gold und als Absicherung gegenüber Inflation.
Mehrere Faktoren können gemäss dem Blackrock-CEO den Bitcoin-Kurs auf 700’000 Dollar treiben. Die Hauptgründe, die er ausmacht: lediglich kleine Allokationen von zwei bis fünf Prozent durch Vermögensverwalter würde grosse Kurssprünge verursachen, seine globale Natur ermögliche es dem Bitcoin, als sichere internationale Währung zu agieren, die lokale Unsicherheiten abmildern könne, zudem würden Anleger, die sich Sorgen um die Schwächung ihrer heimischen Fiat-Währungen oder um die politische und wirtschaftliche Stabilität ihres Landes machen, den Bitcoin als zuverlässige Absicherung nutzen.
Dezentralen Charakter bewahren
«Finks Einschätzungen sind eine weitere Bestätigung, dass sich Bitcoin als Wertspeicher etablieren wird», schreibt Blockchain-Experte Phil Lojacono in seinem «Berglinde Newsletter». Er zweifle nicht an Larry Finks ehrgeizigem Kursziel und begrüsse die Anerkennung durch grosse Vermögensverwalter, die Bitcoin nach Jahren der Vernachlässigung endlich als wertvolles Asset anerkennen.
Dennoch würden es Lojacono es vorziehen, dass kleinere Akteure mehr Möglichkeiten erhalten würden, Bitcoin zu akkumulieren, bevor grosse Institutionen den Markt dominieren. «So kann ein breiterer Zugang gewährleistet und der dezentrale Charakter von Bitcoin bewahrt werden», schreibt der Experte.
Tschechische Nationalbank schielt auf Bitcoin
Nicht nur in der Schweiz diskutieren gewisse Kreise über eine Aufnahme von Bitcoin ins Nationalbankvermögen. Während in der Schweiz erst eine Unterschriftensammlung für ein Volksbegehren läuft, sind andere Staaten schon weiter. Der Vorsitzende der tschechischen Nationalbank (CNB), Gouverneur Aleš Michl, sagte der «Financial Times», dass er Milliarden von Euros in Bitcoin investieren wolle. Diesen Plan habe er dem Vorstand vorgelegt.
Damit wäre die CNB die erste westliche Zentralbank, die Kryptowährungen hält. Sollte der Vorstand die Initiative genehmigen, könnte die CNB bis zu 5 Prozent ihrer Reserven in Höhe von 140 Milliarden Euro in Bitcoin halten. Michl fügt an, er habe eine «völlig andere Philosophie» in Bezug auf Bitcoin als seine Amtskollegen. Das liege auch daran, dass er früher ein Investment-Banker gewesen sei und einen hohen Renditebezug habe.
«Für die Diversifizierung unseres Vermögens ist der Bitcoin geeignet», sagte der Notenbank-Gouverneur im Interview. «Die Trump-Regierung könnte eine Blase für Bitcoin schaffen, aber ich denke, der Trend würde auch ohne das zunehmen, weil Bitcoin eine alternatives Anlagevehikel für immer mehr Menschen ist.»
Michl räumte zwar die «extreme Volatilität» und die begrenzte Erfolgsbilanz ein, hob aber das grosse Interesse der Anleger an Bitcoin hervor, seit Blackrock und andere Vermögensverwalter börsengehandelte Bitcoin-Fonds (ETF) aufgelegt haben. Er verwies auch auf die Deregulierungsversprechen von US-Präsident Donald Trump und den wachsenden Einfluss von Kryptowährungsmanagern auf die US-Regierung.
US-Defizit mit Bitcoin tilgen
In den USA spriessen denn auch weitere Bitcoin-Pläne. Vor wenigen Tagen ernannte Präsident Trump Cynthia Lummis zur neuen Vorsitzenden des parlamentarischen Bankenunterausschusses für digitale Vermögenswerte. Der Ausschuss verfolgt zwei Hauptziele: die Verabschiedung einer umfassenden Gesetzgebung zu digitalen Vermögenswerten und die Überwachung der Regulierungsbehörden bei deren Umgang mit Krypto auf Bundesebene.
Lummis, Senatorin von Wyoming oder «Crypto Mum», wie sie auch genannt wird, kündigte an, dass die geplante Krypto-Gesetzgebung ein Marktstrukturgesetz, klare Stablecoin-Regelungen und Bestimmungen für eine strategische Bitcoin-Reserve umfassen werde. Zur strategischen Bitcoin-Reserve hat sie auch schon Vorschläge gemacht. So sprach sie davon, dass die USA jährlich über fünf Jahre 200’000 Bitcoins kaufen und diese für 20 Jahre halten soll. Nach dieser Zeit wäre das Land gemäss Lummis in der Lage, die Verschuldung zu halbieren und die finanzielle Zukunft der USA neu zu gestalten.
Kommt die Super-Zahlungs-App?
Im Jahr 2025 werden auch die Gerüchte um eine Super-App X wieder konkreter. Die von Elon Musk erworbene Plattform (ehemals Twitter) soll um Streaming, AI und Bezahlfunktionen erweitert werden – ganz im Stil der chinesischen Super-Apps. Die Pläne dafür gibt es schon lange. Aber ein Tweet der X-CEO Lindy Yaccarino zum Jahreswechsel wird ziemlich konkret. X Money, X TV, der KI-Assistent Grok und weitere Anwendungen werden gemäss Yaccarino die Nutzer auf eine Art verbinden, die niemand für möglich gehalten habe.
In 2024, X changed the world. Now, YOU are the media!
— Linda Yaccarino (@lindayaX) December 31, 2024
2025 X will connect you in ways never thought possible. X TV, X Money, Grok and more.
Buckle up. Happy New Year!🥂
Elon Musk war 2001 einer der Mitgründer von PayPal. Er ist also nicht nur ein Spezialist für E-Mobilität und Raumfahrt, er kennt sich auch mit digitalen Bezahldiensten aus. Nach der Übernahme von Twitter und der Umbenennung zu X im Jahr 2022 kündigte Musk an, dass er X auch zu einer Zahlungsplattform machen wolle. Unter Musk wurde der Code von X Open Source. Nun ist kürzlich ein neuer Code aufgetaucht, der auf den baldigen Start von X Money hindeutet. Die Frage ist in welchen Währungen der Zahldienst funktioniert und ob auch Bitcoin teil davon sein wird. Viele Bitcoin-Verfechter sind wegen der Krypto-Verbundenheit von Musk davon überzeugt.
«Mit der Machtübernahme Trumps war ein Sturm der Veränderung im US-Verwaltungsapparat zu beobachten, betroffen sind auch die Überwachungsorgane für Inlandszahlungsflüsse», sagt Nourdine Abderrahmane, Experte beim Entwickler technologiebasierter Kapitalmarktlösungen LPA, auf die Frage, weshalb diese Pläne jetzt wieder aktuell würden. Es scheint gemäss LPA-Experten denkbar, dass unter der Biden-Administration die Pläne von X aufgehalten wurden, diese nun durch die politische Nähe von Elon Musk zu Trump durchgewunken werden konnten.
Nur wenige Token geeignet
Doch bis jetzt gab es immer nur Vermutungen um Krypto-Zahlungsdienste; konkrekt davon gesprochen oder damit geplant, wurde kaum. «Bis jetzt haben sich nur wenige Token für die Funktion eines Zahlungsmittels durchgesetzt, selbst diese sind im Hinblick auf Transaktionskosten und Abwicklungsgeschwindigkeit nicht besser als z.B. Kreditkarten-Schemata», sagt Abderrahmane. Deswegen seien für die reine Erfüllung der Zahlungsfunktion klassische Anbieter vermutlich kommerziell attraktiver und regulatorisch unkomplizierter für X.
Klar sei, dass der angekündigte Launch nur ein erster Schritt sei, der an WERO, das Projekt von EU-Banken erinnere. Weitere Anwendungen würden folgen. Kryptolösungen hätten hier gemäss Abdrrahmane das Potential, um sich von anderen Spielern im Wettbewerb abzugrenzen. Der angekündigte Schritt von X scheine nun erst einmal logisch, da regulatorische Vorgaben hoch sind und man nun wertvolles Benutzerfeedback einholen könne. « In den kommenden Quartalen wird man mit innovativen Lösungen versuchen, ein Stück vom Payment-Kuchen zu ergattern», sagt der LPA-Experte. Basierend auf der Presidential Order von Trump, welche allgemeinhin als «Crypto 2.0» tituliert wird, geht LPA eher von Dollar-basierten Tokens aus. Sollte ein Krypto-basiertes Zahlungsmittel eingesetzt werden, würden gemäss Abderrahmane Ripple oder Solana in den Fokus rücken.
Keine CBDC, dafür Bitcoin?
Als positives Signal erachten «Bitcoiner» auch, dass Präsident Trump mit einer Executive Order, die Schaffung von digitalen Notenbankwährungen (CBDC) in den USA verboten hat. Dies könnte einen bedeutenden Wandel in der institutionellen Adoption von Kryptowährungen markieren und ein Katalysator für die Adoption von Kryptowährungen durch grosse US-Finanzinstitute werden. Diese Institute dürften nun vermehrt Blockchain-Technologien für Zahlungen und Tokenisierung nutzen, was die Akzeptanz von Kryptowährungen weiter vorantreiben würde.
Die CBDC werden von vielen Liberalen als Bedrohung für die Stabilität des Finanzsystems, die individuelle Privatsphäre und die nationale Souveränität angesehen. Weltweit arbeiten über 140 Länder an CBDC-Lösungen. China hat das «digitale Notenbankgeld» schon eingeführt. Dieses löst aber im kommunistisch regierten Land wenig Begeisterung aus. Wenn nun die «Weltwährung» auf digitales Notenbankgeld verzichtet, werden auch viele andere CBDC-Projekte wenig Zukunft haben. Das CBDC-Verbot von Trump wird von vielen Marktbeobachtern als Wette auf den bestehenden Krypto-Markt angesehen, was Bitcoin, Ethereum und anderen Kryptowährungen einen Schub in Bezug auf Legitimität und Marktwert geben sollte.
Es gibt also zahlreiche «grosse» Krypto-Projekte, die nicht alle Realität werden – oder nur teilweise. Aber bereits einzelne Fortschritte und Aubauschritte werden den Bitcoin-Kurs antreiben. Die Notierung wird aber ohne Zweifel auch wieder unter «Technologie-Gewittern» leiden, wenn die Risikofähigkeit der Investoren zwischenzeitlich nachlässt und diese in sichere Häfen flüchten.
Short cuts: News aus der digitalen Welt
In El Salvador ist Bitcoin nicht mehr offizielles Zahlungsmittel
Um an eine Finanzierung von IWF und Weltbank zu kommen, muss der mittelamerikanische Staat auf den Bitcoin als offizielles Zahlungsmittel verzichten. In dieser Woche hat das Parlament das IWF-Abkommen bestätigt. Gemäss der Einigung erhält der kleine Staat an der Pazifikküste rund 1,4 Milliarden Dollar vom IWF. Durch zusätzliche Unterstützung der Weltbank und anderer Finanzbehörden beläuft sich die gesamte Finanzierung auf 3,5 Milliarden.
In den Auflagen des IWF heisst es, dass die mit dem Bitcoin verbundenen Risiken gemildert werden müssten. Steuern dürfen nur noch in Dollar bezahlt werden, Geschäfte sind nicht mehr verpflichtet, Bitcoin zu akzeptieren und die Beteiligung des öffentlichen Sektors an Bitcoin-bezogenen Aktivitäten wird eingeschränkt. Für weniger als vier Jahre war Bitcoin das offizielle Zahlungsmittel in El Salvador, neben dem Dollar. Trotz des IWF-Deals baut Präsident Nayib Bukele die Bitcoin Bestände des Landes weiter aus. Aktuell hält das Land 6049 Bitcoin mit einem Wert von 635 Millionen Dollar.
Antrag für Memecoin-ETF eingereicht
Der Krypto-Vermögensverwalter Bitwise hat bei der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC diese Woche die Zulassung eines börsengehandelten Indexfonds (Exchange Traded Fund) beantragt. Das Anlageprodukt würde den Kassa-Kurs des Memecoins Doge abbilden. Bereits am 22. Januar berichtete der Bloomberg ETF-Analyst James Seyffart auf X, dass Bitwise die Registrierung eines Dogecoin-Trusts in Delaware beantragt habe. Der Dogecoin hat seit seiner Einführung im Jahr 2015 eine Marktkapitalisierung von fast 50 Milliarden Dollar erreicht und ist mittlerweile die achtgrösste Kryptowährung. Seyffart kommentierte, dass die Fondsemittenten die Grenzen dessen testen würden, was die Börsenaufsicht zulassen werde. Zuvor hatten bereits die weniger bekannte Fondsgesellscahften Osprey Funds und Rex Shares Memecoins-ETF-Anträge eingereicht.