UBS/CS-Fusion
Andrew Kresse leitet das Corporatesgeschäft des US-Bankriesen. In einem Interview machte er eine heikle Aussage über die UBS, die sich nicht überprüfen lässt.
24. Oktober 2023 • Beat Schmid

Wer kann der UBS im Schweizer Firmenkundengeschäft Kunden abjagen, die bisher bei der Credit Suisse waren und sich nun nach Alternativen umsehen? Einer, der sich Hoffnungen auf ein grösseres Stück vom Kuchen macht, ist Andrew Kresse, Chef des internationalen Firmenkundengeschäfts der US-Megabank JP Morgan.

In einem Interview mit der NZZ sagte er vor zwei Wochen, die Firmen würden wegen der Übernahme zwar nicht Hals über Kopf die Bank wechseln. «Aber mit der Zeit wird eine andere starke Bank die Lücke füllen müssen.» Die UBS habe selbst klargemacht, dass sie mit einigen Firmenkunden, die auch mit der CS geschäftet haben, künftig ein zu grosses Kreditrisiko aufweise und die Bankbeziehung einschränken werde. Man stehe bestehenden und neuen Kunden zur Seite, sagte Kresse.

Stimmt es, dass die UBS «klargemacht» hat, dass einige Firmenkunden ein zu hohes Kreditrisiko aufweisen und sie deshalb die Kreditlinien kürzen wird? Wie kommt Andrew Kresse zu dieser Aussage, worauf stützt er sie? JP Morgan kann diese Frage nicht beantworten. Die Pressestelle in Frankfurt war nicht in der Lage, einen Beleg für diese Aussage zu liefern.

Das Versprechen der UBS

Am 31. August präsentierte die UBS ihre Quartalszahlen und kündigte die vollständige Integration der CS Schweiz an. UBS-Chef Sergio Ermotti sagte laut Transkript: «As we progress in the integration, we remain fully committed to our personal, private, institutional and corporate clients. In terms of lending, thanks to our even stronger capital base, our intention is to keep the combined exposure unchanged while maintaining our risk discipline.» (Während wir die Integration vorantreiben, bleiben wir unseren Retail-, Privat-, institutionellen und Firmenkunden in vollem Umfang verpflichtet. Dank unserer noch stärkeren Kapitalbasis beabsichtigen wir, das Gesamtengagement unverändert zu lassen und gleichzeitig unsere Risikodisziplin beizubehalten).

Und in einem Brief an die Kunden in der Schweiz gab Schweiz-Chefin Karin Keller-Busse das folgende Versprechen ab: «Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst und übernehmen sie als verlässlicher Partner des Finanz- und Werkplatzes Schweiz. Dazu gehört zum Beispiel auch, dass es unser Ziel ist, bestehende Kreditlinien von Unternehmen, die bei beiden Banken Kunden sind, weiterzuführen.»

Weitere offizielle Aussagen scheint es nicht zu geben. Auch Vertreter des Firmenkundengeschäfts der UBS haben sich gegenüber verunsicherten Unternehmern nicht anders geäussert, wie Gespräche mit Unternehmern ergeben haben. Allerdings macht sich niemand Illusionen, dass diese Versprechungen ewige Gültigkeit haben werden. Wenn sich die Aufregung um die Fusion gelegt hat und die Weko ihre Empfehlungen abgegeben hat, dürfte auch die UBS die Kreditpositionen nochmals unter die Lupe nehmen.

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