Finanzplatz
«Eine andere starke Bank wird die Lücke füllen müssen», die die CS hinterlässt, sagt der KMU-Chef des US-Giganten J.P. Morgan.
10. Oktober 2023 • Beat Schmid

Gegen J.P. Morgan wirken die meisten Banken wie Zwerge – selbst die «Monsterbank» UBS. Die Marktkapitalisierung der Amerikaner beträgt stolze 400 Milliarden Dollar. Die der UBS 76,6 Milliarden Dollar. Die Grossbank beschäftigt 300'000 Mitarbeitende, die UBS rund 120’000 (schrumpfend). Die Bilanz beträgt 3400 Milliarden Dollar, die der UBS 1500 Milliarden (ebenfalls schrumpfend).

J.P. Morgan bringt also alle Voraussetzungen mit, um im KMU-Geschäft in der Schweiz eine wichtigere Rolle zu spielen. Mit dem Entscheid der UBS, die CS vollständig zu integrieren, werden die Karten neu gemischt. Ausländischen Banken bieten sich Einstiegschancen.

So sieht es jedenfalls Andrew Kresse, der bei J.P. Morgan das internationale Firmenkundengeschäft leitet und für dessen Ausbau verantwortlich ist. Zu den mittlerweile 27 Zielmärkten der Einheit gehört seit zwei Jahren auch die Schweiz. Bekannt ist, dass J.P. Morgan in der Schweiz ein kleines Team aufgebaut hat, das auf grössere KMU spezialisiert ist.

Grössere KMU im Blick

Wie Andrew Kresse gegenüber der NZZ (Abo) sagt, haben diese Firmen den Weltmarkt im Auge. Sie seien besorgt über die Inflation, die US-Wahlen, die Geopolitik und die Energiepreise. Oft hätten sie ähnliche Bedürfnisse wie Grossunternehmen: Sie wollten Zahlungen abwickeln, Währungs- und Zinsrisiken absichern, Kredite aufnehmen oder ihre Investitionen anderweitig finanzieren.

Kresse gibt sich im Gespräch betont zurückhaltend. Er weiss: Im Bankgeschäft wird schnell die Nase gerümpft, wenn jemand zu offensichtlich und aggressiv versucht, Konkurrenten Kunden abzujagen. Bei J.P. Morgan kommt hinzu, dass man im institutionellen Geschäft eng mit der UBS zusammenarbeitet. Da tritt man sich nicht leichtfertig auf die Füsse.

Dennoch macht Kresse eine recht unverblümte Kampfansage. Zwar würden Unternehmen nicht Hals über Kopf die Bank wechseln. «Aber mit der Zeit wird eine andere starke Bank die Lücke füllen müssen.» Die UBS selbst habe klargemacht, dass sie mit einigen Firmenkunden, die auch mit der CS Geschäfte gemacht haben, künftig ein zu hohes Kreditrisiko habe und die Bankbeziehung einschränken werde. Man stehe an der Seite der bestehenden und neuen Kunden, sagt Kresse. Man werde die lokalen Banken aber nicht bekämpfen, sondern ergänzen, beschwichtigt der US-Banker.

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