Governance
Mit dem Ausbau der Geschäftsleitung stösst die Privatbank bei den Managerlöhnen in neue Dimensionen vor. Sie muss sich vermehrt Kritik an den Vergütungen gefallen lassen.
13. Oktober 2023 • Beat Schmid

Eigentlich wollte Verwaltungsratspräsident Romeo Lacher die Geschäftsleitung der Bank Julius Bär vereinfachen. Doch nun hat er einer Erweiterung des obersten operativen Führungsgremiums von 10 auf 15 Personen zugestimmt. Mit dem Totalumbau setzt Bank-Bär-CEO Philipp Rickenbacher verstärkt auf die Regionen, die in der Geschäftsleitung deutlich mehr Gewicht erhalten.

Die Veränderungen in der Regionalstruktur sollen es ermöglichen, «näher an den Kunden und ihren Bedürfnissen zu sein und damit das Wachstum der Gruppe zu beschleunigen», hiess es. Laut Rickenbacher ist die neue Organisationsstruktur die «optimale Aufstellung, um von den Wachstumschancen in unserer Branche zu profitieren».

Doch wie optimal ist die neue Struktur wirklich und wie effizient ist sie? Ob Sitzungen mit einer auf 15 Personen erweiterten Geschäftsleitung wirklich zu schnelleren und besseren Entscheiden führen, darf bezweifelt werden. Bisher traf sich die Bär-GL einmal im Monat. In Zukunft soll dies seltener der Fall sein, heisst es bei der Bank. Für mehr Effizienz soll sorgen, dass je nach Thema Ausschüsse gebildet werden können, analog zur Organisation der Verwaltungsräte.

«Divide et impera»

Allerdings: Für den Verwaltungsrat dürfte es schwieriger werden, die verschiedenen Zuständigkeiten im Auge zu behalten. Wen sollen Verwaltungsräte an eine Sitzung einladen, wenn sie sich ein Bild über die Marktentwicklung in Asien machen wollen? Bei Bär wird es neu einen Leiter Asien und einen Leiter Emerging Markets in der Geschäftsleitung geben. Klar scheint, dass mit der Vergrösserung der GL und der damit einhergehenden Zersplitterung der Verantwortlichkeiten die Machtposition von Philipp Rickenbacher gestärkt wird – getreu dem Motto «divide et impera».

Ebenso klar ist, dass die Erweiterung mit höheren Kosten verbunden ist. Die Bank, die sich schon heute die zweitteuerste Geschäftsleitung nach der UBS leistet, wird noch mehr Geld für Spitzenlöhne ausgeben müssen.

Letztes Jahr genehmigten die Aktionäre eine Lohnsumme von 35 Millionen Franken. Mit fünf neuen Mitgliedern dürften die Kosten auf 45 Millionen Franken steigen. Das ist zwar immer noch deutlich weniger als bei der UBS, die 111 Millionen an ihre zwölfköpfige Konzernleitung ausschüttete.

Verschlechtertes Lohn-/Gewinnverhältnis

Setzt man die Lohnkosten jedoch ins Verhältnis zum erzielten Reingewinn, sieht die Sache ganz anders aus. Die Konzernleitungsmitglieder der UBS verdienen zwar mehr, aber die Kosten betragen im Verhältnis zum Gewinn 1,4 Prozent. Bei Julius Bär waren es bisher 3,7 Prozent. Neu wird das Lohn-/Gewinnverhältnis auf geschätzte 4,7 Prozent klettern.

Noch üppiger ist das Lohnpaket im Verhältnis zum erzielten Reingewinn bei EFG International. Dort beträgt das Verhältnis Lohn/Gewinn 6,7 Prozent. Die hohen Löhne der Privatbank stehen allerdings seit Jahren in der Kritik. Stimmrechtsberater und Pensionskassen lehnen den Vergütungsbericht und die Salärpakete der Topmanager regelmässig ab. «Das Vergütungsniveau erscheint im Vergleich zur Gesamtvergütung anderer Unternehmen hoch», heisst es etwa im Rechenschaftsbericht der Pensionskasse ASGA. Die Vergütungspolitik sei ungenügend, schreibt die St. Galler Gemeinschaftsvorsorgeeinrichtung.

An der Generalversammlung 2023 von Julius Bär lehnte Ethos zwar den Vergütungsbericht ab, stimmte aber den Fixlöhnen und den kurzfristigen Boni der Geschäftsleitungsmitglieder zu. Nur die langfristigen Vergütungspläne empfahl Ethos zur Ablehnung. Die Kritik an den Vergütungen von Julius Bär dürfte zunehmen.

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