Private-Banking
Philipp Rickenbacher sieht die Schweiz weiterhin an der Spitze der globalen Offshore-Finanzplätze.
10. Juli 2023 • red.

Nach dem Verschwinden der Credit Suisse ist Julius Bär die zweitgrösste Privatbank der Schweiz. CEO Philipp Rickenbacher will die verwalteten Vermögen bis 2030 auf eine Billion Dollar verdoppeln. «Wir sind im Wachstumsmodus, und solche Ambitionen sind realistisch», sagte Rickenbacher in einem Interview mit dem deutschen Handelsblatt.

Die Bank in erster Linie aus eigener Kraft wachsen. «Plan A ist eindeutig organisches Wachstum, durch die Einstellung neuer Berater, aber vor allem auch durch die Ausbildung eigener Mitarbeiter und durch Investitionen in Technologie», sagte Julius-Bär-Chef. «Wir sind in der Vergangenheit auch mit Übernahmen gewachsen und würden das auch wieder tun, aber der Markt für grössere Übernahmen im Finanzsektor ist im Moment weltweit beinahe komplett ausgetrocknet.»

Als sich die Krise bei der Credit Suisse im März zuspitzte, verzeichnete Julius Bär Mittelzuflüsse – allerdings in geringerem Umfang als vom Markt erwartet. «Solche Entwicklungen brauchen Zeit, und vielleicht hat der Markt die Geschwindigkeit der Veränderungen überschätzt», sagte er.

Vermögende Privatkunden würden sich mit solchen Entscheidungen Zeit lassen. «Sie bringen erst einmal ihr Bargeld in Sicherheit, bis sie dann Wertpapierportfolios und andere längerfristige Anlagen verschieben, werden viele Überlegungen angestellt. Langfristig wird es aber zu einer gewissen Neuverteilung der Marktanteile kommen».

«Müssige» Diskussionen über UBS-Dominanz

Wegen der CS-Krise werde die Reputation des Finanzplatzes «kurzfristig sicher leiden, das lässt sich nicht wegdiskutieren», sagte der Bär-Chef. Dennoch ist er überzeugt, dass die Schweiz im globalen Vermögensverwaltungsgeschäft die Nummer eins bleiben wird - vor Singapur, Hongkong und Dubai. «Die Position der Schweiz war nie gottgegeben.» Dahinter stehe aber eine Reihe von Standortvorteilen wie die starke Wirtschaft und der stabile Schweizer Franken.

Fragen zur Dominanz der neuen UBS in der Schweiz hält Rickenbacher für «müssig». Die Situation sei, wie sie sei. «Die neue UBS hat eine gewaltige Chance auf dem Weltmarkt, wenn die Integration der Credit Suisse gut und effizient gelingt. Die Übernahme hinterlässt aber auch eine Lücke, in die andere Banken vorstossen können».

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