Banken und das Fossilgeschäft
In einer koordinierten Recherche haben mehrere Zeitungsverlage das Engagement von Grossbanken bei der Platzierung von Anleihen für Unternehmen wie Shell oder BP untersucht. Andere Studien kommen allerdings zu ganz anderen Ergebnissen.
26. September 2023 • red.

Die Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse (CS) haben trotz Netto-Null-Zielen eine wichtige Rolle bei der Finanzierung fossiler Unternehmen gespielt, schreiben die Zeitungen von Tamedia in einem Bericht (Abo), der in Zusammenarbeit mit mehreren Redaktionen und Follow the Money recherchiert wurde.

2021 unterzeichneten die Banken eine Allianz (GFANZ), um ihre CO2-Emissionen bis 2050 auf netto null zu senken. Seither hätten sie 23 Milliarden Franken in Öl- und Gasunternehmen «gelenkt», lautet der Vorwurf. Dabei haben sie schätzungsweise 100 Millionen Franken verdient. Seit dem Pariser Klimaabkommen Ende 2015 hätten CS und UBS sogar Bonds im Wert von 263 Milliarden Franken vermittelt. Die inzwischen fusionierte Grossbank hat die Recherche laut Tamedia weder bestätigt noch dementiert.

Die Zahlen von Follow the Money und den angeschlossenen Redaktionen unterscheiden sich deutlich vom Fossile Fuel Report des Rainforest Action Network, der im April 2023 veröffentlicht wurde. Demnach haben UBS und CS seit 2016 mit 45 beziehungsweise 104 Milliarden Dollar deutlich weniger stark in Projekte investiert als gemäss den Zahlen von Follow the Money und Tamedia. Zudem umfasst der Report des Rainforest Action Network nicht nur Anleihen, sondern auch Kredite und Kapitalerhöhungen. Bei Follow the Money stand das Anleihengeschäft im Zentrum.

Laut dem Fossile Fuel Finance Report, der der auf Daten von verschiedenen NGOs wie etwa Urgewald basiert, haben die beiden Schweizer Grossbanken ihr Engagement im letzten Jahr zudem deutlich zurückgeschraubt. Die CS reduzierte ihre Finanzierungen um 4,1 Milliarden, die UBS um 1,3 Milliarden Dollar gegenüber 2021.

Im August wurde bekannt, dass die UBS die Geschäftsstelle der Credit Suisse in Houston schliessen wird. Von der US-Ölmetropole aus in Texas betrieb das Investmentbanking der CS während Jahren ein lukratives Öl- und Gas-Geschäft und war in mehreren Börsengängen engagiert. Seit 2010 war die CS auch im umstrittenen Schiefergasgeschäft aktiv. Von Houston aus versorgte die Grossbank zahlreiche Explorationsfirmen mit dem nötigen Eigenkapital für den Einstieg in den boomenden Markt.

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