Digital Assets Briefing
US-Zulassung von Bitcoin-ETF hin oder her. Die grössten globalen Vermögensverwalter sind längst im Bitcoin. Allen voran Blackrock. +++ Zug bekommt ein Blockchain-Institut mit neun Professuren +++ Finma erhöht Auflagen für Staking.
8. September 2023 • Werner Grundlehner

Es mag Krypto-Puristen nicht unbedingt gefallen, aber ein wichtiger Preistreiber in den kommenden Jahren werden grosse Vermögensverwalter sein – also Finanzintermediäre, die es in der «perfekten» Krypto-Welt gar nicht mehr geben sollte.

Momentan ist der Bitcoin wieder in das Preisband zurückgefallen, in dem er über Monate oszillierte. Zwischenzeitlich schoss die Kryptowährung in den vergangenen Wochen auf über 30’000 Dollar. Die langfristigen Prognosen bleiben grösstenteils positiv. Grund dafür ist das anstehende Halving im kommenden Jahr. Dabei wird die Belohnung für das Mining von Bitcoins halbiert und dadurch das Angebot gedrosselt.



Und in den Short Cuts diese Woche:
• Ein Blockchain-Institut kommt nach Zug
• Ruiniert die Finma gerade den Krypto-Zins?


Am meisten Hoffnung wird aber in Spot-Bitcoin-ETF gesetzt, also in kotierte Indexfonds, die den Kassakurs des Bitcoins abbilden. Im Juni hatte Blackrock, der grösste Vermögensverwalter der Welt, eine Zulassungsantrag für ein solches Finanzprodukt bei der US-Börsenaufsicht eingereicht. Mehrere gewichtige Fondshäuser und Vermögensverwalter wie Invesco, WisdomTree, VanEck, Wise Origin, Bitwise und Valkyrie Digital Assets folgten diesem Beispiel.

Für den Riesen nur Peanuts

Damit würden Elefanten in die Puppenstube eintreten. Der Experte Phil Lojacono legt auf der Website coprnic.us das Marktgewicht von Blackrock und dessen möglichen Einfluss auf den Bitcoin-Kurs dar. Bis zum nächsten Bitcoin Halving im April 2024 werden noch rund 210'000 neue Bitcoins geschürft. Zu aktuellen Preisen entspricht das einem Wert von 5,4 Milliarden Dollar. In den vier darauffolgenden Jahren werden nochmals 660'000 dazukommen. Gesamthaft werden in den nächsten Jahren rund 870'000 neue Bitcoin auf den Markt kommen. Diese entsprechen heute ungefähr einem Wert von 22,4 Milliarden Dollar. Dieser Wert wiederum entspricht einem Viertelprozent (0,25%) der von Blackrock verwalteten Vermögen.

Gemäss Lojacono bedeutet das, dass nur rund 0,2% des Vermögens von Blackrock nötig sind, um den Bitcoin auf dem aktuellen Kursniveau zu halten. Dies unter der theoretischen Annahme, dass sonst niemand Bitcoin kauft – oder abstösst. Es ist keine gewagte Prognose, dass bei einer Zulassung von ETF durch die US-Behörden ein deutlich höherer Betrag in den Bitcoin Markt fliessen wird.

Und doch wäre es falsch, sich nur auf die ETF-Zulassung zu konzentrieren. Die grossen US-Vermögensverwalter setzen bereits seit längerem auf Bitcoin und werden dies auch in Zukunft tun. Auch hier geht der Branchenprimus, also Blackrock, voran.

Beteiligungen an Microstrategy und Minern

Der US-Vermögensverwalter ist mit rund 8 Prozent an Microstrategy beteiligt. Das Technologie-Unternehmen ist mit einem Bestand von 152'000 Bitcoin mit einem Wert von über 4 Milliarden Dollar der weltweit grösste institutionelle Halter von Bitcoin. Michael Saylor, der Gründer von Micro Strategy, hatte vor zwei Jahren angekündigt, zukünftig mit einem Bitcoin-Standard zu operieren. Das Unternehmen hält seine Cash-Bestände wenn möglich in Bitcoin und ist daran, sein Abrechnungssystem ebenfalls auf die Kryptowährung umzustellen. Mit der Beteiligung hält Blackrock indirekt über 12’000 Bitcoin. Aber auch Vanguard und der Hedge-Fund Citadel sind an Microstrategy beteiligt.

Die amerikanischen Vermögensverwalter sind zudem auch im Bitcoin-Mining investiert. Fidelity investiert seit 2014 in diesen Bereich. Vor kurzem hat die Vanguard Gruppe bekannt gegeben, sich mit 600 Millionen Dollar im Mining zu engagieren. Der Klassenprimus ist aber auch hier Blackrock. Das Unternehmen ist in neun der zehn grössten Mining-Firmen investiert. Bei Marathon Digital Holding, Riot Blcokchain und Cipher Mininge beläuft sich die Beteiligung auf einen hohen einstelligen Prozentbereich.

Fink wechselt seine Einstellung

Die Liebesbekundungen von Blackrock CEO Larry Fink sind also mehr als nur leere Worte. Vor kurzem sagte Fink in einem US-Fernsehsender: «Da der Bitcoin immer zugänglicher wird, wird er in vielerlei Hinsicht eine digitale Version von Gold. Das ist meiner Meinung nach auch der Sinn von Kryptowährungen. Es ist eine Alternative zu Goldinvestitionen als Absicherung gegen die Inflation, die Probleme eines Landes oder die Abwertung der eigenen Währung, egal in welchem Land man lebt». Fink vollzog damit eine radikale Wendung. Noch im Jahr 2017 bezeichnete er Kryptowährungen als «Index für Geldwäsche».




Short cuts: News aus der digitalen Welt

Ein Blockchain-Institut kommt nach Zug

Das Herz des Crypto Valley, die Stadt Zug, erhält ein Institut für Blockchain-Forschung. «Wir dürfen uns nicht auf den Lorbeeren ausruhen, andere Standorte haben längst realisiert, welch wichtigen Beitrag die Blockchain-Technologie für den Wirtschafts- und Innovationsstandort beitragen kann», sagte Heinz Tännler, Zuger Finanzdirektor und Präsident der Swiss Blockchain Federation, am Medienanlass zum 10jährigen Bestehen des Crypto Valleys. Es sei wichtig, dass die Politik in den Kantonen und vor allem in Bern das Schweizer Erfolgsmodell weiterhin begleite und tatkräftig unterstütze. Der Zuger Regierungsrat will sich während fünf Jahren mit rund 40 Millionen Franken an den Aufbaukosten der «Blockchain Zug – Joint Research Initiative», einem gemeinsamen innovativen Projekt der Universität Luzern und der Hochschule Luzern, beteiligen.

«Das Institut wird neun Professuren aufweisen, damit es die international kritische Grösse erhält», sagt Professor Bernhard Rütsche, Prorektor der Universität Luzern. Der Nutzen der Blockchain-Technologie gehe weit über Finanzen und Krypto hinaus. Luzern sei eine human-wissenschaftliche Universität und wolle die Blockchain in diesem Bereich zum Einsatz bringen, etwa zur Dezentralisierung von politischer Macht oder E-Voting.

«Es ist nicht so, dass erst mit der Gründung des Instituts in Zug die Blockchain-Forschung beginnen wird», sagt Finanzprofessor Andreas Dietrich von der Hochschule Luzern. Bereits 2017 habe man ausserbörsliche Clearing-Transaktionen versuchshalber auf der Blockchain durchgeführt. Seit längerem gebe es erste Versuche zu CBDC-Verrechnungen (Central Bank Digital Currencies). Ziel des Instituts müsse es sein, Leuchtturmprojekte in Bereichen wie CBDC, Lending, Payment oder DLT (Decentralized Ledger Technology) als Kernbanksysteme zu lancieren, so Dietrich.

Man dürfe den Fehler, den unser Land mit dem World Wide Web gemacht habe, bei der Blockchain nicht wiederholen, ergänzt Tännler. Das WWW wurde auf der Technologie des Cern in Genf aufgebaut, die Weiterentwicklung und vor allem die Kommerzialisierung fand dann aber ohne die Schweiz statt. In der Schweizer Politik herrsche punkto Blockchain-Technologie Aufbruchstimmung, in den Behörden etwa der Finma sei man aber oft zögerlich oder gar ängstlich, stellt Tännler fest. In jüngster Zeit holten etwa Paris und London auf, diese Städte versuchten US-Firmen anzulocken, die sich von der restriktiven Regulation in der Heimat absetzten.


Ruiniert die Finma gerade den Krypto-Zins?

Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) will die Auflagen für das Staking erhöhen. Die Behörde hat angekündigt, dass für Staking-Dienstleistungen künftig eine Bewilligung als Bank erforderlich sein soll. Das zu einem Zeitpunkt, in dem immer mehr Krypto-Anleger den «Zins» auf ihren Kryptoanlagen zu schätzen lernen und das Proof-of-Stake-Valdierungsverfahren in der Blockchain-Industrie dem energieintensiven Proof-of-Work (wie es Bitcoin verwendet) den Rang abzulaufen scheint. Staking ist ein energieeffizienter Mechanismus in Blockchain-Netzwerken wie Ethereum, Solana und Cardano. Für die Hinterlegung von Kryptowährungen und die Validierung von Transaktionen erhalten Teilnehmer ein Entgelt. Die Marktkapitalisierung gestakter Vermögenswerte beträgt rund 350 Mrd. Dollar.

Setzt sich die Finma mit ihrer Auflage durch, könne Staking aus der Schweiz heraus nicht mehr zu wettbewerbsfähigen Konditionen angeboten werden. Das betonen die beiden Verbände Swiss Blockchain Federation (SBF) und die Crypto Valley Association (CVA) in einer gemeinsamen Erklärung. «Stiftungen wie Solana, welche eine Blockchain betreiben und unterhalten, betrifft dies nicht», sagt Philipp Vonmoos, CFO der Solana Foundation. «Wir staken nur unseren Bestand selbst und müssten deshalb auch unter der neuen Regelung keine Banklizenz haben», fügt er an. Auch Investoren, die ihre Proof-ot-Stake-Token selbst verwalten, können diese weiterhin selbst staken. Dabei setzt man sich aber dem Risiko aus, wenn man nicht die neueste Software-Version verwendet oder der Computer kurz ausfällt, dass man den ganzen Einsatz verliert. Einschneidend wäre eine solche Regelung gemäss Vonmoos für Dienstleister, die Staking für ihre Kunden übernehmen, wie etwa Bitcoin Suisse, Seba oder Sygnum.

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