Finanzplatz
Die Nummern zwei und drei der Schweizer Banken machen keine Anstalten, die Lücke der Credit Suisse zu füllen. Vielleicht steckt aber auch Kalkül hinter der Selbstverzwergung.
8. September 2023 • Beat Schmid

ZKB-Chef Urs Baumann will die Lücke, die die Credit Suisse hinterlässt, nicht füllen. Das sagte er gestern an deiner Konferenz der «F&W» in Zürich. Allerdings mit einer kleinen Einschränkung: «Bei den Privatkunden haben wir genug Platz», sagte er. Bei den Firmenkunden hingegen werde es «schwierig». Die ZKB habe eine begrenzte Aufnahmekapazität, sagte Baumann. «Diese Lücke können wir nicht füllen.»

Die ZKB sei bereits die mit Abstand grösste Kantonalbank, viermal grösser als die nächstkleinere. Es gebe deshalb Grenzen des Wachstums: «Wir können nicht so einfach eine Milliarde Kredite auf die Bücher nehmen. Wir müssen aktives Bilanzmanagement betreiben.»

Aufgrund der Kapitalvorschriften des Eigentümers Kanton Zürich seien der ZKB Grenzen gesetzt, sagte Baumann. Luft sieht er am ehesten bei den Konsortialkrediten. Die Folge dürfte sein, dass ein Teil der Gelder notgedrungen ins Ausland abwandern würde. Ausländische Banken hätten den Braten schon gerochen, meinte er.

Die Firmenkundenchefs äussern sich pointierter

Ähnlich zurückhaltend äusserte sich Raiffeisen-Chef Heinz Huber an der Halbjahreskonferenz. Auch die nach der UBS zweitgrösste Bankengruppe der Schweiz hat nicht vor, den Kreditrahmen für Firmenkredite auszuweiten. Sie beteiligt sich zwar an Syndikatskrediten, will aber bei solchen Geschäften nicht den Lead übernehmen.

Interessant ist, dass die Firmenkundenchefs von ZKB und Raiffeisen andere Töne anschlagen. «Die neue Situation bietet uns einmalige Wachstumschancen», sagte etwa ZKB-Firmenkundenchef Jürg Bühlmann im Mai in der Handelszeitung. Statt mit einem Wachstum von 2 bis 3 Prozent könne die ZKB im Firmenkundengeschäft nun mit einem Wachstum von 3 bis 4 Prozent rechnen. Die Bilanz der ZKB biete «vor allem im Geschäft mit KMU-Kunden noch problemlos Kapazitäten».

Ähnlich sieht es der Firmenkundenchef von Raiffeisen. «Das Ende der CS ist eine Chance für Raiffeisen», sagte Roger Reist kürzlich im Blick. «Wir können viele Dienstleistungen der CS auch für KMU anbieten.» Der Vorteil von Raiffeisen gegenüber der inländischen Konkurrenz: Die Bank ist an 788 Standorten in der ganzen Schweiz präsent. «Wir sind ein nationaler Player mit intimen Kenntnissen der lokalen Wirtschaft», sagte Reist.

Warum sind die Chefs von Raiffeisen und ZKB so zurückhaltend? Drei Gründe kommen infrage:

• Sie wollen sich in der Finanzbranche nicht unbeliebt machen. Es gilt als verpönt, Kunden einer anderen Bank aggressiv abzuwerben.

• Indem sie so tun, als könnten sie nicht in die Bresche springen, erhöhen sie den Druck in der Politik und bei der Weko, der UBS im Firmenkundengeschäft harte Auflagen zu machen, zum Beispiel ein Margenmoratorium in Bereichen, in denen sie eine marktbeherrschende Stellung hat.

• Sie haben einfach nicht den Mut, ihre Strategie zu ändern. Das Geschäftsmodell anzupassen und stärker auf das Firmenkundengeschäft zu setzen, ist mit Risiken verbunden, auch mit persönlichen. Es könnte schiefgehen.

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