Meister des Austeilens
Bei einem Auftritt in Frankfurt teilt der ehemalige Top-Banker kräftig aus: Die Aufseher hätten die Dinge zu lange laufen lassen – und sich zu sehr auf die Abwicklung von Banken konzentriert.
5. Juli 2023 • Beat Schmid
Auch mit 75 Jahren bleibt Joe Ackermann ein Meister des Austeilens. Auf der Frankfurter Finanzkonferenz Euro Finance Summit tat er dies fast 40 Minuten lang. In seiner Rede vor der deutschen Finanzelite kritisierte er die Schweizer Bankenaufseher scharf, die bei der Kontrolle der Credit Suisse versagt hätten.
Die Probleme der Credit Suisse seien alle bekannt gewesen, aber die Aufsicht habe die Dinge zu lange laufen lassen. Er kritisiert generell, dass sich Bankenaufseher und Bankenregulatoren in den vergangenen Jahren zu sehr darauf konzentriert hätten, Banken abwicklungsfähig zu machen.
«Daran habe ich nie geglaubt», sagte Ackermann. Man müsse ein solches Szenario «ex ante» verhindern, sagte er in seiner Rede laut einem Bericht des deutschen «Handelsblatts» (Abo).
Verbale Ohrfeigen für John Cryan
In seinem Vortrag kommentierte er auch die Entwicklung der Deutschen Bank, deren Chef er bis 2012 war. Ackermann baute das Investmentbanking stark aus. Heute sagt er dazu: «Wir wollten natürlich immer eine Bank bauen, die global vorne dabei ist.» Man müsse sich fragen: «Will man eine Bank, die klein und robust ist? Oder will man eine Bank, die auch robust ist, aber auch global und von der Profitabilität her vorne mitspielt?» In den Rankings der Investmentbanker komme die Deutsche Bank kaum noch vor, amerikanische Institute dominierten das Geschäft. Dabei hätten die jüngsten Krisen gezeigt, wie gefährlich Abhängigkeiten sein können. Zum Schluss seiner Rede teilte er noch einmal kräftig aus. Er hoffe sehr, dass die Deutsche Bank wieder Anschluss finde. «Dazu möchte ich positiv vermerken, dass nach den katastrophalen Jahren 2016 bis 2018 unter einem CEO, den ich jetzt nicht nennen möchte, Sewing es deutlich besser macht und wieder nach vorne schauen kann.» In den «katastrophalen Jahren von 2016 bis 2018» führte der Brite und Ex-UBS-Finanzchef John Cryan die Bank. Er war einer der Ersten, die sich getrauten, Kritik an der Ära Ackermann zu üben.Ackermann: “Ich habe versucht, hinter den Kulissen Schweizer zu suchen, die das Geld zusammengetragen hätten”
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