Grossbanken
J.P. Morgan prognostiziert einen Vorsteuergewinn von 7 Milliarden Dollar allein in der Vermögensverwaltung. Ein Risiko sei eine politisch forcierte Abspaltung der CS Schweiz.
12. April 2023 • Beat Schmid

Die Übernahme der Credit Suisse werde aus der UBS ein “Powerhouse” im Wealth Management machen. Die Bank habe damit eines der “attraktivsten Geschäftsmodelle im globalen Bankgeschäft”, schreiben die Bankenanalysten um Kian Abouhossein von J.P. Morgan in einer Analyse.

Der gezahlte Preis von 3 Milliarden Franken sei für die UBS “attraktiv”, selbst wenn man mögliche Verluste auf CS-Vermögenswerten, Prozess- und Restrukturierungskosten hinzurechne, schreiben die Analysten weiter.

Am 19. März kam es zur Notrettung der CS durch die UBS. Der mit massiven Bundesmitteln unterstützte Deal mache die UBS, die bereits der grösste Wealth-Manager der Welt ist, noch mächtiger, heisst es. Die Bank könne ihren härtesten Konkurrenten in diesem Geschäft zum Schnäppchenpreis übernehmen – und obendrein von einem staatlichen Verlustpuffer von 9 Milliarden Franken profitieren.

10 Milliarden für die CS Schweiz

Die Transaktion habe das Potenzial, auf Basis der wirtschaftlichen Rentabilität sehr attraktiv zu sein, schreiben die Analysten von J.P. Morgan. Sie prognostizieren, dass die kombinierte Gruppe bis 2027 einen Vorsteuergewinn von 7 Milliarden Dollar in der Vermögensverwaltung erzielen könnte. Im vergangenen Jahr schrieb die UBS in diesem Bereich einen Vorsteuergewinn von knapp 5 Milliarden Dollar.

Risiken sieht Kian Abouhossein in aufkommenden politischen Forderungen. So könnte sich der Stellenabbau verzögern, wenn er zu einem politischen Thema werde. Ebenfalls als Risiko für einen “reibungslosen Ablauf der Transaktion” sieht er einen politisch forcierten Verkauf oder Börsengang der CS Schweiz.

Wie Abouhossein bereits in einer früheren Analyse geschrieben hat, könnte eine Abspaltung der CS Schweiz 10 Milliarden Dollar einbringen. Das würde den Kaufpreis für den Gesamtkonzern “mehr als ausgleichen”.

Aktienkurs reagiert positiv auf die Sondersession

Gestern startete in Bern die Sondersession zur Übernahme der CS. Wie erwartet, gingen die Emotionen hoch. Kurz vor Mitternacht sagte der Nationalrat nein zu den Bundesverpflichtungen in der Höhe von 109 Milliarden Franken, was allerdings am Deal nichts ändern wird. Zuvor sagte Ständerat ja dazu, auch das war symbolisch.

Unbeeindruckt von der Debatte zeigte sich der Aktienkurs der Grossbank, der gestern um 1 Prozent auf 18,9 Franken zulegte. Seit der angekündigten Übernahme der CS stieg die UBS-Aktie um 10 Prozent, nachdem sie zunächst schwächelte. Sie ist damit besser unterwegs als die meisten Konkurrenzbanken.

MEHR ZUM THEMA


Nach dem Totalschaden der Credit Suisse folgt die Debatte in Bern

In der heute beginnenden Sondersession diskutiert das Parlament über die Milliardenhilfe für CS/UBS. Im Raum stehen auch neue Regulierungen wie eine 20-Prozent-Eigenkapitalquote. Ex-Banker Barend Fruithof warnt vor massiven Folgen für den Werkplatz.
11. April 2023

Wer rettet eigentlich die UBS, wenn sie untergeht?

Für Finma und Politik war klar, dass es für die Credit Suisse nur eine Lösung gab – die Notfusion mit der UBS. Wenn dem so ist: Wer soll dann bei einer nächsten Krise die UBS übernehmen?
6. April 2023