Die neue Superbank
Für Finma und Politik war klar, dass es für die Credit Suisse nur eine Lösung gab – die Notfusion mit der UBS. Wenn dem so ist: Wer soll dann bei einer nächsten Krise die UBS übernehmen?
6. April 2023 • Beat Schmid

Am Mittwoch lud die Finanzmarktaufsicht nach Bern, um zu erklären, wie es zur Rettung der Credit Suisse durch die UBS kam. Finma-Präsidentin Marlene Amstad und ihr Direktor Urban Angehrn redeten fast eine Stunde lang, bevor sie den versammelten Journalistinnen und Journalisten die Möglichkeit gaben, Fragen zu stellen.

Minutiös fassten sie die Ereignisse ab Sommer des vergangenen Jahres zusammen, als sich die Vertrauenskrise bei der zweitgrössten Bank der Schweiz zuspitzte. Dabei erklärte Angehrn, dass die Lage für die CS bereits im letzten Oktober brenzlig wurde, als es zu einem ersten Bank Run kam und Kunden Gelder in Milliardenhöhe abzogen. Nur dank höheren Liquiditätspuffers, den die Finma anordnete, konnte die Grossbank damals eine drohende Zahlungsunfähigkeit vermeiden. Der zweite Bank Run im März überlebte die CS dann nicht mehr.

Angehrn zeigte eine Grafik mit den möglichen Optionen, die zur Rettung beziehungsweise Abwicklung der CS offenstanden – den Konkurs, die Sanierung und die Fusion mit der UBS. Amstad und Angehrn machten klar, dass am Ende nur eine Option infrage kam – die Fusion mit der UBS.

Eine Verstaatlichung wollte der Bund nicht. Ein Konkurs (Resolution) hätte möglicherweise eine internationale Finanzkrise ausgelöst und den Schweizer Finanzplatz nachhaltig beschädigt. Das während Jahren für den Ernstfall vorbereitete Too-Big-to-Fail-Regime erwies sich als völlig untauglich.

Wenn der Notverkauf an die UBS die einzige Option war, was bedeutet das für die Zukunft? Welche Schweizer Bank sollte bei der nächsten Krise die UBS übernehmen? Etwa Raiffeisen mit einer fünfmal kleineren Bilanzsumme oder die Zürcher Kantonalbank – ziemlich ausgeschlossen. Oder eine Grossbank aus dem Ausland? Eine US-Bank, eine französische oder eine deutsche? Ein ausländisches Institut zwingen könnte der Bundesrat nicht.

Nordea flüchtete nach Finnland unter den Euro-Rettungsschirm

Oder muss dann doch der Staat einspringen wie bei der UBS vor 14 Jahren? Könnte er das überhaupt? Als die skandinavische Grossbank Nordea vor sechs Jahren ihren Sitz von Schweden nach Finnland verlegte, ging es auch darum, dass die Bank durch den Wechsel ins Euroland Finnland unter den Rettungsschirm der Bankenunion kam, den sogenannten Fiscal Backstop.

Die Schweizer Politik wird sich bald mit der Frage beschäftigen müssen, wie sie mit der neuen, einzigen Schweizer Grossbank im Krisenfall umgehen will. Im Kern geht es um die Frage: Ist das Land willens und stark genug, um die Superbank im Notfall zu retten? Alle Optionen müssen auf den Tisch – klar ist dabei nur, dass eine Notfusion mit einer Schweizer Bank nicht mehr infrage kommt.

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