CS-Übernahme
Über ein Wochenende kam der Jahrhundert-Deal zustande – glaubte man. Gemäss eines Medienberichts soll der UBS-Präsident sich allerdings schon länger auf den Fall der Fälle vorbereitet haben. Ausgerechnet mit Hilfe seiner Ex-Kollegen.
5. April 2023 • Beat Schmid

Anfang dieses Jahres soll Colm Kelleher eine kleine Gruppe von Top-Beratern bei seinem früheren Arbeitgeber Morgan Stanley angerufen haben, um sich mit ihnen über einen Notfallplan zu beraten, wie die UBS die dem Zusammenbruch entgegenwankende Credit Suisse unternehmen könnte. Das berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg und bezieht sich Personen mit “direktem Wissen” der Vorgänge.

Das Projekt sei “streng geheim” gewesen. Nur wenige Personen bei Morgan Stanley hätten gewusst, woran ihre besten Übernahme-Spezialisten mit einer Handvoll UBS-Topkadern arbeiteten würden. Gemäss Bloomberg konnte dank dieser Vorbereitungen, die Übernahme der Credit Suisse innert weniger Tage durchgepeitscht werden.

Wann genau Colm Kelleher die Vorbereitungen initiierte und seine Ex-Kollegen anrief, wird im Bericht nicht genannt. Am 15. März, als die Credit Suisse von der Nationalbank eine Liquiditätsspritze erhielt, sei die UBS von “Kriegsspielen” quasi direkt in die Schlacht gezogen, heisst es weiter. Die UBS soll ihre bereits informierten Berater von Morgan Stanley angerufen haben sowie Banker von J.P. Morgan, von denen einige nach Zürich flogen und Geheimhaltungsvereinbarungen unterzeichneten.

Drei Stunden Schlaf

Darauf kam es zu Marathon-Verhandlungen, die am darauffolgenden Wochenende rund um die Uhr dauerten. Einige Berater hätten dabei nur drei Stunden geschlafen und nicht geduscht, heisst es weiter. Der Rest ist Geschichte: Die Eidgenossenschaft und die Nationalbank schnürten ein Rettungspaket über 209 Milliarden Franken. AT1-Anleihen um Umfang von 16 Milliarden Franken wurden auf null abgeschrieben. Die UBS kaufte die CS für 3 Milliarden Franken.

Das Schicksal der Credit Suisse wurde damit besiegelt. Es konnte auch ein Konkurs der Grossbank abgewendet werden – und damit weitreichende Folgen für die Schweiz und das internationale Finanzsystem. Wie Nationalbank-Vize Martin Schlegel Anfang dieser Woche sagte, wäre die CS am Montag illiquid gewesen. Für Colm Kelleher haben sich die Vorbereitungen gelohnt, wenn die Meldung von Bloomberg stimmt. Er machte das Schnäppchen des Jahrhunderts.

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