Schweizer Mega-Bank
Die UBS wird die CS vollständig übernehmen. Sie schluckt auch das Schweizer Retail- und Firmenkundengeschäft. Der Bund macht keinerlei Auflagen. In Gegenteil: Das Wettbewerbsrecht wurde ausgehebelt.
20. März 2023 • Beat Schmid

UBS reisst sich für 2 Milliarden die CS unter den Nagel – Schweizer Behörden stellen keine Bedingungen. Sogar das Schweiz-Geschäft kann die UBS ohne Auflagen übernehmen. Dabei verfügt die “neue UBS” in mehreren Segmenten über eine erdrückende Marktmacht.

Die CS-Schweiz sei ein "hochwertiger Aktivposten, den wir unbedingt behalten wollen”, sagte Colm Kelleher (im Bild), Verwaltungsratspräsident der UBS an der Medienkonferenz des Bundes am Sonntagabend in Bern. Damit machte er indirekt klar, dass der Bund der UBS keinerlei Auflagen machte, was das Schweizer Retail-, Privat- und Firmenkunden-Geschäft betrifft.

Im Gegenteil: Eine Prüfung durch die Wettbewerbskommission (Weko) wird es erst gar nicht geben. Es sei im Gesetz so vorgesehen, dass die Finma “im Interesse der Finanzstabilität die Rolle der Wettbewerbskommission” (Weko) übernehme, sagte Finma-Chef Urban Angehrn an der Medienkonferenz. Und da die Finma bereits grünes Licht für den Deal gab, hat die Weko somit nichts mehr dazu zu sagen.

Blocher: “Eine schlimme Sache”

Was für die UBS gut ist, wird zum Worst Case für die Schweizer Realwirtschaft. “Eine Zusammenlegung von UBS und CS wäre für den Werkplatz Schweiz eine schlimme Sache”, sagte SVP-Politiker und Unternehmer Christoph Blocher im SonntagsBlick. Es gebe Geschäfte, die international tätige Schweizer Firmen nur mit einer Grossbank, also in der Schweiz mit der UBS oder mit der CS machen könnten. “Wenn es da keinen Wettbewerb mehr gibt, sind die Firmen der alleinigen Bank ausgeliefert”, sagte er.

Tatsächlich erreicht die Mega-Bank UBS/CS in einigen Firmenkunden-Geschäften eine marktbeherrschende Stellung. Finanzplatzkenner schätzen den Marktanteil bei den ungedeckten Firmenkrediten auf 70 Prozent. Ebenso hoch ist der Marktanteil im Bereich der Handelsfinanzierungen und den Bankgarantien für Firmen.

Blocher sagte im SonntagsBlick: “Wenn wir zum Beispiel mit der Ems-Chemie grosse Investitionen im Ausland planten, holten wir jeweils eine Offerte der dazu fähigen Bank ein, das sind in der Schweiz die CS und die UBS. Vielleicht fragten wir auch noch bei einer US-Bank nach.” Durch diese Konkurrenz seien die Banken gezwungen gewesen, das bestmögliche Angebot zu machen. “Haben wir nur noch eine Grossbank, gibt es keinen Wettbewerb mehr”, sagte Blocher.

Durch die neue Konstellation werden internationale Banken nun vermehrt in den Schweizer Markt drängen. Möglicherweise wird auch die Zürcher Kantonalbank im Firmenkundengeschäft Marktanteile gewinnen. Doch bis ein gesunder Wettbewerb wiederhergestellt ist, kann es Jahre dauern.

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