Credit Suisse
Die Grossbank konnte fast alle Aktien absetzen. Doch das neue Kapitalpolster wird bereits wieder angefressen. Allein 1,5 Milliarden gehen durch Verluste im vierten Quartal wieder weg. Doch es kommt noch mehr.
8. Dezember 2022 • Beat Schmid

Die CS schafft die Kapitalerhöhung. 98,2 Prozent der neu angebotenen Aktien konnten abgesetzt werden. CS-Aktionäre zeichneten 873 Millionen der insgesamt 889 Millionen neu ausgegebenen Aktien. 16,4 Millionen neue Aktien bleiben beim Bankensyndikat hängen und müssen auf dem Markt verkauft werden.

Insgesamt beschafft sich die CS wie geplant 2,24 Milliarden Franken, wie sie Donnerstagabend bestätigte. Über eine Privatplatzierung holte sich die Bank bei der Saudi National Bank und anderen Aktionären zuvor 1,76 Milliarden Franken. Somit kommt die Bank in zwei Schritten auf rund 4 Milliarden frisches Kapital.

CS-Konzernchef Ulrich Körner sagte, dass der Abschluss der Kapitalerhöhung ein “wichtiger Meilenstein” für die “neue” Credit Suisse sei. “Sie wird es uns ermöglichen, unsere strategischen Prioritäten aus einer Position der Kapitalstärke heraus weiter zu unterstützen und eine einfachere, stabilere und stärker auf die Kundenbedürfnisse ausgerichtete Bank zu schaffen, die Mehrwert für die Aktionäre generiert”, sagte er.

Es muss jetzt einfach aufwärtsgehen

Es gibt hat keine andere Option: Es muss jetzt einfach aufwärtsgehen. Sie hat in den letzten zwei Jahren zu viel Kapital und Vertrauen verbrannt. Während fünf Quartalen reiht sie nun schon einen Reinverlust an den nächsten.

Wie lange wird das neue Geld reichen? Analyst Andreas Venditti von der Bank Vontobel sagte Anfang Woche: “Das neue Geld wird die Kapitaldecke auf 14 Prozent bringen, damit steht die Bank gut da. Allerdings hat die CS bereits angekündigt, dass sie im vierten Quartal einen Verlust von eineinhalb Milliarden Franken machen wird. Für nächstes Jahr erwartet sie wieder einen Verlust, was die Quote wieder zurückbringen wird.”

Ende Jahr werden also von den 4 Milliarden bereits 1,5 Milliarden Franken wieder weg sein. Hinzu kommen weitere, bisher nicht abschätzbare Verluste im nächsten Jahr und wohl auch im übernächsten Jahr. Die CS hat die Rückkehr in die Gewinnzone für 2025 vorausgesagt.

Auch die massiven Mittelabflüsse von 84 Milliarden Franken werden negativ zu Buche schlagen. Dadurch schrumpfen die Erträge um schätzungsweise 400 bis 700 Millionen Franken. Davon bleiben konservativ gerechnet rund 200 Millionen als Verlust hängen. Von den vier Milliarden dürfte in den nächsten Monaten bereits die Hälfte verbrannt sein.

“Gewisse Trümpfe” in der Hand

Laut Venditti hat CS noch “gewisse Trümpfe” in der Hand. Sie könnte zum Beispiel ihre letzten Immobilien verkaufen. Wie angekündigt, steht bei der CS das Savoy auf der Verkaufsliste, das gemäss Immobilienexperten rund 280 Millionen Franken einbringen könne. Verwaltungsratspräsident der Savoy Hotel Baur en Ville AG, der das Gebäude gehört und an der die CS eine Mehrheit hält, ist übrigens Urs Rohner, der ehemalige Verwaltungsratspräsident und einer der Architekten des Niedergangs der Grossbank.

Für Analyst Venditti ist nicht klar, ob Kapitalerhöhung ausreichend ist, um die CS wieder auf die Erfolgsspur zurückzuführen. “Die grosse Frage ist, was das nächste Jahr an potenziell Unvorhergesehenem auf die Bank zukommt”, sagt er.

Mit der Kapitalerhöhung befinden sich 4 Milliarden CS-Aktien im Umlauf. Bei einem Kurs von aktuell 2,94 Franken ergibt das eine Marktkapitalisierung von 11,76 Milliarden Franken. Zu diesem Preis ist die CS eine Übernahmekandidatin, die für eine grosse amerikanische oder europäische Bank attraktiv sein könnte.

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