Affäre Lescaudron
Die Grossbank muss Bidzina Ivanishvili im Bermuda-Fall entschädigen. In der Endabrechnung dürfte der Streit die UBS über eine Milliarde Dollar kosten.
25. November 2025 • Beat Schmid

Die UBS ist am Montag vor einem Gericht in London mit ihrer Berufung gegen ein Urteil der Justiz von Bermuda abgeblitzt. Ivanishvili, der schwerreiche Gründer der Regierungspartei Georgischer Traum, hatte die Lebensversicherungssparte der früheren Credit Suisse auf Bermuda auf Schadenersatz verklagt. Hintergrund war ein über Jahre betriebenes Betrugssystem seines Kundenberaters Patrice Lescaudron, das zu grossen Verlusten geführt hatte.

Ein UBS-Sprecher erklärte nach dem Entscheid gegenüber Agenturen, man nehme das Urteil zur Kenntnis. Lescaudron war 2018 wegen Betrugs und gefälschter Unterschriften zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. 2020 nahm er sich im Gefängnis das Leben.

Ivanishvili hatte die Credit Suisse Life auf Bermuda wegen Verlusten aus zwei Lebensversicherungspolicen mit einem Prämienvolumen von rund 750 Millionen Dollar verklagt. 2022 wurde ihm in erster Instanz 607 Millionen Dollar zugesprochen. Das Urteil wurde in einem Berufungsverfahren auf Bermuda bestätigt.

In der Endabrechnung über eine Milliarden Dollar

Die UBS zog das Urteil an ein spezielles Gericht in London weiter, wo Streitigkeiten aus Überseeterritorien verhandelt werden. Vor dem sogenannten Privy Council argumentierte die Bank, die Richter in Bermuda hätten zentrale Vertragsbestandteile falsch interpretiert. Das Londoner Gericht wies die Argumentation der Bank zurück und bestätigte die Haftung der Bank. Allerdings wiesen die Richter an, die Schäden auf Basis des Policenbeginns und nicht zum Zeitpunkts der Vermögensübertragung neu zu berechnen. Eine konkrete Summe nannte das Gericht nicht.

Eine weitere Beschwerde Ivanishvilis, die zusätzliche Entschädigungen wegen angeblicher arglistiger Täuschung zum Ziel hatte, wurde abgewiesen. Ivanishvili hatte bereits in einem separaten Verfahren in Singapur 461 Millionen Dollar zugesprochen bekommen. In der Endabrechnung dürfte die UBS das Kontrollversagen in Zusammenhang mit Patrice Lescaudron über Milliarden Dollar kosten.

MEHR ZUM THEMA


Interne Untersuchung der UBS zu den toxischen Range-Target-Produkten stockt

Die UBS hat bei der Aufklärung der verlustreichen Dollar-Derivate Kundenberater ins Visier genommen. Nun verzögert sich die Untersuchung. Inzwischen hat die Grossbank ihre internen Sales-Meetings unbenannt.
25. November 2025

Die UBS gibt sich im Fall Ivanishvili noch nicht geschlagen

Die Grossbank zieht das Urteil aus Bermuda über 607 Millionen Dollar gegen eine Tochtergesellschaft der Credit Suisse vor ein Spezialgericht in London. Der georgische Ex-Premier Bidzina Ivanishvili fordert eine Bestätigung.
18. Juni 2025

Milliardär Bidzina Ivanishvili nimmt jetzt auch Julius Bär ins Visier

Der georgische Unternehmer und Ex-Premierminister will die Zürcher Privatbank verklagen. Ivanishvili sieht sich als Opfer einer «politischen Erpressung».
23. Januar 2025

Amerikaner setzen Ivanishvili auf die Sanktionsliste - kurz zuvor überwies die UBS hunderte Millionen

Der georgische Milliardär und Politiker klagt gegen die Schweizer Grossbank UBS. Kürzlich verhängte US-Sanktionen beeinflussen die Auszahlung der Millionenbussen.
21. Januar 2025

Bidsina Iwanischwili fordert vor Genfer Gericht 200 Millionen von der Credit Suisse

Nach zwei Siegen auf den Bermudas und in Singapur hat der ehemalige georgische Premierminister Bidsina Iwanischwili die Credit Suisse in Genf verklagt.
9. Mai 2024