Druck auf die Löhne
Bei der Credit Suisse verdienten Directors rund 200'000 Franken. Diese Zeiten sind vorbei. Die Bezüge haben zum Teil um 30 Prozent nachgelassen. Eine Bank scheint gegen den Strom zu schwimmen.
10. November 2025 • Beat Schmid

Der Wegfall der Credit Suisse macht sich auch im Portemonnaie viele Bankangestellter bemerkbar. Zwar wird auf den Chefetagen, bei den Beratern an der Kundenfront oder in hochspezialisierten Nischen weiterhin sehr viel Geld bezahlt. Doch auf der Hierarchiestufe der Bankdirektoren sind die Saläre stark unter Druck geraten.

Bei der Credit Suisse bezog ein Director ein Salär von rund 200’000 Franken pro Jahr. In der Bankenszene ist es ein offenes Geheimnis, dass die inzwischen untergegangene Bank ihre Angestellten sehr gut entlöhnte – besser als die UBS, die Privatbanken sowie die Kantonal- und Raiffeisenbanken.

Drei Jahre nach dem Kollaps der Bank hat sich der Druck auf die Löhne verschärft. Das berichten ehemalige CS-Beschäftigte, die bei der UBS oder einer anderen Bank untergekommen sind oder sich auf der Suche nach einem Job befinden. Das Bild, das sich zeigt: Die hohen Löhne, die die CS den Bankdirektoren bezahlen konnte, sind Geschichte. Bei anderen Banken liegen die Lohnbänder zwischen 150’000 und 170’000 Franken – mit fallender Tendenz.

Ausreisserin ZKB

Bei der Privatbank Julius Bär etwa sollen die Löhne auf dieser Stufe zum Teil deutlich tiefer liegen – bei 120’000 bis 140’000 Franken. Eine Sprecherin der Bank wollte sich zu den Lohnbändern nicht äussern. Gegen den Strom schwimmt die Zürcher Kantonalbank (ZKB), die inzwischen die attraktivsten Packages für das mittlere Bankkader schnüren soll. Wo sich die Löhne genau befinden, ist ein gut gehütetes Geheimnis. Selbst Personalvertreter tappen im Dunkeln.

In Lohnverhandlungen sitzen die Banken derzeit am längeren Hebel. Weil sich immer mehr Bewerbende auf eine Stelle melden, können sie die Konditionen bestimmen. Wie stark sich die Lage verändert hat, zeigt auch ein Blick auf die monatlichen Statistiken der Arbeitsämter. Im Bankenkanton Zürich schaukelt sich die Zahl der Arbeitslosen seit drei Jahren in Wellenbewegungen nach oben. Letzte Woche vermeldete das Amt für Arbeit einen neuen Rekord im Bankensektor mit 1273 arbeitslosen Bankern – ein Anstieg von 100 Prozent gegenüber 2022.

Fahrstuhl für ein finanziell sorgenfreies Leben

Während die Löhne im Banking unter Druck geraten, steigen sie beim Staat an. Letztes Jahr haben sie eine neue Schwelle überschritten: Dank vollem Teuerungsausgleich verdienen Bundesangestellte im Durchschnitt jetzt mehr als 130’000 Franken pro Jahr. Seit 2020 sind die Löhne um fünf Prozent gestiegen. Die Schere zwischen den Gehältern in der Privatwirtschaft und in der Verwaltung geht immer weiter auseinander. Gemäss einer Studie der Universität Luzern von 2023 beträgt die Lohnlücke 11,6 Prozent – so viel mehr zahlt der Staat für eine vergleichbare Tätigkeit.

Wer einen Fahrstuhl für ein finanziell sorgenfreies Leben sucht, wird beim Staat inzwischen eher fündig. Das zeigt auch ein Blick auf die Jahresgrundlöhne, die Volksschullehrpersonen im Kanton Zürich erhalten. Lehrpersonen in der Primarschule und im Kindergarten kommen auf einen Einstiegslohn von knapp 100’000 Franken. Nach zehn Jahren erhalten sie bereits über 130’000 Franken. Maximal können sie 158’841 Franken verdienen. In der Sekundarschule beträgt der Maximallohn 181’898 Franken pro Jahr.

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