Headhunter
Der High-End-Personalvermittler arbeitete gleichzeitig für Raiffeisen und die Zürcher Kantonalbank. Das sorgt für Kopfschütteln und zeigt wie eng der Headhunter-Markt ist.
1. Oktober 2025 • Beat Schmid

Das Personalkarussell in Schweizer Banken hat Fahrt aufgenommen. In den letzten Wochen und Monaten wurden mehrere Spitzenposten neu besetzt. Am Dienstag wurde der Wechsel von Désirée von Michaelis von der UBS zur Luzerner Kantonalbank bekannt. Letzte Woche sorgte die Ernennung von Raiffeisen-Firmenkunden Chef Roger Reist in die Generaldirektion der Zürcher Kantonalbank für Aufsehen.

Wenn Spitzenjobs in Banken besetzt werden, dann ist meist ein Name nicht weit: Egon Zehnder und sein Country Manager Dominik Schaller. Seit Jahren dominiert der Headhunter die Szene in der Bankenwelt. Mit dem Platzhirsch vom Utoquai kann allenfalls noch der US-Topkadervermittler Russell Reynolds mithalten.

Wie Recherchen ergeben haben, führte Dominik Schaller das Mandat zur Besetzung der Stelle bei der ZKB. Am Ende setzte sich Roger Reist von Raiffeisen gegen starke interne Konkurrenz durch. Für Raiffeisen ist das ein Verlust und eine ärgerliche Situation: Die Bank muss nun ihrerseits wieder einen Ersatz für Reist finden. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sie wieder auf die Dienste von Egon Zehnder zurückgreifen wird.

Konfliktzonen aus dem Weg gehen

Schon wieder, muss man sagen. Denn der Headhunter war bereits bei der Nachfolge von Raiffeisen-CEO Heinz Huber aktiv, wie in der Bankenszene bekannt ist. Nach einem sechsmonatigen Suchprozess stand Gabriel Brenna, Chef von LLB, an erster Stelle der Liste. In der Endausmarchung setzte sich der Kandidat von Egon Zehnder gegen den internen Kandidaten Christian Poerschke durch, der viele Unterstützer hatte, aber letztlich vom Verwaltungsrat übergangen wurde.

Es ist eigentlich ein No-Go, dass ein Beratungsunternehmen gleichzeitig für zwei direkte Konkurrenten aktiv ist. Wie konnte das geschehen? Der Markt sei klein und es gebe nur wenige Anbieter, sagt eine Quelle aus der Headhunter-Szene. «Trotzdem hätte sich Raiffeisen unbedingt eine Exklusivität aushandeln sollen, um Konflikte zu minimieren.» Beispielsweise hätte man sich für die nächsten 12 Monate kein weiteres Mandat für einen direkten Konkurrenten geben sollen. Das war im Fall Reist aber nicht der Fall. Die beiden Suchaufträge überlappten sich über mehrere Monate hinweg.

Konflikte können sich sehr schnell ergeben. Es ist daher nicht unwahrscheinlich, dass Egon Zehnder im Rahmen der Huber-Nachfolge auch ein Dossier über Roger Reist erstellt hat. Doch wie kann ein Berater in einer solchen Situation die bestmögliche Dienstleistung im Sinne seiner Kunden bieten? Gewiefte Berater können möglichen Konfliktzonen jedoch leicht aus dem Weg gehen. Ein typisches Vorgehen ist beispielsweise, dass der Erstkontakt zum Kandidaten nicht durch den Berater selbst, sondern durch ein Mitglied des Nomination Committees initiiert wird. Im weiteren Verlauf des Prozesses übernimmt dann der Berater.

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