Signa-Klage
Die Zürcher Privatbank soll der österreichischen Immobilien- und Handelsgruppe Signa laut einer Klage als «Geldkarussell» gedient haben. Brisant ist auch die angeblich enge Verbindung zwischen Lacher und Benko. Julius Bär weist die Vorwürfe zurück.
24. September 2025 • Beat Schmid

Der Fall Benko befindet sich mitten in der juristischen Nachbearbeitung. Jetzt sind neue Informationen aufgetaucht, die die Privatbank Julius Bär belasten. Sie sind Teil einer sogenannten Anfechtungsklage, die der Wiener Insolvenzverwalter der Signa Prime – der zentralen Gesellschaft im Signa-Firmengeflecht – gegen Bär eingebracht hat. Publik machte die Klage die NZZ (Abo).

Die Klage beleuchtet verschiedene Geldflüsse, die zwischen Signa und Julius Bär geflossen sind und Fragen aufwerfen. In einem Fall geht es um Transaktionen um den Jahreswechsel 2022/23. So überweist ein Signa-Mitarbeiter am letzten Bankwerktag des Jahres Geld auf ein Signa-Konto bei Julius Bär. Er gehe davon aus, dass 60 Millionen Euro reichen sollten, schreibt er in einem Signa-internen E-Mail-Wechsel.

Wozu das Geld gebraucht wird, geht aus den Nachrichten nicht hervor, schreibt die NZZ. Klar sei jedoch gewesen, dass es eile. Den Zahlungsauftrag für die Rücküberweisung an die Signa Prime am Montag werde er umgehend bei der Bank platzieren, schreibt der Signa-Mitarbeiter weiter. Damit habe die Privatbank die finanzielle Lage der Signa bankintern besser darstellen wollen.

«Haltlose Behauptungen»

Der Insolvenzverwalter zitiert in der Klageschrift aus der E-Mail eines Signa-Mitarbeiters an die Prüfgesellschaft KPMG, die offenbar Fragen zu der Überweisung hatte. Er schreibt, dass man mit der Überweisung dem ausdrücklichen Wunsch der Bank «für eine weitere gute Geschäftsbeziehung» entsprochen habe. Und weiter: «So wie wir als Immobilienunternehmen gerne ein hohes Immobilienvermögen in der Bilanz ausweisen, zeigt die Bank gerne ein hohes verwaltetes Depotvolumen über den Jahresstichtag.»

Da das Ende der Immobilien- und Handelsgruppe bereits lange vor ihrem eigentlichen Konkurs absehbar gewesen ist, fordert der Insolvenzverwalter von Julius Bär nun Geld zurück. Konkret geht es um 62,3 Millionen Euro. Die Summe setzt sich aus mehreren Zahlungen zusammen, welche die Privatbank von der Signa Prime in den letzten Monaten vor ihrer Insolvenz erhalten hat. Julius Bär bestreitet nach Angaben der NZZ die Behauptungen und Vorbehalte des Insolvenzverwalters und weist sie als haltlos zurück.

Enge Verbindung zwischen Lacher und Benko

Die Klageschrift beleuchtet zudem die enge Geschäftsbeziehung, die Bär-Manager zu René Benko gepflegt haben sollen. Neu ist, dass Benko offenbar direkten Zugang zum damaligen Verwaltungsratspräsidenten Romeo Lacher gehabt haben soll. Er habe dem Signa-Gründer geholfen, Kredite von Julius Bär zu erhalten, und sei ein Vertrauter von ihm gewesen, schreibt die NZZ. Lacher ist inzwischen zurückgetreten. Die Finma hat ein Enforcement gegen Julius Bär eingeleitet.

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