Nachdem die USA am Wochenende Luftschläge gegen iranische Atomstandorte geflogen sind, richten sich die Augen der Finanzmärkte auf Teheran. Die Reaktion der Islamischen Republik dürfte für die kurzfristige Entwicklung an den globalen Handelsplätzen entscheidend sein.
Nach den Luftschlägen stieg der Preis für Brent-Rohöl am Montag um bis zu 5,7 Prozent und pendelte sich zuletzt mit einem Plus von knapp 2 Prozent ein. Die geopolitische Risikoprämie ist damit zurück – insbesondere mit Blick auf mögliche Einschränkungen in der Strasse von Hormus, über die rund 20 Prozent des weltweiten Bedarfs an Erdöl und Flüssiggas transportiert werden.
Trotz der Spannungen bleiben die Marktreaktionen bislang vergleichsweise moderat. Der S&P 500 gab um rund 0,3 Prozent nach und liegt trotz jüngster Rückgänge nur etwa 3 Prozent unter seinem Allzeithoch vom Februar. Der Dollar notiert wieder knapp über dem Niveau von Anfang Juni. An den asiatischen Börsen fiel der MSCI-Asien-Index auf den tiefsten Stand seit drei Wochen.
Ölpreis auf 110 Dollar?
Wie die UBS heute in einem Marktkommentar schreibt, rechnet die Grossbank nicht damit, dass die Eskalation des Konflikts zu einer längerfristigen Unterbrechung der Ölversorgung führen wird, die das globale Wachstum gefährden oder die Zentralbanken vor erhebliche Herausforderungen stellen könnte. «Daher glauben wir, dass kurzfristige Kursverluste an den Aktienmärkten eine Chance für untergewichtete Anleger darstellen könnten, um Positionen aufzubauen», heisst es im Kommentar.
Die UBS geht zudem davon aus, dass der US-Dollar kurzfristig zulegen könnte. An ihrer mittelfristigen Einschätzung einer anhaltenden Schwäche der US-Währung hält sie jedoch fest.
Es scheint, als würde Unsicherheit zunehmend zur Konstante an den Märkten – und diese zeigen sich immer weniger beeindruckt. Ob das so bleibt, ist allerdings offen. Sollte es tatsächlich zu physischen Unterbrüchen bei den Öllieferungen durch die Strasse von Hormus kommen, könnten die Preise für Brent-Rohöl laut Schätzungen von Goldman Sachs kurzfristig auf bis zu 110 Dollar pro Barrel steigen.