Umbau des Risk-Bereichs
Die Zürcher Privatbank tauscht ihren Risikochef aus und sucht einen Chief Compliance Officer. Das deutet auf hartnäckige Probleme mit der Finma hin. Zudem muss die Bank wegen Krediten nochmals Millionen zurückstellen.
21. Mai 2025 • Beat Schmid

In ihrem Interim Statement zu den ersten vier Monaten macht die Privatbank Julius Bär en passant eine brisante Ankündigung: Im Zuge einer umfassenden Überprüfung der Bereiche Risiko, Compliance und Recht habe die Gruppe weitreichende organisatorische Anpassungen beschlossen. Die Umstrukturierung ist mit personellen Konsequenzen verbunden.

Chief Risk Officer Oliver Bartholet wird seine Aufgaben abgeben, bereits per 1. Juli aus der Konzernleitung ausscheiden und sich bis Ende Jahr in den Ruhestand verabschieden; er ist Jahrgang 1966. Seine Nachfolge tritt Ivan Ivanic an, der erst im Februar 2025 von der UBS zu Julius Bär stiess und sich in den letzten Monaten in die Rolle des Chief Credit Officer und Head Financial Risk einarbeitete. Als neuer Chief Risk Officer wird er in die Geschäftsleitung aufgenommen.

Bei der UBS war Ivanic unter anderem als Chief Risk Officer in Asien sowie zuletzt im Bereich Non-Core and Legacy in London tätig. Wie Julius Bär weiter mitteilt, sollen gewisse CRO-Funktionen abgespalten und in die Rechtsabteilung unter Leitung von Group General Counsel Christoph Hiestand überführt werden.

Ebenfalls neu: Julius Bär soll eine eigenständige Compliance-Einheit erhalten. Deren Leiter oder Leiterin wird direkt an CEO Stefan Bollinger rapportieren und Einsitz in die Konzernleitung nehmen. Damit wird das Executive Board von fünf auf sechs Personen erweitert. Wer neuer Chief Compliance Officer wird, soll demnächst bekannt gegeben werden, heisst es weiter.

Neue Rückstellungen

Im Zuge der Reorganisation im Risikobereich hat die Bank zudem überraschend weitere Rückstellungen angekündigt. Nach den «gezielten Überprüfungen» der Portfolios für Private Debt (u.a. Benko-Kredite) und strukturierte Lombardkredite im vergangenen Jahr habe die neue Führung eine «umfassendere Analyse» des restlichen Kreditportfolios vorgenommen. Dabei seien «strengere Massstäbe» an die Kreditqualität sowie an die Tiefe der Kundenbeziehung im Wealth Management angelegt worden, so die Privatbank.

Infolge dieser Neubewertung wurden die Wertberichtigungen für ausgewählte Positionen sowohl im Hypothekenbuch als auch im verbleibenden Private-Debt-Portfolio erhöht. Insgesamt ergibt sich daraus ein Nettoaufwand von 130 Millionen Franken, der sich negativ auf das Ergebnis auswirkt.

Vor wenigen Tagen kamen via Inside Paradeplatz Gerüchte über einen Rücktritt von Oliver Bartholet auf. Diese haben sich nun materialisiert. Seine Absetzung und die Neuorganisation deuten auf hartnäckige Probleme hin, die möglicherweise in Zusammenhang mit Untersuchungen durch die Finanzmarktaufsicht stehen könnten, die bisher nicht bekannt sind.

Im Februar wurde bekannt, dass die Finma ein Enforcement-Verfahren im Zusammenhang mit dem Private-Debt-Geschäft gestartet hat.

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