Swissmem-Umfrage zeigt
Die Blitzumfrage des Industriellenverbandes bringt auf den Punkt, was die UBS gerne unter den Teppich kehrt. Sie zeigt, dass die Grossbank auch bestehenden Firmenkunden, die nie mit der CS zusammenarbeiteten, schlechtere Konditionen aufgedrückt hat.
18. September 2024 • Beat Schmid

Die Schweizer Maschinen-, Metall- und Elektroindustrie hat die Karten auf den Tisch gelegt. Rund 300 Unternehmen haben an einer Blitzumfrage des Verbandes Swissmem teilgenommen. Das Ergebnis sorgt für Schlagzeilen: 23 Prozent der Befragten gab an, dass sich die Bankdienstleistungen der UBS verschlechtert hätten. Gegenüber dem letzten Jahr hat sich die Zahl der Unzufriedenen verdoppelt. Swissmem-Präsident Martin Hirzel sagte: «Wir sind enttäuscht von der UBS.»

Bisher nicht beleuchtet wurde, dass sich unter den 23 Prozent auch einige Unternehmen befinden, die nie eine Kundenbeziehung mit der CS hatten, sondern ausschliesslich mit der UBS zusammenarbeiteten. Bisher wurden die Umfrageergebnisse jedoch so interpretiert, dass die UBS vor allem bei der bestehenden CS-Kundschaft neue, schlechtere Konditionen durchgesetzt habe. Die UBS-Vertreter sagten mehrfach, dass die Kredite der CS viel zu tief bepreist waren.

Aus den letzten Seiten der Umfrage, die tippinpoint vollständig vorliegt, geht jedoch hervor, dass auch Industrieunternehmen, die exklusiv mit der UBS zusammenarbeiten, über schlechtere Konditionen klagen. Unter den rund 300 Befragten befinden sich 75 Industriebetriebe, die nur mit der UBS zusammenarbeiten. Von diesen geben 12 Unternehmen (16 Prozent) an, dass sich die Qualität und/oder die Konditionen verschlechtert haben.

In den meisten Fällen (42 Prozent) setzte die UBS die schlechteren Bedingungen nach «Neuverhandlungen von Bankdienstleistungen nach Auslaufen des bestehenden Vertrags» durch. Bei anderen (17 Prozent) nach «ausserordentlichen Verhandlungen im Rahmen eines laufenden Vertrags».

Bei der Frage, welche Dienstleistungen sich verschlechtert haben, steht die Kreditvergabe an erster Stelle (73 Prozent der UBS-Kunden, 76 Prozent der CS- oder CS/UBS-Kunden). Grosse Unterschiede zeigen sich vor allem bei Spezialitäten wie Leasing- und Factoring-Dienstleistungen sowie bei der Exportfinanzierung, wo sich Qualität und Konditionen vor allem für CS- oder CS/UBS-Kunden verschlechtert haben.

Factoring ist ein Geschäft, aus dem sich die UBS zurückziehen wird. Laut der Chefin von UBS Schweiz, Sabine Keller-Busse, hat die CS diese Dienstleistung für 200 Kunden erbracht. Wie gross diese Kunden sind, sagte sie nicht. Diese Firmenkunden müssen sich neue Partner suchen. Beim Factoring geht es um die Finanzierung ausstehender Kundenrechnungen.

Sabine Keller-Busse hat am Dienstag in einem Interview auf die Swissmem-Umfrage reagiert. In der HandelsZeitung (Abo) sagte sie: «Wir nehmen jedes Feedback sehr ernst, und Swissmem ist ein wichtiger Partner für die UBS, mit dem wir im regelmässigen Austausch stehen. Und wir werden auch die Umfrage und die entsprechenden Rückmeldungen der rund 300 Swissmem-Mitglieder mit Swissmem zusammen im Detail besprechen.»

Laut der Schweiz-Chefin zeigen eigene Umfragen, dass die Zufriedenheit mit den Banken im Jahr 2024 «generell gesunken» ist, wobei die UBS im Vergleich besser abschneidet. Einer der Haupttreiber sei «das Thema Pricing - vor allem bei Krediten und Hypotheken». Dies sei auf das «veränderte Marktumfeld» zurückzuführen, so Keller-Busse.

Es wäre interessant zu erfahren, was sich aus Sicht der Industrieunternehmen bei der Kreditvergabe genau verschlechtert hat. Ist es der Zinssatz, der ohne Zutun der UBS nach oben geklettert ist? Sind es die Risikozuschläge, die die UBS erhöht hat? Oder ist es die Zinsmarge, die sie nach oben geschraubt hat? Das geht aus der Umfrage nicht hervor.

HSLU-Studie: Hohe Finanzierungskosten in der Industrie

Die Verschuldung der Schweizer Unternehmen nimmt zu. Der Bestand des verzinslichen Fremdkapitals ist in den letzten zehn Jahren deutlich gestiegen. Die Summe stieg per Ende 2023 im Vergleich zum Vorjahr um rund 4 Prozent an und erreichte einen neuen Höchstwert von 256 Milliarden Franken. Dies geht aus einer Mittwoch veröffentlichten Studie der Hochschule Luzern hervor. Die höchsten Fremdkapitalkosten weisen Industrieunternehmen mit einem Wert von 2,9 Prozent aus. Am besten kommt die Immobilienbranche weg, dort belaufen sich die Kosten für Fremdkapital durchschnittlich auf 1,3 Prozent (Abbildung). «Im Vergleich zum Vorjahr ist ein Anstieg der Kosten in sämtlichen Branchen zu beobachten», sagt Studienleiter Thomas Birrer. «Angesichts des höheren Zinsniveaus ist dies keine Überraschung. Wenn man genau hinschaut, gibt es auch Silberstreifen am Horizont: Betrachtet man den Zeitraum zwischen 2014 und 2023, können sich die meisten Branchen über eine leicht rückläufige Tendenz freuen», so Birrer.

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