Grosse Unzufriedenheit
Eine Umfrage des Industriellenverbandes zeigt: Die UBS muss deutlich mehr tun, wenn sie als vertrauenswürdiger Partner der Schweizer Wirtschaft wahrgenommen werden möchte.
16. September 2024 • Beat Schmid

Fast ein Viertel der Schweizer Produktions- und Industrieunternehmen hat seit der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS schlechtere Kreditkonditionen oder einen schlechteren Service erlebt. Dies ergab eine Umfrage des mächtigen Branchenverbandes Swissmem.

«Wir sind enttäuscht von der UBS», sagte Swissmem-Präsident Hirzel der «NZZ am Sonntag» (Abo), die die Umfrage publik machte. Die Bank habe stets versichert, die Bedeutung der Technologieindustrie anzuerkennen und ein verlässlicher Partner zu sein. «Die hohe Zahl der betroffenen Unternehmen zeichnet nun ein anderes Bild.»

Der Anteil der Befragten, die die Umfrage negativ beantworteten, hat sich seit letztem Jahr mehr als verdoppelt. Hirzel befürchtet, dass sich dieser Trend fortsetzt. Bei rund der Hälfte der betroffenen Firmen erfolgte die Verschlechterung bei Neuverhandlungen nach Ablauf eines Vertrages. Bei 15 Prozent setzte die UBS Anpassungen durch, obwohl der Vertrag noch gültig war.

In den schriftlichen Rückmeldungen drückten die Industriellen ihre Enttäuschung aus, die vereinzelt in «Wut und Groll» umschlage, so der Swissmem-Präsident. Die Vertreter der Realwirtschaft ärgern sich auch über die bürokratischen Entscheidungsprozesse. Ein Unternehmer aus der Romandie schildert, was auch aus anderen Regionen zu hören ist. Kundenberater und Regionalchefs sind praktisch abgemeldet: «Die Leute in der lokalen Filiale haben nichts mehr zu sagen. Die Zürcher Zentrale entscheidet», sagt er.

«Dankbar für das Versprechen von Sergio Ermotti»

Die Umfrage ist ein Schlag für die UBS. Überraschend sind die Ergebnisse allerdings nicht. Dass die Unzufriedenheit mit der Megabank an der industriellen Basis wächst, ist bekannt und mehrfach beschrieben worden. Erstaunlich ist, dass der Verband Swissmem erst eineinhalb Jahre nach dem Zusammenbruch der Credit Suisse auf die Pauke haut.

Viel zu lange hat sich Swissmem-Präsident Martin Hirzel von der UBS einlullen lassen. In einem denkwürdigen Doppelinterview mit UBS-Chef Sergio Ermotti sagte er Ende 2023: «Ich bin sehr dankbar für das Versprechen von Sergio Ermotti gegenüber dem Werkplatz Schweiz und den KMU.» Das war bestenfalls naiv. Denn schon bei der letzten Umfrage vor einem Jahr gab es klare Anzeichen, dass sich die Bedingungen für die Industrieunternehmen verschlechtern.

Die Ergebnisse der Umfrage stehen in krassem Gegensatz zu den Aussagen von Sabine Keller-Busse, Chefin der UBS Schweiz. Entgegen dem «Lärm» in der Öffentlichkeit gebe es derzeit eine wachsende Unterstützung für die kombinierte Bank, sagte Keller-Busse vergangene Woche an einer Investorenkonferenz der UBS auf dem Wolfsberg. Mit 99 Prozent der Firmenkunden habe man keine Probleme. Sie führte aus, dass die CS die Kredite viel zu billig vergeben habe. Die Krise der Credit Suisse habe gezeigt, warum eine Bank ein Geschäftsmodell brauche, das eine «risikogerechte Bepreisung» der angebotenen Dienstleistungen durchsetzt.

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