Ein US-Richter hat die Klagen mehrerer Investoren abgewiesen, die Goldman Sachs und Morgan Stanley beschuldigt hatten, den unkontrollierten Zusammenbruch des milliardenschweren Hedgefonds Archegos verursacht zu haben. Der US-Bezirksrichter Jed Rakoff in Manhattan wies die Klagen der Investoren wegen Marktmanipulation und Insiderhandels ab.
Ein anderer Richter hatte die Klagen bereits im vergangenen März abgewiesen, den Investoren aber erlaubt, die beiden Wall-Street-Banken erneut zu verklagen. Dies ist nach dem jüngsten Urteil nicht mehr möglich.
Bill Hwang, der Gründer von Archegos, nutzte sogenannte Total Return Swaps, um verdeckt riesige Beteiligungen an Firmen wie ViacomCBS, Discovery und Baidu aufzubauen. Die Aktien befanden sich jedoch in den Büchern der Prime Broker von Archegos. Dazu gehörten neben Morgan Stanley und Goldman Sachs auch Credit Suisse und UBS sowie weitere Investmentbanken. Insgesamt belief sich das Aktienengagement auf 160 Milliarden Dollar.
Die Investoren werfen Goldman Sachs und Morgan Stanley vor, von den Problemen bei Archegos gewusst und damit Kasse gemacht zu haben. Die Grossbanken hätten ihr Insiderwissen genutzt, um sich rechtzeitig von ihren Aktienbeständen zu trennen. Die Anleger hingegen hätten durch die gemeinsamen Verkäufe enorme Verluste erlitten. Der US-Richter kam zu einem anderen Schluss. Die Urteilsbegründung steht noch aus.
Auch UBS und CS gehören zu den «Opfern»
Das Urteil dürfte auch die Credit Suisse und die UBS interessieren. Beide Banken sehen sich zumindest teilweise in einer Opferrolle. Im Gegensatz zu den beiden angeklagten Investmentbanken konnten sie die Aktien nicht rechtzeitig verkaufen und erlitten massive Verluste.
Als Bill Hwang mit Archegos in Schwierigkeiten geriet, verhandelte er mit US-Banken über eine Finanzspritze. Erst bei diesen Verhandlungen erfuhren die Banken von den enormen Engagements, die Hwang bei den Firmen eingegangen ist. Es besteht der Verdacht, dass sie diese Information zu ihrem eigenen Vorteil ausgenutzt haben. UBS und Credit Suisse gehörten nicht zum Kreis der angefragten Banken.
Im Zuge des Archegos-Zusammenbruchs im März 2021 hatten grosse Investmentbanken Verluste in der Höhe von 10 Milliarden Dollar erlitten. Mehr als Hälfte des Verlusts geht auf das Konto der Credit Suisse. Die UBS verlor 770 Millionen Dollar. Andere Banken konnten die Papiere zum Teil rechtzeitig verkaufen und so den Schaden minimieren.