Massenentlassung
Die UBS wird diffus bleiben, wenn sie diese Wochen den grössten Stellenabbau in der Schweizer Bankgeschichte ankündigen wird. Lieber spricht sie von Kosten.
28. August 2023 • Beat Schmid

Diesen Mittwoch kommt der UBS-Verwaltungsrat zusammen. Er wird entscheiden, wie die Bank mit der CS Schweiz verfahren wird. Es ist davon auszugehen, dass er der Vollintegration zustimmen wird – alles andere wäre eine riesige Überraschung. Der Entscheid wird am Donnerstagmorgen kommuniziert und im Laufe des Vormittags der Öffentlichkeit im Detail vorgestellt.

Damit wird auch die Marke Credit Suisse zu Grabe getragen – nach 167 Jahren wird sie das Zeitliche segnen. Der Schweizer Finanzplatz wird nicht mehr derselbe sein. Die UBS wird zur dominierenden Bank in der Schweiz, die vor allem im Geschäft mit Firmenkunden und sogenannten institutionellen Anlegern wie Pensionskassen die Konditionen diktieren kann – es sei denn, die Wettbewerbskommission zeigt der Grossbank die Grenzen auf.

Es ist auch davon auszugehen, dass die UBS keine konkreten Zahlen zum Stellenabbau nennen wird. Das hat sie in den letzten Jahren auch nie getan. Sie spricht lieber von Kosten, die sie senken werde. Das wird sie auch jetzt tun: Es ist deshalb realistisch zu erwarten, dass Sergio Ermotti das bereits im März in Aussicht gestellte Kostensenkungsziel von jährlich acht Milliarden Franken nochmals präzisieren wird.

Daraus lässt sich grob ableiten, wie viele Arbeitsplätze wegfallen werden. UBS und Credit Suisse kamen im März zusammen auf 120'000 Beschäftigte. Davon dürften rund 35'000 Stellen abgebaut werden. Da bei der Credit Suisse seit März rund 10'000 Personen die Bank verlassen oder gekündigt haben, dürften effektiv noch 25'000 Stellen wegfallen.

Das letzte Mal, dass die UBS konkrete Zahlen zum Stellenabbau nannte, war im Jahr 2012, als Sergio Ermotti in einer seiner ersten Amtshandlungen den Abbau von bis zu 10'000 Stellen im Zusammenhang mit der Verkleinerung der Investmentbank ankündigte. Ermotti strebte eine Reduktion von 64'000 auf 54'000 Mitarbeitende an. Das ehrgeizige Ziel wurde bei weitem nicht erreicht.

10'000 Stellen in der Schweiz

Am stärksten betroffen sind das Investmentbanking und die Schweizer Einheit. Allein im Heimmarkt dürften 10'000 Stellen verschwinden. Grosse Überschneidungen gibt es bei den Filialstandorten. UBS und CS sind in über 100 Städten und Dörfern mit einer Filiale vertreten – je nach Grösse arbeiten dort zwischen fünf und 30 Personen. Hinzu kommen zahlreiche Stellen in den Verarbeitungszentren und der Informatik. Für die klassischen Filialmitarbeitenden sieht die Zukunft düster aus.

Ein hochrangiger Kadermann sagt, Sergio Ermotti werde am Donnerstag erklären, dass der Stellenabbau sozialverträglich und wenn möglich über Frühpensionierungen erfolgen soll. Das Geld dafür ist vorhanden: Die UBS konnte die CS zum Dumpingpreis von drei Milliarden Franken übernehmen. Der innere Wert der CS war um ein Vielfaches höher.

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