CS-Übernahme
Nach den vernichtenden Aussagen von Colm Kelleher sinkt der Marktwert der CS-Banker, die sich nach neuen Jobs umsehen müssen. Dass der UBS-Präsident falsch lag, wird sich bald zeigen.
22. August 2023 • Beat Schmid

Der Integrationsprozess der Schweizer Grossbanken schreitet zügig voran. Viele CS-Kader auf Stufe Managing Director und Director haben inzwischen Bescheid erhalten, ob sie zur UBS wechseln können oder nicht. Bitter ist es für diejenigen, die keinen Call erhalten haben. Sie bleiben vorerst bei der Credit Suisse und können hoffen, dass ihre Rolle noch eine Weile erhalten bleibt.

Mit der Nichtberücksichtigung haftet ihnen das Stigma an, für die UBS nicht gut genug zu sein. UBS-Chef Colm Kelleher und Ermotti selbst haben immer wieder betont, dass sie einen strengen Filter für CS-Führungskräfte anwenden werden. UBS-Chef Colm Kelleher sagte kurz nach dem historischen Bankendeal im März: «Wir wollen keine schlechte Kultur in die UBS bringen. Es gab eine schlechte Kultur bei der Credit Suisse. Aber das Schweizer Geschäft der CS ist gut. Es gibt gute Leute im Investmentbanking der CS, aber wir müssen sie durch einen Kulturfilter bringen.»

«Wer will schon einen CS-Banker einstellen, der im Kulturfilter der UBS hängen geblieben ist», sagt ein CS-Kadermann. Das sei die Höchststrafe, wie ein Vermerk im Zeugnis: Betragen ungenügend. Kellehers Aussagen seien «geschäftsschädigend» und würden die Stellensuche erschweren. Angefragte Headhunter wollen das on-the-record so nicht bestätigen. Einer sagt hinter vorgehaltener Hand, die pauschale Kulturfilter-Aussage werde den meisten CS-Angestellten sicher nicht gerecht.

Das Messer in den Rücken gestochen

Kellehers Aussage ist auch im historischen Kontext irritierend. Als die US-Investmentbank Lehman Brothers in Konkurs ging, hat niemand direkt auf die Angestellten geschossen und sie als verantwortungslose Hallodris dargestellt. Die meisten Banker, die im Herbst 2008 die Bank durch den Haupteingang verliessen, fanden bei der nächsten Investmentbank einen neuen Job.

«Jetzt stellt die UBS alle CS-Banker als Risikoträger dar, was ihren Marktwert schmälert», sagt ein Beobachter. Die UBS habe den CS-Bankern das Messer in den Rücken gestochen und drehe es nun um.

Dass nicht alles schlecht war, wird sich spätestens Ende August zeigen, wenn die UBS ihre Halbjahreszahlen veröffentlicht. Der Kursanstieg der UBS-Aktie deutet darauf hin, dass sich am Markt allmählich die Meinung durchsetzt, dass die UBS mit dem Kauf der Credit Suisse ein Schnäppchen gemacht hat. Die Aktie hat in den letzten vier Wochen um 10 Prozent (auf 20.60 Franken) zugelegt und sich damit besser entwickelt als die meisten Konkurrenzbanken.

Bankanalyst Alastair Ryan von der Bank of America hat nach dem Verzicht auf die 9-Milliarden-Garantie des Bundes das Kursziel nochmals deutlich von 23 auf 27 Franken angehoben. Die Zwangsfusion mit der Credit Suisse mache aus industrieller Sicht viel Sinn.

Wenn das alles stimmt und die Übernahme so viel Sinn ergibt, dann kann die CS nicht so schlecht gewesen sein – und damit auch die Leute nicht, die die Bank betrieben haben.

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