Kommentar
Eine Deloitte-Studie zeigt: Schweizer Firmen verspüren zwar Druck von allen Seiten, Massnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen. Doch ausgerechnet nicht von den Banken.
31. Januar 2023 • Beat Schmid

Die Schweiz soll ein weltweit führender Finanzplatz im Bereich Sustainable Finance werden. Das ist das strategische Ziel, das der frühere Finanzminister Ueli Mauer vorgegeben hatte. Als sein letztes Werk verabschiedete der Bundesrat den Bericht für einen nachhaltigen Finanzplatz. Mit 15 Massnahmen soll der Finanzplatz seine Position als einer der “weltweit führenden Standorte für nachhaltige Finanzen weiter ausbauen”, heisst es da.

Doch wie gut sind die Banken bei dem Thema wirklich? Was machen sie? Und, vor allem: Wie sehr nutzen sie ihren Einfluss – als Finanzierer, als Kreditgeber von Unternehmen? Eine Umfrage von Deloitte zeigt, dass Schweizer Firmen zwar Druck von allen Seiten verspüren, Massnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen. Doch ausgerechnet nicht von den Banken.

In der Deloitte-Umfrage rangieren die Finanzinstitute an achter und letzter Stelle. Der grösste Druck geht von der Regierung und dem Regulator aus, gefolgt von der Zivilgesellschaft (Medien, Aktivisten), dem Management und Verwaltungsrat, den Kunden, den Aktionärinnen, konkurrierenden Unternehmen sowie von den eigenen Beschäftigten.

Zwar nehmen Schweizer Unternehmen generell weniger Druck wahr als anderswo auf der Welt. Doch der tiefe Wert der Schweizer Banken ist augenfällig und passt nicht zu den Ansprüchen der Branche.

Denn viele Kreditinstitute haben sich dazu bekannt, ihre Bankbilanzen zu entkarbonisieren, ein Netto-Null-Ziel zu verfolgen. Doch wenn es darum geht, einem Kunden die Finanzierung eines Projekts zu verweigern oder anderswie Einfluss zu nehmen, scheint der Spass aufzuhören. Das ist einerseits verständlich, denn niemand will Geschäft an die Konkurrenz verlieren. Doch wenn die Branche tatsächlich weltweit Vorreiterin sein will, müsste sie den schönen Worten auch Taten folgen lassen.