200-Millionen-Fonds
Zusammen mit dem französischen Luxuskonzern investiert die Britin in Jungfirmen, die aus Algen Wolle produzieren oder Kunststoffe unendlich oft rezyklierbar machen.
23. Dezember 2022 • red.

Stella McCartney hat vegane Handtaschen, Kunstpelze auf pflanzlicher Basis sowie Kleider aus biotechnologisch hergestellter “MicroSilk” auf den Laufsteg gebracht. Die britische Designerin ist auch Nachhaltigkeitsberaterin des Luxuskonzerns LVMH, der 2019 eine Minderheitsbeteiligung an ihrem Unternehmen übernahm. Zuvor besass der Luxuskonzern Kering 50 Prozent an der Marke der britischen Designerin.

Weniger bekannt ist, dass McCartney auch eine der Erstinvestorinnen des Risikokapitalfonds Collab SOS ist – ein 200-Millionen-Dollar-Vehikel, an dem auch LVMH beteiligt ist. Der Fonds investiert in Start-ups, die neue tierfreie Materialien entwickeln oder im Bereich der erneuerbaren Energien und Lieferketten tätig sind. Die Idee ist es, dass McCartney und LVMH zu Kunden dieser Firmen werden und die Markteinführung beschleunigen können.

Der Prozess ist dreistufig aufgebaut: In einer Startphase müssen die Unternehmen einen Umsatz von 0,5 bis 1 Million Dollar erzielen. Dann soll der Umsatz mit Hilfe der Zusammenarbeit mit McCartney auf 3 bis 5 Millionen hochgeschraubt werden. In dieser Phase sollen die letzten Technologie-Risiken ausgemerzt werden. In der letzten Stufe würde dann LVMH einsteigen, was den Umsatz auf 30 Millionen vervielfachen würde.

Start-ups auch ausserhalb des Modebusiness

Zu den 14 Erstinvestitionen des Fonds gehören Start-ups, die nichts mit dem Modebusiness zu tun haben. Darunter befinden sich Firmen wie Square Roots, die im Bereich der vertikalen Landwirtschaft aktiv ist und vom Bruder von Elon Musk mitgegründet wurde. Oder das Start-up Brimstoine Energy, das an einem Zement mit “negativer” CO2-Bilanz forscht und vom Breakthrough Energy Fund von Bill Gates unterstützt wird.

Im Collab SOS Fund befinden sich Texil-Start-ups wie Keel Labs, das ein Garn auf Algenbasis entwickelt hat. Stella McCartney glaubt, daraus eine brauchbare vegane Alternative zu Wolle herstellen zu können. Auch dabei ist Protein Evolution, ein Start-up, das sich zum Ziel setzt, Kunststoffe wie komplexe Polyester-, Acryl- und Nylonmischungen unendlich oft rezyklierbar zu machen. McCartney liefert dem Unternehmen Polyester- und Nylonreste aus vergangenen Kollektionen, damit diese zu neuwertigen Fasern rezykliert werden können.

"Herr Arnault: Lass uns das jetzt tun"

Stella McCartney hat mit Collab SOS ein klares Ziel, wie sie kürzlich in einem Interview mit der "Financial Times" sagte: “Wir werden diese Technologien perfektionieren und auf den Laufsteg bringen. Sobald alles sitzt und Preis stimmt, können wir die Produkte auf den Markt bringen. Und dann sage ich zu Herr Arnault: Lass uns das jetzt tun.”

Und wenn Herrn Arnault ja sagt, dann dürften es auch die Start-ups geschafft haben. Der Luxusmagnat Bernard Arnault scheint ein moderner König Midas zu sein. Alles, was er berührt, wird zu Gold. Das macht auch ihn unendlich reich: Mit einem Vermögen von 191 Milliarden Dollar ist er aktuell der reichste Mann der Welt.