Net-Zero-Allianz
Der Rückzug des riesigen US-Fondsmanagers aus der Net-Zero-Allianz ist ein Schlag. Doch der Sustainability-Trend lässt sich dadurch nicht brechen. Ein Kommentar.
8. Dezember 2022 • Beat Schmid

Politiker von republikanisch dominierten US-Bundesstaaten haben einen Sieg errungen. Ihr permanenter Druck hat dazu geführt, dass der amerikanische Fondsriese Vanguard sich aus der GFANZ-Allianz zurückzieht.

“Wir haben uns zum Rückzug entschlossen, um unseren Anlegern die gewünschte Klarheit über die Rolle von Indexfonds zu verschaffen und darüber, wie wir über wesentliche Risiken, einschliesslich klimabezogener Risiken, denken”, erklärte das amerikanische Unternehmen. Zudem wolle man klarstellen, ”dass Vanguard unabhängig über Themen spricht, die für unsere Anleger wichtig sind”.

Bei der GFANZ handelt es sich um eine im Vorfeld der letztjährigen Klimakonferenz in Schottland initiierten Allianz von Finanzunternehmen, bis 2050 ein Nettonull-Ziel anzustreben. Initiiert wurde die Glasgow Financial Alliance for Net Zero (GFANZ) vom ehemaligen Notenbanker und Uno-Klimabeauftragten Mark Carney. Wichtige treibende Kraft ist auch Michael Bloomberg, der Gründer der gleichnamigen Nachrichtenagentur und Politiker der US-Demokraten.

Vanguard wird sich dem Sustainability-Trend nicht entziehen können

Konkret zieht sich Vanguard von der Suborganisation der Asset-Manager zurück, der Net Zero Asset Managers (NZAM), die insgesamt verwaltete Vermögen von 66 Billionen Dollar ausweist. Allein Vanguard kommt auf über sieben Billionen Dollar. Mit dem Ausscheiden des Unternehmens wird die Allianz also deutlich kleiner.

Der Ausstieg ist eine Blamage für Mark Carney und Michael Bloomberg, welche die GFANZ gemeinsam als Ko-Vorsitzende leiten. Insgesamt gehören der GFANZ und allen Sub-Organisationen über 450 Finanzinstitute an, die rund 150 Billionen verwalten.

Der Ausstieg von Vanguard ist aber kein Totalschaden. Er bietet die Chance, über Sinn und Unsinn von dieser und anderen Organisationen nachzudenken, die das Ziel einer dekarbonisierten Wirtschaft auf die Fahnen geschrieben haben. Durch den Aktivismus der Initianten fühlten sich einige Firmen-Chefs schon fast gezwungen, bei der Organisation mitzumachen, obwohl sie vielleicht nur halbherzig hinter den Ideen standen.

Am allgemeinen Sustainability-Trend wird der Ausstieg deshalb kaum etwas ändern. Selbst Vanguard wird sich dem Trend nicht entziehen können, denn viele Kunden verlangen nach Anlagelösungen, die Umweltaspekte berücksichtigen. Auch Asset-Owner sehen das so: Der Chef des norwegischen Staatsfonds Nicolai Tangen sagte gestern an einer Veranstaltung der FT in London, dass sein 1,3 Billionen Dollar-Fonds gegen die Verwaltungsräte stimmen werde, die kein Netto-Null-Ziel verfolgen.