Grossbanken
Noch orientiert die CS ihre Lohnpolitik an den Wall-Street-Riesen J.P. Morgan und Goldman Sachs. Mit dem Rückzug aus wichtigen Teilen des Investmentbankings muss sich die Grossbank aber von Millionenboni verabschieden.
10. Oktober 2022 • Beat Schmid

Im Jahr 2018 verdiente CS-CEO Tidjane Thiam 12,7 Millionen Franken. Er war mit Sergio Ermotti einer der bestbezahlten Bankmanager in Europa. Sein Nachfolger Thomas Gottstein verdiente im Jahr 2020 noch 8,53 Millionen Franken. Damit war er immer noch einer der bestbezahlten Finanzmanager nach Ermotti. Gottstein wurde Mitte Februar CEO, hochgerechnet auf ein ganzes Jahr hätte er entsprechend mehr erhalten.

Dann kam der Sturz: Letztes Jahr gab es noch 3,8 Millionen Franken für Gottstein. Besser bezahlt war sein Finanzchef David Mathers, der mit über vier Millionen Franken der höchstbezahlte CS-Manager auf Stufe Geschäftsleitung war. Der Grund für Gottsteins Lohnkürzung waren die beiden Grossflops Archegos und Greensill. Seine Bonuskomponenten wurden um 77 Prozent gekürzt.

CS vergleicht ihre Lohnpolitik mit 18 Banken

Die Kürzung des CEO-Salärs hatte indessen keinen Einfluss auf die allgemeine Lohnpolitik des Credit Suisse. So greift die Grossbank bei der Festlegung von Bonusbestandteilen fürs Top-Management weiterhin auf eine Gruppe von total 18 Vergleichsbanken zurück. In alphabetischer Reihenfolge sind dies: Banco Santander, Bank of America, Barclays, BBVA, BNP Paribas, Citigroup, Deutsche Bank, Goldman Sachs, ING Group, Intesa Sanpaolo, J.P. Morgan, Julius Bär, Morgan Stanley, NatWest Group, Nordea Bank, Société Générale, Standard Chartered und UBS.

Wie im Vergütungsbericht nachzulesen ist, wurden diese Banken vom Vergütungsausschuss des Verwaltungsrats als “Benchmark für den Leistungsvergleich auf Basis der Grösse, der geografischen Reichweite und der Geschäftsaktivitäten” ausgewählt.

Zwar wird die Credit Suisse erst am 27. Oktober über ihre Umbaupläne orientieren, doch bereits jetzt ist klar, dass die CS ihre Investmentbank-Aktivitäten stark herunterfahren wird. Die Bank sucht nach Käufern für Abteilungen wie das Verbriefungs- oder das Kapitalmarktgeschäft.

Doch wenn die CS de-facto aus dem US-Investmentbanking aussteigt, kann sie die Löhne konsequenterweise auch nicht mehr mit Wall-Street-Banken vergleichen. Auf der Liste der 18 Vergleichsbanken befinden sich die vier US-Schwergewichte Goldman Sachs, J.P. Morgan, Morgan Stanley, Citigroup und Bank of America.

James Gorman von Morgan Stanley und David Solomon von Goldman Sachs strichen im letzten Jahr ein Gehalt von 35 Millionen Dollar ein. Jamie Dimon von J.P. Morgan erhielt 34,5 Millionen und Brian Moynihan von Bank of America 32 Millionen. Der Citigroup-CEO bekam 22,5 Millionen Dollar.

Nicht nur bei CEO-Löhnen spielen Wall-Street-Banken in einer anderen Liga

Nicht nur bei den CEO-Löhnen spielen die vier US-Banken in einer anderen Liga, sie tun dies auch in Bezug auf die Ertragskraft und die Börsenkapitalisierung. Morgan Stanley wird an der Börse mit 135 Milliarden Dollar bewertet. Goldman Sachs mit 102, J.P. Morgan 311 Milliarden. Citigroup mit 81,7, Bank of America 247 Milliarden Dollar. Zum Vergleich: Die Marktkapitalisierung der CS beträgt 10 Milliarden Franken.

Weiterhin vergleichen kann sich die CS mit europäischen Banken. In der Peergroup verdienen die CEOs allerdings deutlich weniger: Banco Santander (umgerechnet in Franken: 7,1 Mio.), BBVA (7 Mio.), BNP Paribas (3,5 Mio.), Deutsche Bank (8,5 Mio.), ING Group (2,1 Mio.), NatWest Group (4,4 Mio.) oder Nordea Bank (1,9 Mio.). Mit Ausnahme der Deutschen Bank sind alle Banken deutlich besser an der Börse bewertet als die CS.

Der Vergleich zeigt auch: Die Löhne von Schweizer Bankenchefs sind hoch. Wie erwähnt, sind die CEOs der UBS in Europa seit Jahren die Spitzenverdiener. Im Vergleich üppig ist das Lohnpaket von Julius-Bär-Chef Philipp Rickenbacher, der letztes Jahr 6,53 Millionen bezog. Mit 3500 Beschäftigten, einem Gewinn von 1 Milliarde Franken und einer Marktkapitalisierung von weniger als 10 Milliarden Franken ist sie im Vergleich zu allen anderen europäischen Banken allerdings ein Zwerg.

Wie viel wird Ulrich Körner verdienen?

Interessant wird sein, wie viel der neue CS-CEO Ulrich Körner verdienen wird. Als Chef des Asset Managements dürfte er etwa 5 Millionen Franken verdient haben. Angesichts der Umbaupläne und des damit verbundenen Ausstiegs aus wichtigen Teilen des US-Investmentbankings wird die CS auch bei der Lohnpolitik fürs oberste Management über die Bücher gehen müssen. Darüber äusserte sich die Bankführung bisher aber nicht.

Auch muss man sich fragen, ob die im Vergleich sehr hohen Honorare für die Mitglieder des Verwaltungsrats noch gerechtfertigt sind. Langzeitpräsident Urs Rohner verdiente im Jahr 2019 4,7 Millionen Franken.

Zweistellige Millionensaläre, wie sie in den letzten 20 Jahren üblich waren, dürften mit der strategischen Neuorientierung vorbei sein. Einen für die Aktionäre halbwegs akzeptablen CEO-Lohn dürfte die Grenze von 7,5 Millionen Franken nicht übersteigen.

Pimco und Centerbridge am Verbriefungsgeschäft interessiert
Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg haben die US-Investmentgesellschaft Pimco sowie eine Investorengruppe um die ebenfalls amerikanische Investmentgruppe Centerbridge Interesse am Geschäft für verbriefte Produkte der Credit Suisse.

Die Grossbank gab Ende Juli bekannt, einen Käufer diese Geschäft zu suchen. Da dieser Bereich gute Margen abwirft und mit dem Rest der Bank wenig zu tun hat, hat ein Verkauf gute Aussichten. Der Erlös wird auf rund 2 Milliarden Franken geschätzt.

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