CS-Kurssturz
Es ist verständlich, dass die Grossbank unter allen Umständen eine Kapitalerhöhung verhindern will. Doch selber in der Hand hat die CS das nicht mehr.
4. Oktober 2022 • Beat Schmid

Die sogenannten Credit Default Swaps (CDS) der Credit Suisse haben gestern einen neuen Höchststand erreicht. Sie sind von 250 auf 350 Basispunkte hochgeschnellt. Das heisst, die Märkte schätzen die Konkurswahrscheinlichkeit der CS deutlich höher ein als noch Ende letzte Woche.

Der aktuelle CDS-Wert bedeutet, dass Gläubiger 350 Franken bezahlen müssen, um eine Anleihe über 10’000 Franken gegen den Ausfall abzusichern – so viel wie seit vielen Jahren nicht mehr.

Gleichzeitig ist der Wert der Anleihen gefallen. Und auch der Aktienkurs der Grossbank begab sich nach dem Börsenstart am Montag in den “freien Fall”, wie Agenturen die Entwicklung beschrieben haben. Die Titel tauchten auf den Tiefpunkt von 3 Franken und 52 Rappen ab, ehe sie sich wieder erholten und bei knapp unter 4 Franken schlossen.

Bankführung reagierte nicht

Nachdem übers Wochenende in Social-Media-Kanälen Spekulationen über den baldigen Bankrott der Bank herumgereicht wurden, war klar, dass die CS an der Börse ein weiteres Waterloo erleben würde. Zumal es CEO Ulrich Körner unterlassen hatte, am Montag den Marktgerüchten entschieden entgegenzutreten.

Die grosse Frage ist, ob die Grossbank eine Kapitalerhöhung durchführen muss oder nicht. Aus dem Innern der Bank ist seit Tagen zu hören, dass dies nicht nötig sei, da die Bank über ausreichend dicke Kapitalpolster verfüge.

Der Plan der Bank ist es, über Verkäufe von Vermögenswerten und Devestitionen genügend Mittel zu generieren, um die Restrukturierung der CS-Investmentbank auch ohne zusätzliches Kapital der Aktionäre durchziehen zu können. Allerdings, und das ist das Problem: je tiefer der Aktienkurs fällt, um so schwieriges wird es, den Plan umzusetzen und gute Preise herauszuholen. Zudem brauchen Verkäufe immer auch viel Zeit, welche die CS nicht hat. Der Kapitalbedarf wird von verschiedenen Analysten auf vier bis fünf Milliarden Franken geschätzt.

Die Verwerfungen könnten die Pläne der CS durchkreuzen

Die Verwerfungen der letzten Tage könnten den Plan der Bank durchkreuzen und Bedingungen schaffen, die am Ende eine Kapitalerhöhung unumgänglich machen. Das ist dann der Fall, wenn es der Bank nicht gelingt, das Vertrauen der Märkte, der Kundinnen und Kunden und auch der Gegenparteien wiederherzustellen.

Deshalb sind die nächsten Tage entscheidend. Findet der Aktienkurs einen Boden oder steigt sogar wieder an, könnte der Bank eine unpopuläre Kapitalerhöhung erspart bleiben. Wenn nicht, müssen die Aktionäre der Credit Suisse in den sauren Apfel beissen.

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