“Larifari-Prüfungen”
Trotz Weissgeldstrategie konnte ein ukrainischer Oligarch bis 2019 zwielichtige Transaktionen durchführen. Eine schlechte Figur habe die Finanzaufsicht FMA gemacht, heisst es in einem Medienbericht.
28. August 2022 • red.

Bei der Liechtenstein Finanzaufsicht FMA soll es schwere Mängel geben, wie das deutsche Nachrichtenmagazin “Spiegel” berichtet. Den Journalisten ist offenbar ein vertraulicher Prüfbericht von Deloitte hin die Hände gespielt worden, den die Aufsichtsbehörde beim Beratungsunternehmen in Auftrag gegeben hatte.

Wie der "Spiegel" schreibt (Artikel bezahlpflichtig) konnte der ukrainische Oligarch Kostjantyn Schewago trotz der proklamierten “Weissgeld-Strategie” Liechtensteins bis 2019 “nahezu unbehelligt” eine Kleinbank für “undurchsichtige Geschäfte einspannen”, Konten einrichten und offenbar nach Belieben Gelder verschieben. Es soll sich dabei um die Union Bank handeln. Diese wurde vor zwei Jahren aufgelöst und befindet sich in Liquidation. Gegen ein früheres Organ läuft ein Strafverfahren.

Der Ukrainer hatte über die Stiftung Tremezzo die Bank im Jahr 2013 übernommen. Anschliessend richtete das Institut Konten für 16 Unternehmen ein, die in Verbindung zu dem Milliardär standen. Und dies obwohl es sich bei Schewago “um eine politisch exponierte Person” aus einem Staat handelte, der “als stark korruptionsanfällig galt”, wie die Prüfer von Deloitte feststellten. Der Bank sei es von Anfang an klar gewesen, dass es Schewagos Ziel war, “Transparenz zu vermeiden”. So etwas berge ein “hohes Missbrauchspotenzial”.

Bedenkliche Informationslage der Bank

Gemäss Deloitte hatte die Tremezzo-Stiftung den Auftrag, den Lebensstandard der Oligarchenfamilie zu sichern. Die Stiftung hatte Verbindungen zu mehreren Offshore-Gesellschaften, die sich um private Vermögenswerte kümmerten. Bei einem Vehikel, der Waltham Ltd, blickten die Prüfer selbst kaum durch. "Die ungenügende Informationslage der Bank sei umso bedenklicher, als die Waltham Ltd. auch zur Deckung privater Bedürfnisse in stattlichem Umfang beansprucht wurde", hielten die Deloitte-Prüfer fest. Das Vermögen Schewagos wird auf eine Milliarde geschätzt.

Gemäss Spiegel hatten die Compliance-Leute der Union Bank kaum eine Ahnung, ob das Geld aus sauberen oder schmutzigen Quellen stammte. "Die Geschäftsleitung verfügte in den Jahren 2013 und 2014 nicht über die nötigen Informationen, um eine ausreichende Einschätzung der Risiken vorzunehmen", heisst es in dem Deloitte-Bericht.

Das Handeln der Bank sei ungenügend gewesen. Es sei zu Finanzströmen gekommen, die laut Deloitte einen Verdacht auf Geldwäsche begründen. Obwohl die Bank der Finanzaufsicht im Jahr 2019 gemeldet hatte, alle Beziehungen zu Schewago einzustellen, habe sie weitere elf Transaktionen durchgeführt.

Der "Spiegel" kritisiert die FMA scharf. Im Artikel wird von “Larifari-Prüfungen” und von einer offenbar unfähigen oder unwilligen Finanzaufsicht gesprochen. Erst als die Union Bank auch noch in Geschäfte mit dem “Pariastaat Venezuela” einstiegen sei, griffen die staatlichen Kontrolleure durch. Die Finanzmarktaufsicht des Fürstentums sieht das anders. Liechtenstein toleriere keine Geldwäscherei und die Bekämpfung funktioniere, liess das Amt ausrichten. Man habe dieselben hohen Standards wie die EU.