Zwischen Unternehmen und institutionellen Aktionären bestehen «weiterhin grosse Verständnislücken», kommt die Swipra Corporate Governance Survey zum Schluss, die bereits zum 13. Mal durchgeführt wurde. Ein Dauerbrenner bleiben die Vergütungen. Auch nach über zehn Jahren intensiver Diskussionen seien sie ein «kontroverses Thema mit wenig Vertrauen» in die aktuellen Vergütungssysteme, schreibt Swipra.
Während 62 Prozent der Unternehmen überzeugt sind, dass langfristige Anreizmodelle die Interessen von Management und Aktionären wirksam aufeinander abstimmen, teilen nur 33 Prozent der Investoren diese Einschätzung. Bei den kurzfristigen Boni öffnet sich die Schere noch weiter: 89 Prozent der Unternehmen attestieren ihren Modellen eine klare Leistungsorientierung, doch nur 35 Prozent der Aktionäre sehen das ebenso.
Die Folge sei ein anhaltendes Vertrauensdefizit, das sich auch auf Reputationsrisiken auswirkt. Aktionäre beurteilen viele Systeme weiterhin als zu stark zugunsten der Geschäftsleitung ausgestaltet, insbesondere wenn es um die Auswahl von Peer Groups oder die Messlogik der Zielerreichung geht. In der Summe entstehe ein Bild, in dem Schweizer Verwaltungsräte beim Thema Vergütung noch immer auf weitgehend blindes Vertrauen setzen.
Verwirrung um Nachhaltigkeitsberichte
Auch im Bereich Nachhaltigkeit zeigen sich Wahrnehmungsunterschiede. Zwar attestieren 81 Prozent der Firmen ihren Verwaltungsräten ein wachsendes Nachhaltigkeitsbewusstsein, doch weniger als die Hälfte der Aktionäre teilt diese Sicht. Noch deutlicher fällt der Vertrauensverlust bei Klima-Transitionsplänen aus: Während nahezu alle Unternehmen (98 Prozent) an deren Wirksamkeit glauben, zeigen sich nur 48 Prozent der Aktionäre überzeugt.
Zwar können die Investoren seit Kurzem Nachhaltigkeitsberichte abstimmen. Doch viele wissen nicht genau, worüber sie eigentlich befinden sollen – über die strategische Bedeutung, die Qualität der Offenlegung oder die effektiven Fortschritte gegenüber den gesetzten Zielen.

