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Unicredit-Chef Andrea Orcel steht womöglich bald vor seinem Ziel, den Commerzbank-Aktionären ein Übernahmeangebot zu machen.
25. August 2025 • red.

Unicredit-Chef Andra Orcel lässt nicht locker. Die italienische Grossbank Unicredit hat ihren direkten Anteil an der Commerzbank, Deutschlands zweitgrösster Bank, auf rund 26 Prozent ausgebaut. Zudem kündigte die Mailänder Bank an, auch die noch ausstehenden Finanzinstrumente «zu gegebener Zeit» in Aktien umzuwandeln. Dadurch würde der Anteil auf etwa 29 Prozent steigen. Sobald die 30-Prozent-Schwelle überschritten ist, wäre Unicredit gesetzlich verpflichtet, den übrigen Aktionären ein offizielles Übernahmeangebot vorzulegen.

Unicredit-Chef Andrea Orcel wirbt seit Monaten für einen grenzüberschreitenden Zusammenschluss – und das ungeachtet des Widerstands in Deutschland. Mit der Hypovereinsbank (HVB) ist die Bank bereits in Deutschland vertreten. Auf deutscher Seite überwiegt dagegen die Sorge, ein solcher Zusammenschluss könne zu Filialschliessungen und erheblichem Stellenabbau führen.

Der Einstieg der Italiener begann im September, als der deutsche Staat einen Teil seiner Beteiligung an der Commerzbank abgab. Unicredit erwarb zunächst knapp unter 10 Prozent der Anteile direkt und sicherte sich über Finanzinstrumente Zugriff auf weitere fast 19 Prozent. Anfang Juli wandelte das Institut einen Teil dieser Instrumente in Aktien um und stieg so mit gut 20 Prozent zum grössten Einzelaktionär auf – vor dem Bund, der noch rund 12 Prozent hält und weitere Verkäufe ausschliesst.

Eine der grössten grenzüberschreitenden Banken-Transaktionen

Sowohl die Commerzbank als auch die deutsche Regierung stellten sich bisher gegen Orcels Vorstoss. Vertreter von Management und Politik bezeichnete den Angriff wahlweise als «feindlich» und «unabgestimmt und unfreundlich». Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp will mit einer harten Sparpolitik und steigenden Gewinnen die Eigenständigkeit verteidigen.

Ob das gelingt, ist fraglich. Von regulatorischer Seite drohen Unicredit jedenfalls keine grösseren Hürden. Die Europäische Zentralbank (EZB) und die deutschen Wettbewerbsbehörden hatten bereits grünes Licht für eine Aufstockung des Anteils auf knapp unter 30 Prozent erteilt. Es ist nicht zu erwarten, dass sich an dieser Haltung etwas ändert. Eine Übernahme der Commerzbank wäre eine der grössten grenzüberschreitenden Banken-Transaktionen im Euroraum der letzten Jahre.

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