Mit einer Bilanzsumme von rund 1,6 Billionen Dollar ist die UBS für Schweizer Verhältnisse enorm gross. Keine global systemrelevante Bank ist derart gross im Vergleich zur Volkswirtschaft ihres Heimmarktes. Genau deshalb fordert Christoph Blocher, SVP-Doyen und vor langer Zeit selbst Mitglied des Verwaltungsrats der Grossbank, eine Aufspaltung des Konzerns.
Seine in der SonntagsZeitung ventilierte Idee erregte breite Aufmerksamkeit – und brachte seine eigene Partei in Erklärungsnot. Denn ein Grossteil der SVP-Fraktion stellt sich geschlossen hinter die UBS und bekämpft vehement die geplanten strengeren Eigenkapitalvorschriften des Bundes. Doch Blocher kann die Stimmung im Land besser lesen als seine Parteikollegen, die mit ihrer Grossbanken-freundlichen Politik an der Basis vorbei politisieren.
Doch liesse sich das US-Geschäft der UBS überhaupt abtrennen – und was wäre gewonnen? Blocher verweist auf den Spinoff des US-Geschäfts von Holcim. Was in der Zementbranche funktionierte, müsse auch bei einer Grossbank möglich sein, so sein Argument. Die UBS habe ihre amerikanischen Einheiten über Jahrzehnte zusammengekauft – entsprechend könne sie diese theoretisch wieder veräussern.
Das Problem mit der Liquidität
Mehrere Fachleute bestätigen, dass eine solche Operation technisch machbar wäre. Die Bank könnte in zwei rechtlich unabhängige Einheiten aufgespalten werden. Die stark US-lastige neue UBS würde in New York kotiert, während das Schweizer Geschäft mitsamt der internationalen Vermögensverwaltung in der Schweiz verbliebe. Die heutigen Aktionäre erhielten zwei Titel: eine Aktie der «alten» UBS und eine der neuen US-UBS. Entsprechend gäbe es zwei Geschäftsleitungen, zwei Verwaltungsräte und zwei unterschiedliche Regulierungsregimes. Das Grössenproblem wäre dadurch entschärft. Die Bilanz der alten UBS würde deutlich risikoärmer.
Blocher argumentiert zudem, eine Aufspaltung könne sogar zusätzlichen Wert schaffen, weil die beiden Teile an der Börse höher bewertet würden. Doch ob ein solcher Mehrwert tatsächlich entstünde, ist höchst unsicher. Viele Beobachter halten vielmehr das Gegenteil für plausibel. Durch die Halbierung würden entscheidende Grössenvorteile verloren gehen. Besonders deutlich wäre das bei der Bewirtschaftung der Liquidität zu spüren. Eine integrierte Grossbank kann liquide Mittel flexibel und effizient zwischen Regionen und Geschäftsbereichen verschieben. Nach einer Aufteilung wäre diese Flexibilität weitgehend verloren.
Doppelter Handel
Hinzu kommt ein erheblicher organisatorischer Zusatzaufwand. Praktisch jede für die Steuerung relevante Einheit müsste doppelt aufgebaut werden: nicht nur Funktionen wie HR oder IT, sondern auch zentrale Bereiche wie der Handel mit Wertschriften. Heute arbeitet die UBS mit einer einzigen, integrierten Handelsplattform. Nach einer Abspaltung müsste eine zweite Plattform aufgebaut werden – ein Projekt im Milliardenbereich. Die Kosten wären, so ein Insider, «prohibitiv hoch».
Auch auf Produktebene würden sich Reibungsverluste ergeben. Die meisten komplexen Anlageprodukte entstehen im Investment Banking und werden über das Wealth Management vertrieben. Diese enge Verzahnung wäre künftig stark eingeschränkt. Ferner müsste das Beratungsgeschäft für Firmenübernahmen eigentlich der neuen UBS zugeteilt werden. Doch was geschieht dann mit den Investmentbankern in der Schweiz, die hierzulande Firmen beraten? Für die alte UBS müssten zumindest Teile des Investmentbankings neu aufgebaut werden.
Rückzug wäre billiger
Ein Spinoff wäre kaum praktikabel, und für die Aktionäre wohl eher ein schlechter Deal. Falls die UBS zu radikalen Massnahmen greifen müsste, wäre es für die Aktionäre besser, wenn die Bank das Amerika-Geschäft abstossen oder herunterfahren würde. Blocher hat recht, wenn er sagt, dass die UBS in den USA in den vergangenen Jahrzehnten vor allem Wert vernichtet hat. Obschon es UBS-Grossaktionäre wie Blackrock gibt, die sich schon in diese Richtung geäussert haben, scheint das aktuelle Topmanagement zu einem Rückzug nicht bereit zu sein. UBS-Chef Sergio Ermotti hat mehrfach gesagt, dass «shrinking» keine Option sei.
Die UBS schreibt in einer Stellungnahme: «Eine Aufsplittung der Bank würde zu einem massiven Wertverlust für alle Anspruchsgruppen von UBS führen. UBS hat ein einzigartiges, global diversifiziertes Geschäftsmodell mit einem vergleichsweise tiefen Risikoprofil, das sich auch in ausserordentlichen Situationen bewährt hat und als Anker der Stabilität und Prosperität dient.»

