Vor dem Investorentag
Der schwedische Investor drängt auf eine strategische Neuausrichtung des Basler Versicherungskonzerns und will höhere Dividenden sehen. Notfalls will er den Verwaltungsrat aufmischen.
9. September 2024 • Beat Schmid

Wenige Tage vor dem Investorentag erhöht Cevian Capital den Druck auf Baloise. Die Aktivisten aus Schweden teilten via «Financial Times» mit, dass sie neu einen Anteil von 9,4 Prozent am Basler 9-Milliarden-Finanzkonzern halten. Mit diesem Anteil sei Cevian nun grösster Aktionär des Unternehmens, teilte der Investor mit. Blackrock und UBS/CS halten je über 7 Prozent.

Cevian-Partner Robert Schuchna sagte dem britischen Finanzblatt, Baloise habe «die Chance, ein erstklassiger Schweizer Versicherer zu werden. Wir glauben, dass das Unternehmen erhebliches Wertpotenzial hat». Baloise erklärte, sie äussere sich nicht zu einzelnen Aktionären, freue sich aber auf den Investorentag am 12. September.

Cevian fordert offenbar, dass sich der Konzern auf Länder konzentriert, in denen er bereits einen hohen Marktanteil hat, und dass ein höherer Gewinnanteil an die Aktionäre ausgeschüttet wird. Ausserdem sollen mehr Mittel für Investitionen im Heimatmarkt verwendet werden.

Der Kapitalmarkttag von dieser Woche werde von Cevian als «letzte Chance» gesehen, so die FT. Andernfalls sei ein Eingriff in die Unternehmensführung «unabdingbar». Wenn Baloise nicht tut, was Cevian will, werde der Investor darauf drängen, mehr Versicherungs-Know-how in den Verwaltungsrat zu bringen.

Der Aktienkurs von Baloise hat sich in den letzten Jahren im Vergleich zu den wichtigsten Konkurrenten unterdurchschnittlich entwickelt. Während Zurich, Helvetia, Swiss Life und Axa zulegen konnten, gaben die Titel des Basler Versicherers nach. Baloise hat zu Beginn des Jahres ihre Start-up-Investitionsstrategie aufgegeben, in deren Rahmen sie jährlich rund 50 Millionen Franken in neue Unternehmen investiert hatte. Ziel war es, bis 2025 einen Umsatz von rund 350 Millionen Franken zu erwirtschaften. Baloise beteiligte sich an Firmen wie Batmaid, die Reinigungskräfte vermittelt, oder Parcandi, eine Parkplatz-App.

An der letzten Generalversammlung gab es einen Paukenschlag. ZCapital gelang es mit Hilfe der Stimmrechtsvertreter ISS und Glass Lewis, eine Statutenbestimmung zu kippen, die die Eintragung von mehr als zwei Prozent der Aktien verhindert. Präsident Thomas von Planta argumentierte vergeblich, dass «die grundlegende Motivation von Eintragungs- und Stimmrechtsbeschränkungen darin liegt, die Rahmenbedingungen für eine langfristige Perspektive von Unternehmen sicherzustellen».

Ende Mai meldete Cevian Capital eine Beteiligung von 3,12 Prozent an Baloise. Zuvor hatte der Investor mit einer Beteiligung an der UBS für Schlagzeilen gesorgt. Kurz vor Weihnachten gab er bekannt, 1,3 Prozent an der UBS zu halten. Bekannt wurde der schwedische Investor in der Schweiz vor allem durch sein Investment bei ABB.

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