Die Krise der Credit Suisse, die einst die Finanzwelt in Atem hielt, ist mittlerweile in Vergessenheit geraten. Die entschlossene Reaktion der Schweizer Behörden hat das Vertrauen in das heimische Bankensystem eher gestärkt, während andere Finanzkrisen in Europa und den USA deutliche Spuren hinterliessen. Aus externer Sicht wirkt das Schweizer Finanzsystem heute stabiler denn je.
In den letzten zwei Jahren standen vor allem zwei Themen im Fokus der Investoren: Künstliche Intelligenz (KI) und Therapien gegen Fettleibigkeit. Beide Sektoren weisen ein enormes Wachstumspotenzial auf, Schweizer Unternehmen spielen dabei jedoch nur eine untergeordnete Rolle. Bei der KI zeigen sich zunehmend Bremsspuren, da trotz hoher Investitionen die Umsetzung in konkrete Anwendungen eher schleppend verläuft. Dies und die konjunkturellen Unsicherheiten könnten daher den hoch bewerteten Technologieaktien schaden. In einem solchen Umfeld bieten Schweizer Aktien, die für ihren defensiven Charakter bekannt sind, eine stabile Anlageoption.
SMI – attraktiv bewertet und defensiv
Schweizer Unternehmen wie Nestlé und Novartis mögen zwar nicht mit spektakulären Wachstumsraten aufwarten, haben sich aber in der Vergangenheit als widerstandsfähig erwiesen und konnten sich in Zeiten der Marktkonsolidierung meist auch besser behaupten, was ihnen nun zugute kommt. Ausserdem scheint das Schweizer Aktiensegment angemessen bewertet – der SMI-Index wird mit dem 22-fachen der zukünftigen Gewinne gehandelt, während die durchschnittliche Bewertung der amerikanischen Unternehmen im S&P 500 bei etwa 27 liegt. Die Qualität der Schweizer Unternehmen rechtfertigt den Preis, auch wenn das Wachstumspotenzial der US-Unternehmen höher zu sein scheint.
Ein weiterer Vorteil für Schweizer Unternehmen ist die Geldpolitik der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Um der globalen Inflation zu begegnen, setzte die SNB auf einen starken Franken. Diese Strategie hat sich ausgezahlt: Die Inflation blieb unter Kontrolle, und die SNB konnte die Zinsen bereits zweimal senken – eine weitere Senkung könnte folgen. Mit einem Leitzins von 1,25 Prozent in der Schweiz, verglichen mit 5,5 Prozent in den USA, können Schweizer Unternehmen deshalb günstiger Kredite aufnehmen und damit ihre Investitionen auch besser finanzieren. Die Dividendenrendite des SMI von 3 Prozent macht Schweizer Aktien auch für Pensionskassen attraktiver, insbesondere im Vergleich zu den niedrigeren Renditen von Unternehmensanleihen.
Vom Zauber des Schweizer Systems
Nicht zuletzt ist die politische Stabilität der Schweiz ein unschätzbarer Vorteil. Während in den USA die politische Unsicherheit im Vorfeld der Wahlen zunimmt und z.B. in Frankreich die Auflösung der Nationalversammlung mit Neuwahlen zu wirtschaftlicher und fiskalischer Instabilität geführt hat, bietet die Schweiz ein stabiles, konsensorientiertes politisches System, inklusive der Zauberformel. Diese Stabilität könnte sich für Investoren in einer sich ständig verändernden Welt als zunehmend attraktiv erweisen.
Nicolas Mougeot ist Head of Investment Strategy & Sustainability, Indosuez Wealth Management.