Notenbank-Bitcoin
Weltweit wird digitales Zentralbankgeld erprobt. Die Schweizerische Nationalbank setzt dabei auf ein Modell, bei dem die Geschäftsbanken eine zentrale Rolle spielen werden.
27. Juni 2023 • Beat Schmid

In der Schweiz gebe klare Anzeichen, dass sich das neue «Finanz-Ökosystem» langsam etabliere. «Diese tokenisierte Ökosystem wird effizienter sein als das alte System», sagte SNB-Chef Thomas Jordan auf einem Podium. Er betonte aber auch, dass neue Risiken entstehen könnten und man vor allem regulatorische und rechtliche Aspekte im Auge behalten müsse.

Beim Thema digitales Zentralbankgeld – in Fachkreisen spricht man von Central Bank Digital Currency (CBDC) – scheiden sich die Geister. Die einen Zentralbanken arbeiten an Projekten zur Ausgabe von elektronischem Zentralbankgeld an Privatkunden (Retail CBDC). Andere, darunter die Nationalbank, befürworten ein System, bei dem der elektronische Franken über die Geschäftsbanken verteilt wird (Wholesale-CBDC).

Am «Point Zero Forum», das die Schweiz zusammen mit Singapur am Montag und Dienstag beim Flughafen Zürich organisiert, diskutierte Thomas Jordan mit Kollegen der Zentralbanken von Israel und Mauritius über die Vor- und Nachteile der verschiedenen CBDC-Konzepte. Es ist kein Geheimnis, dass die Nationalbank Retail-CBDC-Konzepten ablehnend gegenübersteht, während die Gouverneure von Israel und Mauritius sie befürworten.

«Never say never»

SNB-Präsident Thomas Jordan sagte zwar, er schliesse Retail-CBDC nicht a priori aus («Never say never»), aber für ihn überwiegen die Nachteile. Das grösste Problem sieht Jordan im Zugang zur Bilanz der Nationalbank. Heute kann die SNB ihre Geldpolitik über die Geschäftsbanken steuern, die direkt mit der Notenbank verbunden sind.

Die zentrale Frage für Jordan lautet: «Wie definiert man den Zugang zu einer Zentralbank?» Wenn die SNB ein Retail-CBDC-System einführen würde, hätte potenziell eine unbegrenzte Anzahl von Nutzern Zugang zur Bilanz. Letztlich läuft es auf die Frage hinaus, wie viel von den Ersparnissen der Schweizer auf der Bilanz der Nationalbank landen wird.

Wenn grosse Teile der Ersparnisse auf einer Bilanz liegen, birgt das Risiken. «In einer Krise könnte es zu einem Run nicht nur auf eine einzelne Bank, sondern auf ein ganzes System kommen», sagte er.

Wem soll man Zugang zur Notenbankbilanz gewähren?

Dieses Problem verschärft sich bei einer auch international nachgefragten Währung wie dem Schweizer Franken. Wem soll man Zugang zur Notenbankbilanz gewähren, sind es nur inländische Nutzer oder auch solche aus dem Ausland? «All diese Fragen haben grossen Einfluss auf die Geldpolitik», so Jordan.

Jordan sprach am Montag auch über ein neues Pilotprojekt, das die Nationalbank mit der Schweizer Börse SIX lancieren wird. Das Wholesale-CBDC-Projekt soll Chancen und Risiken für Geschäftsbanken aufzeigen. Die SIX Digital Exchange (SDX) soll als Clearingstelle für den tokenisierten Franken dienen.

Die SNB arbeitet seit längerem an eigenen und internationalen CBDC-Projekten, in früheren Projekten waren unter anderem die Finanzbehörden von Singapur oder der Innovation Hub der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) involviert.

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